Theater Immenried spielt „Wir sind die Neuen“
Immenried – Zum Jahreswechsel wird vom Theaterverein Immenried die Komödie „Wir sind die Neuen“ über einen ganz besonderen Generationen-Konflikt nach dem gleichnamigen Film von Ralf Westhoff in der Bühnenfassung von Jürgen Popig aufgeführt. Regie führt Sandro Droht. Premiere war am Donnerstag 26. Dezember um 20.00 Uhr in der Turn- und Festhalle Immenried, ein Höhepunkt wird die Aufführung an Silvester mit dem anschließendem Silvesterball sein. Unser Reporter Uli Gresser hat die Generalprobe besucht.
Jung und alt unter einem Dach – da geht es hoch her.
Die drei alten.
Die drei jungen.
Die Geschichte
Bettina Patscheider, die nach vielen Jahren wieder auf die Immenrieder Theaterbühne zurückkehrte, spielt die Anne, eine etwa 60 Jahre alte Biologin; diese muss ihre Münchner Stadtwohnung abgeben und da sie sich allein keine andere Wohnung leisten kann, fragt sie ehemalige WG-Mitbewohner aus ihrer Studentenzeit, ob sie an einer erneuten WG interessiert wären. Dazu bereit sind: Eddi (Florian Fick), ein ehemaliger Frauenheld und seit langem Single, und Johannes (Fabian Wespel), ein sozial engagierter Rechtsanwalt, der vor allem Mandanten nimmt, die sich eigentlich keinen Anwalt leisten können, und daher selbst auch kein Geld hat. Bei Eddi wurde zuvor eine schwere Krankheit diagnostiziert, er sagt den beiden anderen aber nichts davon.
Die Studenten im Stock darüber
Als die drei in ihre neue Wohnung eingezogen sind, kommt es schon bald zu Konflikten mit der Studenten-WG ein Stockwerk höher. Dort stehen die Jurastudentin Katharina (Franziska Ettmüller), Barbara (Sarah Gieler), die sensible Kunstgeschichtestudentin, und Thorsten (Elias Haggenmiller), der ebenfalls Jura studiert. Diese stehen unmittelbar vor wichtigen Prüfungen und stellen mit ihrem strukturierten, ordentlichen – um nicht zu sagen peniblen und arbeitsorientierten Lebensstil – das komplette Gegenteil von dem dar, was die drei älteren Herrschaften von einer Studenten-WG gewohnt sind.
Diszipliniert und zielorientiert: die jungen Studierenden.
Der entstehende Generationenkonflikt führt zu zahlreichen Situationen, in denen sich die beiden Parteien in die Haare geraten. Bei den Proben zu den Wutausbrüchen der Jungen sei so mancher Stuhl zu Bruch gegangen, plaudert „Eddi“ Florian Fick schmunzelnd aus dem Nähkästchen. Herrlich austoben durften sich die jungen Schauspieler, die übrigens in diesem Jahr von der „Young Stage “ zur großen Bühne gewechselt sind, beim wilden, morgendlichen Tanz, den sie als Rache aufführten, weil die Alten nach einer Kneipentour sie frühmorgends aus ihrem so wichtigen Schlaf gerissen haben.
Nistkasten statt Internet
Doch auch die Alten untereinander haben noch manchen Konflikt auszutragen und lernen beim erneuten Zusammenleben plötzlich an sich selbst neue Seiten kennen. So lästert Eddi über die Arbeit der Biologin, dass diese wegen des Nistkastenbaus für die Schleiereule nun nicht einmal mehr das Geld für einen Internetanschluss habe. Weil das Haus sehr hellhörig ist, bekommen die Jungen natürlich unfreiwillig jedes Wort mit, was bei den Alten unten gerade diskutiert wird, beispielsweise wer mit wem geschlafen hat.
Eines Tages erkennen die Feierbiester von der unteren WG, dass alle drei jungen Studenten in ernsthaften Krisen stecken, und die Alten beschließen, ihren jungen Nachbarn helfend unter die Arme zu greifen. Johannes hilft der völlig mit den Nerven am Ende stehenden Katharina, ihren Jura-Prüfungsstoff zu strukturieren, und versucht, ihre ihre Prüfungsangst zu nehmen; Anne macht mit Thorsten Gymnastik gegen dessen heftiges Bandscheibenleiden; und Eddi vermittelt Barbara das nötige Selbstbewusstsein, um sich von ihrem Partner nicht mehr ausnutzen zu lassen.
Generationenübergreifende Hilfe.
Der alte Anwalt hilft der angehenden Juristin.
Der Kunstgriff von Regisseur Sandro Droth
Wie schon beim letzten Stück ist die Bühne zweigeteilt: links die Wohnung der Jungen, rechts die der „Neuen“. Oft stehen alle Schauspieler gleichzeitig auf der Bühne. Während die eine Seite spricht, muss die andere Seite sich pantomimisch betätigen, ein Kunstgriff von Regisseur Sandro Droth, der sehr hohe Ansprüche an die schauspielerische Leistung der Einzelnen stellt.
Die zweigeteilte Bühne.
Westhoff hat seinen „Neuen“ brillante Dialoge geschrieben – aber auch den Jungen. „By the way, wenn Ihr damals ein bisschen flotter gewesen wärt, dann müssten wir heute nicht über Regelstudienzeiten und Studiengebühren diskutieren“, lässt Thorsten einmal einen kräftigen Seitenhieb auf die Langzeitstudenten früherer Jahre los. Wie sich Anne, Eddie und Johannes zu Mentoren der gestressten und rückenlahmen Gegenwartsstudenten aufschwingen, zeigt deutlich die Überzeugung des Autors, dass ein echter Fortschritt im Generationenkonflikt nur dadurch zustande kommt, dass beide Seiten den Dialog suchen und miteinander reden. Besondere Stärke zeigen die Schauspieler des Theatervereins Immenried vor allem bei den leisen Tönen. Etwa wenn das eigene Tun hinterfragt wird.
Ein Stück im Stück
Dass das Stück absolut sehenswert inszeniert ist, zeigt bereits die Anmoderation: Leonie Oberhofer, Hannah Schwarz und Leo Halder spielen darin die Vorgänger WG der „Neuen“, also bereits ein kleines Stück im Stück.
Aufführungstermine
Schlussbild. Links Regisseur Sandro Droth.
Aufführungen sind am Donnerstag, 26. Dezember, Freitag, 27., Samstag, 28., und Sonntag 29. Dezember sowie Donnerstag, 2. Januar, Freitag 3. und Samstag 4. Januar. Plätze können auf www.theater-immenried.de reserviert werden. Beginn Jeweils ab 20.00 Uhr, Einlass in die Turn- und Festhalle Immenried ist jeweils ab 19.00 Uhr.
Text und Fotos: Uli Gresser
Florian Fick und Bettina Pattscheider.
Fabian Wespel.
Stück im Stück: Leonie Oberhofer und Hannah Schwarz sowie Leo Halder spielen darin die Vorgänger WG der „Neuen“.
Elias Haggenmüller.
Die sechs Schauspieler.
Viele weitere Bilder in der Galerie