Gegen “das Minus in Eurer Geldbörse”
Leutkirch – Dienstag, 9. April, kurz nach 13.00 Uhr vor der “Pfleiderer”-Porte an der Wurzacher Straße. Die IG Metall hat zum Warnstreik aufgerufen. Und über 200 Beschäftigte (laut Gewerkschaftsangaben) versammeln sich dort. Sie fordern 9,9 % mehr Lohn und eine “überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen”. Laute Musik und ein bewegtes Fahnen-Meer zeigen die Entschlossenheit der Arbeiter. Einfahrende LKWs und manches Auto auf der Wurzacher Straße hupen zustimmend.
Drei Prozent mehr ab 1. April 2024 und 2025 nochmals weitere 2 %. So das Angebot von Pfleiderer an seine Beschäftigten. “Drei Prozent – das werden wir nicht mitmachen”, ruft Gewerkschafter Jürgen Schnarr (Bild) den Versammelten am Dienstagnachmittag zu. Lauter Applaus von ihnen. Manche rufen: “Die da oben sollen mit ihren Gehaltsvorstellungen mal einkaufen gehen.”
“Heuschrecke” zog Millionen ab
Die Gesellschaft, der Pfleiderer mehrheitlich gehöre, habe in den letzten Jahren 400 Millionen Euro aus der Firmen-Kette gezogen. Solche Gesellschaften seien “Heuschrecken”, schimpft Gewerkschater Schnarr. Schließlich gehe es auch um Wertschätzung. Die erkenne Schnarr nicht, wenn die Arbeitgeberseite zu Tarif-Verhandlungen nur mit einem Vertreter erscheine. Gewerkschaftsmitarbeiterin Nadine Krenn (Bild) von der IG Metall Bodensee-Oberschwaben betont, die Bezahlung bei Pfleiderer müsse so sein, dass der Konzern noch attraktiv für Fachkräfte bleibe. Gerade auch für junge Leute.
IG-Metall-Redner Jürgen Schnarr ruft seine Kolleginnen und Kollegen dazu auf, stärker als bisher zu Versammlungen der Gewerkschaft in den Betrieben zu kommen. Zeige sich Pfleiderer nicht offener für die IG-Metall-Forderungen, schloss Schnarr am Dienstagnachmittag vor der Pfleiderer-Pforte auch einen vollständigen Streik nicht aus. “Dann raucht der Schornstein hier nicht mehr.”
Etwa zwei Stunden dauerte der befristete Ausstand.
Text und Fotos: Julian Aicher
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