Kampf um einen Meter
Hofs – Im Jahre 2022: vierzehn Tage. Und 2023 acht. So oft kam es in der Ortschaft Leutkirch-Hofs zum „Totalausfall”. Also kein Internet, keine Mails, kein Telefon – auch kein Notruf. Das verursacht(e) bei den 300 Hausanschlüssen dort Schäden und Ängste. Ein Arzt berichtete etwa von 20.000 Euro Umsatzverlust pro Jahr. Deshalb hatte Hofs‘ Ortsvorsteher Franz Dietrich am 5. Januar 2024 einen Brief an Deutsche Glasfaser-Vorstand Andreas Pfisterer geschrieben. Und mit ihm Hunderte aus dem Bereich der Ortschaft Hofs, die Dietrichs Schreiben mitunterzeichnet hatten.
Ein Meter. Dietrich unterbreitete der Deutschen Glasfaser in seinem Brief einen konkreten Vorschlag: ein Meter Kabel von den Deutsche-Glasfaser-Verbindungen zu einem anderen Leitungssystem in Ausnang. Direktes Kabel also statt des derzeit störanfälligen Richtfunks von Wiggensbach aus. Darauf antwortete die Deutsche Glasfaser am 19. Februar, „dass wir einen Ausbau in Leutkirch im Allgäu derzeit nicht anstreben.” In veröffentlichten Plänen der Stadt Leutkirch lässt sich ablesen, dass sie ihr eigenes Breitbandnetz 2024 Ausnang-Niederhofen über Hofs bis Wuchzenhofen verlegen lassen möchte. Erste Kabel dazu befinden sich bereits im Erdreich.
“Wunder sind nicht wiederholbar”
In seinem Brief an den Vorstand der Deutsche Glasfaser vom 5. Januar hatte Hofs’ Ortsvorsteher Franz Dietrich einerseits auf hohe materielle Schäden durch die langen Netzausfälle verwiesen. Andererseits berichtete er von einem Unfall vor einigen Jahren. Mit Notruf-Ausfall. Nur dadurch, dass der örtliche Arzt vorbeigekommen sei, habe sich das Leben des Verletzten retten lassen. Der offizielle Notruf sei dann erst eine Stunde später möglich geworden. Fast ein Wunder. „Wir sollten aber nicht davon ausgehen, dass sich solche Wunder beliebig wiederholen”, erklärte Dietrich in dem Schreiben.
Deshalb forderte Hofs’ Ortsvorsteher Franz Dietrich das Deutsche-Gasfaser-Vorstandsmitglied Andreas Pfisterer dazu auf, „wenn nicht rechtliche“, (so) „doch moralische Verantwortung zu übernehmen”. Antwort der Deutschen Glasfaser am 19. Februar 2024 auf den dreiseitigen Brief des Hofser Ortsvorstehers Dietrich: eine 14-zeilige Mail von einer Saskia Hager vom „Complaint Management Deutsche Glasfaser”. Inhalt: Kein weiterer Ausbau der Deutschen Glasfaser im Bereich der Ortschaft Hofs. Offenbar auch nicht einen Meter Kabel in Ausnang.
Breitband-Pläne der Stadt
Licht am Ende des Tunnels? In der Vorschau der Stadt Leutkirch zum geplanten Breitbandausbau im Auftrag der Großen Kreisstadt Leutkirch steht, dass die Anschlüsse für Niederhofen, Ottmannshofen, Wielazhofen und Hofs in “Q 3 2024” vorgesehen seien. Also im dritten Quartal (Juli, August, September). Ausnang und Wuchzenhofen im “Q 4 2024” – also vor Jahresende 2024. Zu Rotis erhält dieser Plan keine Angaben. Hier der Link zu besagter Vorschau: https://www.leutkirch.de/breitband
Auf Anfrage der Bildschirmzeitung an den Pressesprecher des Rathauses Leutkirch, Thomas Stupka, antwortete Diplomingenieur Dominik Fischer vom Tiefbauamt der Großen Kreisstadt Leutkirch am 7. Mai 2024, dass sich die ersten Verlegungen der Kabel im Bereich Hofs Ausnang bereits „in Bau” befänden. Diese Stränge waren damals etwa im Hofs-nahen Teilorten Raggen und Umgebung zu erkennen (siehe Fotos). Allerdings lasse sich noch nicht genau mitteilen, „wann welcher Anschluss genau verfügbar ist”, schrieb Diplomingenieur Fischer. Die allerletzten Anschlüsse auf Markung der Ortschaft Hofs müssten aber bis 2028 funktionieren. Wermutstropfen für die Bevölkerung: Bei Verlegung der neuen Kabel wurden inzwischen teils alte Netzanschlüsse abgehängt. Und bis dann das Netz wieder nutzbar sei, könne es “einige Wochen” dauern. So Hofs‘ Ortsvorsteher Franz Dietrich bei einer Veranstaltung des Grünen Bürgerforums Leutkirch am Montag, 13. Mai im „Adler” in Ausnang. Kurz und deftig: Die Telefon- und Internet-Versorgung in der Ortschaft Hofs sei derzeit „beschissener als beschissen”. Aber der Breitbandausbau im Auftrag der Stadt Leutkirch lasse hoffen. Ortsvorsteher Franz Dietrich: „Hofs ist in zwei Jahren dran.”
Julian Aicher
Zwischen den Teilorten St. Leonhard und Raggen auf Markung der Ortschaft Hofs sind Abschrankungen bereitgestellt, um die Bereiche für Breitbandkabel-Verlegung abzugegenzen. Foto (Mitte Mai): Julian Aicher