200 Jahre Klöckelmarkt in Leutkirch: Am Ostermontag wird gefeiert
Leutkirch – Der Klöckelmarkt an Ostern hat in Leutkirch eine lange Tradition, die seit Jahrzehnten besonders von den Familien Stör aufrechterhalten wird. Die erste urkundliche Erwähnung war vor 200 Jahren, nämlich genau im Jahr 1824. Klöckeln bedeutet das Aufeinanderklopfen von gekochten Eiern, zum einen mit dem Spitz, zum andern mit dem Kopf. Wessen Ei auf beiden Seiten kaputtgeht, der ist Verlierer und er muss sein Ei an den Gewinner abgeben. Dazu gibt es den Klöckelspruch: „Spitz auf Spitz, Kopf auf Kopf, wer nicht klöckelt, ist ein Tropf” (Tropf bedeutet: ist ein unguter Nichtmitmacher).
Vom „unanständigen Lärmen und Unfug mit Ayern“
Zurück zum Jahr 1824: Der Pfarrer von St. Martin war mit dem Klöckeln gar nicht einverstanden, weil das „Ayer-Klopfen“ schon in der „Charwoche“ begann und sogar während des Gottesdienstes am Ostersonntag „betrieben“ und dies als „unanständiges Lärmen“ empfunden wurde. Der als „Unfug“ bezeichnete Brauch wurde schließlich außerhalb der Kirche auf den Platz vor dem heutigen Geschäft Sport-Dörner verbannt, dem sogenannten Postplatz, vor dem Hotel „Post“. Das historische Bild (Sammlung Kainz, Gebrazhofen) von 1890 zeigt den Postplatz hinter dem „Mohren“. Auch wurde der Brauch auf den Ostermontag verschoben.
Der “Post”-Platz (im Hintergrund) um 1890. Aus einer historischen Postkarte (Sammlung Kainz).
Familien Gegenbauer und Stör machen sich verdient
Der einstige Stadtarchivar Emil Vogler berichtet, dass ab dem Jahr 1950 Klöckelmarkt wieder belebt wurde. Damals war die Familie Gegenbauer aus der Neumühle (Trachtenverein Almarausch) sehr um diese Tradition bemüht. Seit ungefähr 1990 kümmerte sich Familie Gerhard und Traudl Stör aus Leutkirch um diese Tradition, letztmalig im Jahr 2021. Sie verlegten den Klöckelmarkt auf den Martin-Luther-Platz an der Evangelischen Kirche, weil es dort ruhiger und offener war als vor der Post.
Es geht um den Spaß, nicht ums Gewinnen
Ab 2023 ging die Organisation in jüngere Hände, Andrea und ihr Mann Fredy haben sich bereit erklärt und den jetzt anstehenden Jubiläumsmarkt geplant. Sie wissen aus Erfahrung: Sogar wenn ein Ei auf einer Seite einen Schaden hat, kann es noch etliche andere Eier mit der anderen Seite zerstören.
Und wie geht das Klöckeln genau? „Die Leute bringen ihre hartgekochten Eier mit, bunt oder weiß, und klöckeln mit anderen um die Wette. Spitz auf Spitz, Kopf auf Kopf. Wer am meisten Eier erklöckelt hat, ist der Tagessieger. Aber es geht eigentlich nur um den Spaß und nicht ums Verlieren oder Gewinnen“, betonen Andrea und Fredy.
Musik und Hockete am alten Stadtbrunnen
Der Jubiläums-Klöckelmarkt wird etwas größer und anders als all die Jahre zuvor. Er findet am Ostermontag, 1. April, ab 11.00 Uhr am Martin-Luther-Platz rund um den Brunnen statt. Der alte Stadtbrunnen, der einst am Gänsbühl stand, wird mit bunten Eiern geschmückt und mit Buchs eingekranzt. Dies wird von Monika, Beate und Manfred Stör, von Ehepaar Hannelore und Werner Briechle und von Roswitha Hermann-Rottmar mit viel Leidenschaft gemacht.
Kinder dürfen hartgekochte Eier bemalen
Zum Jubiläums-Klöckelmarkt sind besonders auch die Kinder eingeladen, denn es gibt einen Tisch, an dem gekochte Eier bemalt werden können. Dazu spenden Gerhard und Traudl Stör 50 hartgekochte Eier. Das Malen beaufsichtigt Sylvia Hess von der Heimatpflege (Anna und Paul-Kindertag im Museum). Natürlich können die Kinder dann auch klöckeln, immer ein toller Spaß für Jung und Alt.
Es gibt Mürbteighasen von Beate Stör
Extra für den Klöckelmarkt backt Beate Stör etliche Mürbteighasen, die für 1 Euro erworben werden können. Musik darf natürlich auch nicht fehlen und so kommen einige Blasmusikanten zusammen, darunter Anton Mang, Otto Gaile, Josef Huber, Martin Nägele und Freunde. Man kann an Tischen sitzen und seine gewonnenen Eier mit Salz, Senf oder Mayo genießen und Leute treffen. Wer viele gekochte Eier gewonnen hat, kann mit diesen dann zu Hause diverse Gerichte kochen wie Kartoffeln mit Senfsoße und Ei, kalten Eiersalat oder sie im Kühlschrank noch 1 bis 2 Wochen aufbewahren.
Kein Scherz
Klarstellung: Das Klöckeln findet am 1. April statt, das ist kein Scherz.
Der Brunnen an der Evangelischen Dreifaltigkeitskirche wird mit bunten Eiern geschmückt und mit Buchs eingekranzt.
Andacht, Heilige Messe
Infos: In der Evangelischen Kirche findet am Ostermontag, 1. April, um 9.30 Uhr eine Andacht statt, anschließend ist ein Osterfrühstück geplant. In der Katholischen St. Martinskirche ist um 10.15 Uhr eine Hl. Messe. So können Gottesdienstbesucher danach noch rechtzeitig zum Klöckelmarkt kommen und loslegen.
Text: Carmen Notz, Fotos: Familien Stör, Leutkirch