Leutkircher Bürgerpreis ging an Susanne Joser-Schmidt und Emil Hösch
Leutkirch – Susanne Joser-Schmidt und Emil Hösch. Sie bekamen beim Neujahrsempfang am Freitagabend in der Festhalle den “Bürgerpreis der Stadt Leutkirch”. Beide hatten sich über Jahrzehnte für und in Leutkirch eingesetzt. Schmidt-Joser als eine Brückenbauerin der deutsch-französischen Freundschaft. Hösch als Ortshistoriker, Stadt- und Pfarrarchivar, Stadtführer und Autor. Viel Applaus für beide in der rappelvollen Festhalle. Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle nannte Leutkirch eine “Mitmachstadt”.
Jahresanfang 2024. Eine Zeit mit Meldungen von mehreren Kriegen auf der Welt. Wie für Frieden sorgen? Zum Beispiel mit direkten Städtepartnerschaften. Mit direkten Kontakten zwischen Bürgerinnen und Bürgern diesseits und jenseits der Staatsgrenzen. Etwa zwischen Leutkirch und den drei südfranzösischen Orten Bédarieux, Hérépian und Lamalou-Les-Bains (Gemeindeverband Grand Orb). Diese direkte deutsch-französische Verbindung lebt, weil “wir Menschen haben, die dafür brennen, die dafür leben”. So OB Hans-Jörg Henle mit Blick auf Susanne Joser-Schmidt.
Seit sie 17 war
Das “Gesicht und der Motor” der Leutkircher Städtepartnerschaft mit den südfranzösischen Orten ist seit mehr als 30 Jahren Susanne Joser-Schmidt. Seit März 1994 als Vereinsvorsitzende. OB Hans-Jörg Henle freute sich bei der Preisverleihung am Freitagabend über “die große Leidenschaft”, mit der Susanne Joser-Schmid seit ihrem 17. Lebensjahr eine besonders starke Partnerschaft zwischen Leutkirch und den südfranzösischen Gemeinden aktiv fördere. Völkerfreundschaft und Versöhnung müssten gepflegt werden; dazu gehöre, “dass da junge Leute mitmachen”. Mit jährlichem Jugendaustausch. Europa lebhaft. Organisiert im “deutsch-französischen Partnerschaftsverein” – mit zehn Vereinstreffen im Jahr. Was Hans-Jörg Henle ebenfalls sehr freut: Die Freunde aus Frankreich kommen gerne zum Kinderfest.
Damit nicht genug, unterstützt(e) die dreifache Mutter und Biologielehrerin Susanne Joser-Schmidt die Afrika- und Bolivienhilfe. Und immer wieder hat sie sich für Behinderte eingesetzt.
Ein Brückenbauer auch er
Aktive Völkerfreundschaft – auch durch Heilen alter Kriegswunden. Für Aussöhnung nach schlimmen Zeiten steht der mittlerweile 86-jährige Emil Hösch. Auch er ein Brückenbauer. Der Bürgerpreis-Träger ist “Historiker mit Leib und Seele”. Darüberhinaus ist Hösch auch ein “begeisterter Heimwerker”, weiß OB Hans-Jörg Henle. Nicht wenige kennen Hösch als Lehrer am Gymnasium Leutkirch. Dort lehrte er ab 1966 Latein und Geschichte. Nach Leutkirch gekommen war der Altphilologe als Griechischlehrer am Knaben-Seminar Regina Pacis.
Über seine Lehrtätigkeit hinaus machte sich Emil Hösch einen Namen als Stadtarchivar. Ehrenamtlich leitete er es von 1986 bis 1993. Dabei wirkte er – ähnlich wie Hildegard Kappler – entscheidend mit, dass die Erinnerung an die in der NS-Zeit ausgelöschte jüdischen Familie Gollowitsch nicht verlorenging (die Familie Gollowitsch hatte seinerzeit das Kaufhaus “Anker” nahe des heutigen Kornhausplatzes betrieben). Henle über Hösch: “Er hat die Familiengeschichte aufgearbeitet.” Schließlich sei es ihm sogar gelungen, Margret Forbes nach Leutkirch einzuladen; die überlebende Tochter der Familie Gollowitsch hatte es in den 1930er-Jahren gerade noch geschafft, der Nazi-Verfolgung durch Übersiedlung nach England zu entkommen. Eigentlich wollte sie nicht mehr ins Land der Täter zurückkehren.
Damit nicht genug, erarbeitete Hösch eigene Ausstellungen. Henle: “An so einer Arbeit ist man schnell mal gut ein Jahr beschäftigt.” Unzählige erlebten Emil Hösch schließlich als Stadtführer “über 20 Jahre” – zwei bis viermal pro Monat. Ebenfalls 20 Jahre lang wirkte er als ehrenamtlicher Pfarrarchivar bei der Kirchengemeinde St. Martin.
Großes Lob am Freitagabend in der voll besetzten Festhalle auch für Oberbürgermeister Henle. Gesprochen von Tübingens Regierungspräsident Klaus Tappeser.
Emil Hösch trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Leutkirch ein. Foto: Julian Aicher