Leutkircher Verein hilft Waisen in Herat (Afghanistan)
Leutkirch / Herat (dbsz) – Ende September konnte der Leutkircher Verein „Hilfe für Herat e.V. einem Waisenhaus in Herat (Afghanistan) erneut dringend benötigte Lebensmittel übergeben. Helfer vor Ort konnten dank einer großzügigen Geldspende des Leutkircher Vereins die dringend benötigten Lebensmittel kaufen.
Nach der Machtübernahme der Taliban ist die Lage in Afghanistan für die Menschen nach wie vor schwer. Hilfsorganisationen können nur bedingt tätig sein. Aziz Rahimi, 1. Vorsitzender des Leutkircher Vereins Hilfe für Herat e.V., freut es daher sehr, dass es ihm gelang, über afghanische Geschäftsleute 10.000 Euro Spenden nach Afghanistan zu transferieren. Nur so konnten seine Helfer dort vor Ort die dringend benötigten Lebensmittel kaufen. Zuvor hatten sie geschaut, was im Waisenhaus Ansari in Herat benötigt wird und kauften insgesamt fast sechs Tonnen Reis (5750 kg = 230 Säcke a 25 kg), 1216 Liter Öl in 16 l Kanistern, 730 kg Zucker, 1.080 kg Kichererbsen (1.050 ans Waisenhaus) und die gleiche Menge Bohnen, 396 kg Tomatenmark und 300 kg Flüssiggas (10 x 30 kg Flaschen) zum Kochen.
Drei Witwen
Ein kleiner Teil davon ging an drei Witwen, die der Verein seit ein paar Jahren unterstützt. Jede Frau erhielt: 2 Kanister Öl, 3 Säcke Reis, 12 kg Tomatenmark, 10 kg Zucker, 10 kg Kichererbsen und 10 kg Bohnen. Damit ist der Hunger für alle Betroffenen für die kommenden Monate gebannt. Der Leiter des Waisenhauses, die Kinder und die Witwen sind erleichtert und voller Dankbarkeit für den Verein.
Azis Rahimi berichtet
Aziz Rahimi, der Wirt des Gasthauses „Lamm“ in Leutkirch ist, erzählt: „Manchmal sprechen mich Spender darauf an, warum wir den Kindern und Witwen ausgerechnet Zucker schenken. Dann erkläre ich ihnen, dass in Afghanistan für arme Menschen ein Frühstück aus einem Becher Tee und einem Löffel Zucker und Fladenbrot als Energiequelle besteht. Da gibt es keine Wurst/Käse, ganz zu schweigen von Butter oder gar Marmelade.“
Zu der Lage vor Ort erklärt Aziz Rahimi, dass sich im Grunde noch nicht viel geändert habe. Doch die Menschen seien etwas optimistischer, hätten minimal mehr Geld und etwas mehr Arbeit. Die Hemmung der Entwicklung liege zum Großteil an den Sanktionen des Westens und an der weggebrochenen staatlichen Unterstützung aus dem Westen, sagt Rahimi. „Die Taliban bringen wirtschaftlich verschiedene Großprojekte auf den Weg und bauen die Infrastruktur massiv aus“, berichtet er. Ein Beispiel sei der sogenannte Kusch-Tepa-Kanal, der Wasser aus dem Fluss Amudarja in den Norden des Landes ableiten soll, um dort Lebensmittel wie Weizen anbauen zu können. Andere Lebensmittel wie die begehrten Pinienkerne des Landes würden bereits mit Ländern wie China und Pakistan gehandelt. Die reichhaltigen Bodenschätze wie Öl, Gas, Kohle, Silizium, Messing, Eisen und Edelsteine nutzten die Taliban zum Handel und zum Aufbau einer neuen Wirtschaft. Auch die Währung habe sich inzwischen stabilisiert, der Wechselkurs habe sich verbessert, ein Zeichen für die Erholung der afghanischen Wirtschaft.
Die Frauenfrage
Zum Thema Frauenrechte sagt Aziz Rahimi: „Ich höre verschiedene Dinge. An manchen Stellen dürfen Frauen am Unterricht teilnehmen, an anderen nicht. In den Gebieten, die ich kenne, bewegen sich die Frauen weiterhin frei und sind geschminkt. Einkaufen dürfen sie alleine, reisen nur in männlicher Begleitung.“ Er hofft, dass sich die Lage im Land weiter stabilisiere und die Menschen die Möglichkeit haben, zu arbeiten und Geld zu verdienen.
Die Vereins-Webseite
Weitere Infos finden Sie unter www.hilfe-fuer-herat.de. Dort kann man auch Vordrucke zur Mitgliedschaft in dem gemeinnützigen Verein herabladen.
Der Hunger ist gebannt: Eine der drei Witwen, die gespendete Lebensmittel erhalten hat. Die Aufnahme entstand am 19. September 2023. Foto: Hilfe für Herat