„Man muss miteinander reden”
Leutkirch – Samstag, 12., und Sonntag, 13. April. An die 1500 Interessierte kamen zum „Energiefrühling” in die Festhalle. Dort lockten 30 Aussteller und ein Dutzend Vorträge von Fachleuten. Alles bei freiem Eintritt. Dazu gab´s Kässpätzle und Kuchen. „Man muss miteinander reden”, sagt einer der Redner. Und verrät: In der Nibelstadt ließe sich viel viel mehr Energie als heute aus erneuerbaren Energiequellen beziehen. Sofern politisch gewollt.
Strom für Tausende von Haushalten? Gewonnen aus Freiflächen-Sonnenstromkraftwerken entlang der Autobahn A 96? Im “Megawatt-Bereich”? Dann gar auch noch mit großen Batteriespeichern – damit die elektrischen Kilowattstunden auch dann fließen, wenn keine Sonne scheint? Technisch durchaus denkbar.
So zumindest die Meinung von Jonas Steur. Der Mann von der Firma „solmotion” in Ravensburg weiß offenbar, von was er spricht. Denn sein Unternehmen lieferte Batterie-Container an Agri-PV-Kraftwerke im Kreis Ravensburg. Agri-PV – das heißt: unten Acker oder Wiese, oben Solarmodule. Doppelte Landnutzung also. Die Module sind dort meist beweglich – je nach Platzbedarf der Bauersleute und ihrer Traktoren. Damit der Strom von dort nicht nur fließt, wenn die Sonne scheint, stehen direkt an diesen Kraftwerken Batterie-Speicher-Container. Sie liefern Elektrizität dann ins Netz, wenn sie gebraucht wird, „on demand” – auf Bestellung. Auf automatischen Abruf. So wird das Stromnetz entlastet. Damit gibt es geringere Kosten wegen „Stromspitzen”. Und es wird mehr Sicherheit geschaffen. Stichwort: Blackout.
Rechts und links der Autobahn. Auf 200 Meter breiten Streifen entlang solch vierspuriger Pisten und an Eisenbahnschienen sind Freiland-Sonnenstrom-Kraftwerke mit vergleichsweise wenig bürokratischem Aufwand erlaubt. Auch an der A 96 auf den Markungen von Aichstetten/Aitrach, Leutkirch, Kißlegg und Wangen? Technisch durchaus nicht auszuschließen, sagt Jonas Steur bei seinem Vortrag am Samstagnachmittag beim „Energiefrühling” in der Festhalle.
Allerdings: Bestenfalls „fünf Prozent werden vielleicht realisiert”, erläutert Steur. So fehle es oft an „Netzanküpfungspunkten”. Also an technisch und organisatorisch geeigneten Stellen, wo der (gespeicherte) Sonnenstrom ins Elektro-Netz fließen kann. „Anfragen dazu überschwemmen den Markt”, berichtet Fachmann Jonas Steur. Aber es könne dann bis zu fünf, ja manchmal sogar sieben Jahren dauern, bis die Anlagen genehmigt und gebaut sind. Da gehe es dann nicht allein um technische Fragen, sondern auch um politische. Deshalb rät Jonas Steur dazu, sich vor Ort für die Sonnenkraftwerke starkzumachen. Steur: „Man muss miteinander reden.” Denn: „Das bewirkt schon ein bißle was.”
Was ist eigentlich eine „Fülligkeitsversicherung”? Das war ein Geldtopf, der das Risiko absichern sollte. Nämlich das Risiko, für teuer Geld tief ins Erdreich zu bohren – auf der Suche nach Hitze dort unten. Etwa nach heißem Wasser. Geothermie genannt. Mit dieser Energie könnte Süddeutschland wohl (über) ein Jahrtausend beheizt werden, meinte Jochen Hasenmayer. Der Taucher hatte in den 1980er-Jahren unter anderem die vom Blaubeurer Blautopf unter die Alb führende Höhle durchquert. Und dabei Gesteins-Strukturen entdeckt, die auf unzählige weitere Höhen mit Wasser in der heißen Tiefe hindeuteten.
Tiefengeothermie in München
In und um München werden heute mehrere Heizwerke mit dieser Tiefengeothermie erwärmt. Der Leutkircher Geologe Dr. Daniel Bendias arbeitet bei den Stadtwerken München. Die Stadtwerke in der bayerischen Landeshauptstadt nutzen diese kostenlos im Erdreich liegende Wärme. Und zwar, „weil sich damit am meisten Geld verdienen lässt”, wie Bendias am Samstagnachmittag beim „Energiefrühling” in der Festhalle berichtet. Die Stadtwerke München wollen deshalb etwa 10 Milliarden Euro aufwenden, um langfristig diese klimafreundlich verlässliche Naturenergie zu nutzen. Dann soll die Erdhitze unter der Landeshauptstadt die größte Heizquelle dort sein.
Und in Leutkirch? Eine Extra-Bohrung in die Tiefe unter der Nibelstadt würde rund 20 Millionen Euro kosten. So Geologe Dr. Daniel Bendias. Ob man dabei weit unten auf Hitze stoße, lasse sich zuvor nicht genau sagen. Ein Risiko. Allerdings eines, mit dem sich Versorger wie die Technischen Werke Schussental (TWS) vertraut machen möchten, wie Fachmann Bendias am Samstag erläutert. Dieses Risiko habe einst eine „Fülligkeitsversicherung” abgedeckt. Ob diese demnächst wieder eingeführt wird? Wohl nicht zuletzt eine politische Frage in Zeiten der “Sondervermögen”. „Man muss darüber reden”, rät Fachmann Jonas Steur. Beim „Energiefrühling” am Wochenende in der Festhalle wurde das schon mal getan.
In unserer Raumschaft ist BaugrundSüd (Bad Wurzach) der führende Spezialist in Sachen Erdwärme und Geothermie.
Julian Aicher
Unter “Downloads” finden Sie den Flyer mit Aussteller-Verzeichnis