„Zur Kenntnis genommen”
Leutkirch – Montagabend, 11. November, nach 18.00 Uhr im Saal des Verwaltungsgebäudes am Gänsbühl. Gemeinderatssitzung. Einer der ersten Tagungsordnungspunkte: die Treibhausgasbilanz”. Vorgetragen von Robert Immer vom “energie- und umweltzentrum allgäu eza!” Kempten.
Was der eza-Mann da vorträgt, steht in der Sitzungsvorlage so: Die Große Kreisstadt Leutkirch hat „im Bilanzjahr 2023 bereits 63,4 % des Potenzials zur Minderung der Emissionen über eigene Maßnahmen ausgeschöpft. Die Nutzung erneuerbarer Energien trug 15,6% zur Reduktion bei. Mit dem Bezug von Ökostrom wurden 38,4 % externe Emissionen vermieden. Mit dem Betrieb eines Blockheizkraftwerks (BHKW) wurden gegenüber einer konventionellen Strom- und Wärmeversorgung knapp 9 % Emissionen eingespart.”
Dieses Zahlen-Ergebnis bewerten verschiedene Leute im Raum unterschiedlich. Berthold König vom Grünen Bürger-Forum (GBF) bemängelt: „Konkrete Sachen fehlen mir da.” Beispiel: „Seit acht Jahren haben wir keine PV mehr gemacht.” Wobei der Sonnenenergie-Fachmann mit „PV“ Photovoltaik meint – also Sonnenstrom. Bestätigt fühlen darf sich König da von eza-Referent Robert Immer: „Photovoltaik macht nicht besonders viel.”
Dem widerspricht der städtische Umweltbeauftragte Michael Krumböck nicht direkt, hält aber fest: „Wir haben auf 26 städtischen Dachflächen PV.” Dies sei wiederum „ein Vielfaches dessen, was das Land gemacht hat”, erklärt Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle. Auf einer Liste des Landesumweltministeriums Stuttgart stehe Leutkirch da ziemlich weit vorne – nämlich auf Platz fünf.
„Dann sind wir auf von Erdöl und Erdgas weg”
GBF-Fraktionsvorsitzender Gottfried Härle möchte das „gemischte Bild” des Treibhaus-Gas-Berichts noch etwas sonnig aufhellen. So fördere das Land jetzt gerade Elektro-Lastkraftwagen. Die Stadtverwaltung möge sich da schnell genauer erkundigen.
CDU-Fraktionschef Waldemar Westermayer bemängelt, die Bundesregierung habe gerade die Mehrwertsteuer-Befreiung für Sonnenkraftwerke auf Dächern auf eine bestimmte Leistungsgröße beschränkt. Folge: Einige, die Westermayer kenne, hätten deshalb ihre Photovoltaikanlage verkleinert. OB Henle sieht das anders: „Ich habe meine PV-Anlage erweitert.” Und wenn erstmal das Nahwärmenetz in der Stadtmitte vollständig mit Erneuerbaren Energien (wie Biogas) arbeite, „sind wir auf einmal vom Erdöl und vom Erdgas weg.”
Der Gemeinderat nahm den Treibhausgasbericht einstimmig „zur Kenntnis“.
Julian Aicher