Fünftklässler erlebten Workshop in Gebärdensprache
Leutkirch – „Was meint ihr, wie sagt man ‚Tee‘ in Gebärdensprache?“ Diese Frage wird vom Gehörlosen Ingo Langlotz an einem Dienstagmorgen vor aufmerksamen Fünftklässlern gebärdet. Winfried Locher übersetzt die Gebärden in gesprochene Sprache – und ein Kind macht daraufhin eine Geste, wie ein Teebeutel in eine Tasse getaucht wird. „Richtig!“, freuen sich Langlotz und Locher. „Und wie sagt man wohl ‚Kaffee‘?“
Das Hans-Multscher-Gymnasium hat Langlotz zum wiederholten Male eingeladen, um für die fünften Klassen einen Workshop in Gebärdensprache zu geben. „Als UNESCO-Schule haben wir uns zur Menschenrechtsbildung verpflichtet. Alle Schülerinnen und Schüler hier sollen für das Zusammenleben in Vielfalt sensibilisiert werden. Für die Jüngsten hat sich so etwas Greifbares wie der Gebärdenspracheworkshop da als sehr zielführend erwiesen“ sagt Dr. Sandra Gehrke. Die Lehrerin für Geografie und Biologie war lange Jahre die schulinterne Koordinatorin für das UNESCO-Programm und hat auch dieses Projekt angeschoben.
Die Gebärde für Kaffee erraten die Kinder ebenfalls sehr schnell: Man mahlt mit einer imaginären Kaffeemühle. Und sie haben noch viele Fragen: „Wie klingelt dein Wecker?“ Mit einem Lichtimpuls. „Und wie spielt man als Gehörloser Fußball, wenn man den Schiri nicht pfeifen hört?“ Der Unparteiische gibt in diesem Fall Signale mit einer Fahne.
Was die Kinder aus diesem Workshop neben einigen Gebärden und einem ersten Zugang zu einer neuen Sprache mitnehmen, wird zum Abschluss sehr augenscheinlich: Langlotz bedankt sich für die Aufmerksamkeit. Und die Kinder klatschen für den Gehörlosen – nicht durch hörbares Zusammenschlagen der Hände, sondern sie nutzen automatisch die Gebärde „Hände hoch in die Luft und hin und her drehen“. Ganz offensichtlich können sie sich in seine Situation nun hineinversetzen.
In Deutschland gibt es rund 300 UNESCO-Schulen, weltweit sind es mehr als 11.000 Schulen in über 180 Ländern.