Bock-Museum, Leprosenhaus, Pumpstation, Schmidsfelden und mehr
Leutkirch – Dienstagabend im Bocksaal. Jahreshauptversammlung der Heimatpflege Leutkirch. Volles Haus, bis auf die letzten eineinhalb Stuhlreihen. „Bei uns im Verein ist jeder willkommen”, sagt Vorsitzender Michael Waizenegger. Und berichtet von 360 Mitgliedern. Eine Zahl, die derzeit wachse.
„Jetzt schalten wir mal einen Gang zurück.“ So Äußerungen in dem 1982 gegründeten Verein zu fast jedem Jahresanfang. Aber: „Das hat bisher nie geklappt.“ So Vereinshäuptling Michael Waizenegger (Bild) zum Auftakt der Jahreshauptversammlung am Dienstagabend (12.3.) im Bocksaal.
Im gleichen Gebäude befindet sich das „Museum im Bock“. Immer wieder auch mit Sonderausstellungen. Etwa zur „Schwäbischen Zeitung“ oder zu Otl Aicher. Als besonderer Publikumsmagnet habe sich dabei die Druckwerkstatt erwiesen. So berichteten’s am Dienstagabend sowohl Michael Waizenegger als auch Heimatpflege-Kassenwart Rudi Dentler.
Bis Juni jeden Monat eine Veranstaltung
Michael Waizenegger: „Wir betreiben das Museum im Auftrag der Stadt.” Außerdem pflege und unterhalte die Heimatpflege das Leprosenhaus, das alte Pumpkraftwerk Moosmühle am Stadtweiher und die Ausstellungen in Schmidsfelden samt Glasmuseum. Zudem habe der Verein heuer „noch einige Baustellen”. Und bis Juni biete die Heimatpflege “jeden Monat eine Veranstaltung”. Mehr dazu in Heimatpflege Leutkirch | Museum im Bock | Glasmuseum Schmidsfelden | Leprosenhaus (heimatpflege-leutkirch.de)
Kurz: „Wir sind eigentlich mehr ein regelrechter Betrieb als ein Verein.“ So Michael Waizenegger. Dabei mache in der Heimatpflege „jeder fast alles“. Das freue wiederum auch Buben und Mädchen, die mitarbeiten. Und manche von deren Eltern würden dann Mitglieder werden.
Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle (Bild) bestätigte: „Ich kenne nichts Vergleichbares.” Er lobte die Heimatpflege als Aktivposten der Stadt.
Umgestaltung im Museum im Bock
Im „Museum im Bock” werde aktuell vieles neu gestaltet, erklärte Waizenegger. „Manches werden Sie nicht wieder erkennen.” So verfüge es neuerdings über eine Kopie des Schmerzensmanns von Hans Multscher im Ulmer Münster. Und wer sich für Vor- und Frühgeschichte interessiere, bekomme im „Bock”-Museum bald die Augen ganz weit geöffnet.
Tafeln an der Moosmühle
Damit nicht genug, habe ein Teil der rund 2300 Besucherinnen und Besucher der Heimatpflege 2023 auch einen neuen Schau-Ort des Vereins erlebt: das ehemalige Pump-Wasserkraftwerk Moosmühle am Stadtweiher. „Wir haben Tafeln dort gestaltet – mit Hilfe der Firma App”, berichtete Waizenegger. Nach viel Arbeit im Gebäude selbst könne man die sanierte Turbine bewundern – und auch sonst durch die Räume gehen, „ohne nasse Füße zu bekommen“.
Die Wasserkraft reaktivieren?
Damit nicht genug, sei das Ganze von Studiosi der Hochschule Weingarten daraufhin untersucht worden, ob in der Moosmühle dank der Wasserkraft dort wieder Strom erzeugt werden könne. Daraus könne womöglich noch heuer „ein nächstes Zukunftsprojekt” entstehen.
Sehr viel Ehrenamt
Schon in Kürze locke der „Glimpflermarkt“ mit Ostereiern am 1. April an den Platz bei der evangelischen Dreifaltigkeitskirche. Manches, was der Verein präsentiere, sei das Ergebnis von „einem Jahr Arbeit”. Selbst nach Fertigstellung seien solche Sonderangebote nur möglich durch Aufsichtspersonen, die „alle ehrenamtlich” mitwirken. „Großartig“ nannte dies Michael Waizenegger.
Die Modelleisenbahner im Leprosenhaus
„Ihr habt ja gehört, dass wir letztes Jahr viel gemacht haben”, erklärte Kassenwart Rudi Dentler (Bild). Das alles könne die Heimatpflege nicht allein mit eigenen Mitgliedsbeiträgen bezahlen. Im Jahr 2023 immerhin 4442 Euro. Besonders bestärkten die Kasse auch Mieteinnahmen. So habe die Heimatpflege das Obergeschoss des Leprosenhauses an die Modelleisenbahnfreunde vermietet. Dazu Vereinschef Waizenegger: „Es ist sensationell, was da oben steht”. Solche und andere Vermietungen (etwa in Schmidsfelden) brachten der Heimatpflege 2023 insgesamt 12.899 Euro, berichtete Kassenwart Dentler. Heuer dürfe man sich über eine Großspende von 30.000 Euro aus Bad Wurzach freuen. Und auf Zuschüsse von Behörden.
Umgekehrt betrachtet, „können wir uns das gar nicht leisten“, was die Heimatpflege an Sachverstand und Wissen und ehrenamtlicher Arbeit liefere. So OB Henles Schilderung. Der Oberbürgermeister erwähnte dabei Verallia als Sponsor für Schmidsfelden. Henles Ermutigung an den Vorzeigeverein: „Machen Sie weiter so!”
Dass ein kräftiges Weiterso 2024 möglich scheint, bestätigte auch Kassenprüferin Elisabeth Hösch (Bild). Sie versicherte, „wIr haben keine Fehler gefunden.” Rudi Denlter, der seit 25 Jahren die Vereinskonten pflegt und überwacht, nahm’s freudig zur Kenntnis. Oberbürgermeister Henle empfahl deshalb auch die „Entlastung des gesamten Vorstands”. Was im Bocksaal einstimmig die Hände zum Ja erheben ließ.
Text und Fotos: Julian Aicher
Empfehlenswert: die Webseite der Heimatpflege
Mehr Infos zur Leutkircher Heimatpflege unter: Heimatpflege Leutkirch | Museum im Bock | Glasmuseum Schmidsfelden | Leprosenhaus (heimatpflege-leutkirch.de)
Stellwände im Bock-Saal bei der Jahreshauptversammlung der Heimatpflege.