Wir brauchen Artenvielfalt – damit wir leben können
Zum Artikel “Gemeinderat befasste sich mit dem Thema Biosphärengebiet” (DBSZ vom 14. März). Die betreffende Sitzung war am 12. März.
Die Gemeinde Kißlegg sieht sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht als Teil eines künftigen Biosphärengebiets Allgäu-Oberschwaben, obwohl erst am 31. März 2025 die Entwurfskarten zu den Kern-, Pflege- und Entwicklungszonen veröffentlicht werden und online einsehbar sind und am 19. März in Wolfegg Info- und Schulungsabende angeboten wurden (also eine Woche nach der Gemeinderatssitzung; Anm. d. Red.). Trotzdem will die Gemeinde Kißlegg und die große Mehrheit des Gemeinderats kein Biosphärengebiet ausgewiesen haben, obwohl die Mitglieder am UN-Weltnaturgipfel in Kolumbien vom 21. bis 31. 10. 2024 sehr viele Defizite in Sachen Naturschutz feststellten und beklagten. Täglich sterben rund 150 * Tier – und Pflanzenarten aus, Millionen sind bedroht. Das heißt: Die biologische Vielfalt ist mit geeigneten Maßnahmen zu schützen und zu fördern. Auf dem UN-Weltnaturgipfel wurden deshalb unter anderem folgende Ziele festgelegt, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen und umzukehren.
1. Schutz von mindestens 30 % der Land- und Meeresfläche.
2. 30 % der geschädigten Ökosysteme bis 2030 wiederherstellen.
3. Reduktion des Artensterbens.
Grundsätzlich hinkt Deutschland laut einer Studie der Universität Bologna im europäischen Vergleich bei der Ausweisung strenger Naturschutzgebiete deutlich hinterher. Die Bundesrepublik belegt unter den 27 EU-Staaten den drittletzten Platz. Nur Belgien mit 0,1 % und Dänemark mit 0,2 % schneiden schlechter ab.
Wir brauchen Artenvielfalt, denn mit jeder Art, die ausstirbt, schaden wir auch uns selbst. Wir brauchen sie alle, nicht nur die niedlichen. Wir brauchen Pflanzen als Lebensgrundlage und Nahrung und Insekten, um Pflanzen zu bestäuben. Stirbt eine Art aus, kann das sehr dramatische und unvorhersehbare Folgen auf das gesamte Nahrungsnetz haben. Auch für uns Menschen. Biodiversität ist unsere Existenzgrundlage.
Bei all diesen negativen aufgeführten Faktoren sollte sich die Gemeinde Kißlegg und der Gemeinderat nicht zieren, wenigstens ein Biosphärengebiet auszuweisen.
* Lit.: UN-Weltnaturgipfel im Okt. 2024 in Kolumbien
Rolf Lauphemer, Kißlegg