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Albrecht Roth zum 90.

Pädagoge, Musiker, Heimatforscher



Foto: Eveline Roth
Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle gratulierte Albrecht Roth zum 90. Geburtstag und überbrachte die Glückwunschurkunde des Ministerpräsidenten.

Leutkirch – Albrecht Roth 90 Jahre? Man kann es kaum glauben. Kerzengerade in der Haltung, geistig quick wie eh und je, kulturbeflissen, an Weihnachten mit Urenkeln Hausmusik machend, die Shakespeare-Aufführung im Brunnenhof von Schloss Zeil am 14. Juli 2023 in englischer Sprache goutierend – das ist Albrecht Roth. Am 12. Januar vollendete er sein 90. Lebensjahr – an seiner Seite seine Frau Eveline, die nicht minder vital ist und auch schon 89 Jahre zählt.

Karl-Anton Maucher, der scheidende vhs-Leiter, flocht dem Jubilar einen so üppigen Kranz an Honneurs, dass Eveline Roth im Gespräch mit der Bildschirmzeitung dringlich darum bat, aus dem Gratulationsschreiben nur behutsam zu zitieren, wenn überhaupt.

So ganz wollen wir auf ein Exzerpt aus der Maucher’schen Post dann doch nicht verzichten. „Unsere Volkshochschule verdankt Ihnen unendlich viel“, heißt es da. „Sie sind in unserem Trägerverein ein Mitglied der ersten Stunde. Sie haben sich in unserem Vorstand engagiert. Sie waren unzählige Male unser Referent in Vorträgen, Exkursionen und Kursen. Sie sind ein treuer Besucher unserer Bildungs- und Kulturangebote.  Sie begleiten unsere Arbeit mit kritischer Sympathie. Und nicht zu vergessen: Niemand kann einen Vereinsvorstand mit einer vergleichbaren inneren Beteiligung so eindrucksvoll entlasten wie Sie.“ Letzteres bezieht sich auf das souverän-eloquente Leiten der Entlastung, bei einer jeden Jahreshauptversammlung im deutschen Vereinswesen ein obligatorischer Bestandteil – so auch beim vhs-Trägerverein in Leutkirch.

Stichwort vhs-Kurse: Als wir Albrecht Roth am 16. Januar kurz vor 10.00 Uhr anriefen, kam er gerade vom Sport zurück. Bei der vhs macht er seit 25 Jahren bei der Gymnastik-Gruppe „Wer rastet, der rostet“ mit.

Stammend aus Unteressendorf, wo der Vater Dorfschullehrer war, kam Albrecht Roth 21-jährig, auch er ein Lehrer, nach Leutkirch. Der junge Mann wählte die Allgäu-Stadt nicht zuletzt deshalb als Dienstort, weil eine Stelle als Chorleiter ausgeschrieben war. Neun Jahre war er Lehrer an der Grundschule Oberer Graben; dann wurde ihm der Aufbau der Realschule Leutkirch übertragen, wo er drei Jahrzehnte lang, bis 1997, als Rektor wirkte.

Ja, die Musik ist Albrecht Roth eine Herzenssache. 28 Jahre lang war er Chorleiter in St. Martin. 2015 wurde er zum Ehrenmitglied des Fördervereins für Kirchenmusik St. Martin in Leutkirch ernannt. Nach wie vor ist er Mitglied in einem Klaviertrio, einem Streicher-Quartett und einem Cello-Quartett.

Hausmusik mit Freunden.

Weihnachtsliedersingen und -spielen mit den größeren Urenkeln (insgesamt haben Albrecht und Eveline Roth sechs Urenkel).

Im Juni 2023 wurde an den 100 Jahre zuvor in Leutkirch geborenen Bischof Georg Moser erinnert. Dabei gab Albrecht Roth folgende Anekdote zum Besten: Es war in den frühen 1970ern. Georg Moser, damals noch Weihbischof, war an einem Dreikönigstag in seine Heimatstadt gekommen. Roth führte ihm zu Ehren nochmals die Weihnachtsmesse auf. Seine Ehefrau Eveline durfte dem hohen Gast beim Empfang den Sekt reichen. Moser fragte sie nach dem Namen und assoziierte blitzschnell: Die Dame gehört zum Chorleiter. „Hat er noch mehr solche Töchter“, meinte der Weihbischof. Lachend wurde das charmante Missverständnis aufgeklärt.

Zu Neujahr ein Besuch an der neuen Kapelle am Haidrain bei Reichenhofen mit Frau und Sohn Martin.

Kultur ist Roths Lebenselexier. 1971 organisierte er eine Ausstellung zum 70. Geburtstag von Erwin Henning. Bei der Gründung der Jugendmusikschule gab er wichtige Impulse. Und von 1987 bis 1996 war Albrecht Roth Vorsitzender des vhs-Trägervereins.

Als ehrenamtlich Beauftragter für archäologische Denkmalpflege in Leutkirch von 1986 bis 2011 hat Albrecht Roth sich altertümlicher, auch prähistorischer Aspekte der Heimatpflege angenommen. Bei der Eröffnung der neukonzipierten Dauerausstellung im „Bock“ im April 2024 nannte OB Henle Albrecht Roth deshalb einen Pionier zum Thema Bodendenkmäler im Raum Leutkirch. 

Natürlich hat er seine heimatgeschichtlichen Erkenntnisse und Forschungsergebnisse publiziert. Beispielsweise brachte er – in Zusammenarbeit mit seiner Frau Eveline – den Band „Rotis – Kleiner Weiler mit großer Vergangenheit“ heraus. Und in den Spalten der Heimatzeitung fand man immer wieder Beiträge von Albrecht Roth.

Als ehrenamtlicher Beauftragter für die Bodendenkmalpflege nimmt Albrecht Roth hier Erdarbeiten am Stadtweiher in Augenschein (im Jahre 2010).

2017 der Bürgerpreis der Großen Kreisstadt Leutkirch

2017 erhielt Albrecht Roth aus der Hand von OB Henle den Bürgerpreis der Großen Kreisstadt Leutkirch. Jetzt, wenige Tage nach dem 90. Geburtstag, kam der Oberbürgermeister in das Roth’sche Haus in der Landhausstraße, um dem verdienstvollen Bürger zu gratulieren.

Überschattet wurde Albrecht Roths 90. Geburtstag vom überraschenden Tod seiner Schwester Eva Roth. Sie war in Aulendorf als Musiklehrerin und Pianistin eine Institution. Der Tod kam so unvermittelt, dass man Klavierschülern, die Stunden gebucht hatten, absagen musste.

Sie sind (und waren) aus einem Holz, die jäh verstorbene Eva und ihr Bruder Albrecht: altruistisch, kultiviert, menschenfreundlich.
Text: Gerhard Reischmann / Fotos: Eveline Roth




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