„Das Klima wartet nicht auf uns“

Isny – Die Klimakrise hat im Wahlkampf nahezu keine Rolle gespielt. Umso mehr ein Grund für das Regionale Energieforum Isny (REFI), Manfred Walser von den Scientists for Future zu einem Vortrag in die Mensa des Schulzentrums einzuladen, wie REFI in seiner Pressemitteilung erklärt.
„Wir wollen nicht nur informieren und aufrütteln“, beschrieb Guntram Fischer, Vorsitzender von REFI, die Aufgaben des Vereins. Für das Aufrütteln war der Vortrag Walsers, der in der Einführung auf die Grundlagen des Treibhauseffekts einging, durchaus geeignet.

Die Klimakrise, unter der die Menschheit zunehmend leidet, hat sie selbst verursacht. Darüber herrsche in der Wissenschaft zu 100 Prozent Konsens, erklärte Walser. Weltweit sei die 1,5 Grad-Marke gerade überschritten worden, in der Nordhälfte sogar die Zwei-Grad-Marke. Die bekannten Folgen sind Hochwasser, Dürre, Waldbrände und Stürme. Kipppunkte sind Punkte, ab denen sich die Erderwärmung nicht mehr aufhalten lasse und ab 1,5 Grad-Erderwärmung steige die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten der Kipppunkte stark an.
“Es muss schnell gehandelt werden”
„Es braucht schnelles Handeln“, betonte Walser. Es tue sich viel, aus wissenschaftlicher Sicht aber nicht genug. „Das Klima wartet nicht auf uns“, mahnte er. Eine Lösung sei der CO2– und Emissionshandel. Ab 2027 sei mit deutlich steigenden Preisen bei Erdgas, Heizöl, Benzin und Diesel zu rechnen und damit weniger Nachfrage. Damit drohe jedoch manchen Menschen die Energiearmut und daher sei soziale Abfederung notwendig. Demgegenüber stehen die gleichbleibend niedrigeren Kosten für den Strombedarf von Wärmepumpen, bei deren Nutzung Deutschland zu den Schlusslichtern gehört, und einige Länder sogar um ein Vielfaches weiter sind als Deutschland. Wie übrigens auch bei der E-Mobilität.
“Atommüll ist Hypothek für die nachfolgenden Generationen”
Kernkraft nennt Walser extrem teuer und riskant, die Endlagerung eine Hypothek für die nachfolgenden Generationen und die derzeit von manchen Politikern gehypte Kernfusion funktioniere nur auf der Sonne. Positiv sieht Walser, dass der Ausbau von PV und Windkraft läuft, und der Ausbau der Speicher beginne. Um Klimaschutz wirksam voranzubringen, müsse noch mehr Strom aus Wind und Sonne kommen, die Elektrifizierung genauso wie der Ausbau von Netzen und Speichern fortschreiten, und Wasserstoff als Speicher für grünen Strom, beispielsweise überschüssigen von Offshore-Windrädern.
Ein Baustein ist für Walser auch die Stärkung des öffentlichen Verkehrs-E-Mobilität sei die bessere Technik, aber eine Reduktion des Individualverkehrs trotzdem notwendig. Und angesichts der Grafik über die CO2-Emissionen von Nahrungsmitteln scheint weniger fleischliche Kost (insbesondere Rind und Schwein) dringend geboten.
Millionen von Klima-Flüchtlingen
Nicht zuletzt ergibt eine wissenschaftliche Hochrechnung, dass es 2040 200 Millionen Klimaflüchtlinge geben wird. Denn bis dahin werden die Bedingungen auch in Ländern wie Spanien oder Griechenland für die Menschen schwer erträglich werden.
Die anschließende Diskussion zeigte, dass Walser bei den etwas über 50 Zuhörern offene Türen eingerannt hatte.
Die Vortragsfolien stehen zum Nachlesen bereit hier im “Isnyer” unter “Downloads” und auf der Homepage von REFI www.energieforum-isny.de sowie unter s4f-rv.de.
Anm. d. Red.: Im Vorfeld der Bundestagswahl hatten wir bezüglich wahlrelevanter Berichte folgende Linie festgelegt: Wahlveranstaltungsankündigungen werden von der Bildschirmzeitung „Der Isnyer“ veröffentlicht, Wahlveranstaltungsnachberichte nicht. Der Grund für diese Entscheidung: Da wir mit der Ausgabe „Der Isnyer“ neu am Markt sind, werden wir noch weitgehend zufallsabhängig beschickt. Veröffentlichungen gemäß dieser Zufälligkeiten würden zu einer Schieflage führen.
So sind wir auch beim vom Regionalen Energieforum Isny (REFI) veranstalteten Vortrag mit Manfred Walser (Scientists for Future) zur Klimakrise verfahren. Angekündigt wurde die Veranstaltung von uns, den eingereichten Nachbericht betrachteten wir als wahlwirksam. Nach der Wahl ist dann der Bericht leider bei uns liegengeblieben. Für die versehentlich verspätete Veröffentlichung bitten wir um Nachsicht.