Obersee-Güteklasse: “Wahrscheinlich mit drei Sternen”
Kißlegg – Baden in Kisslgger Weihern und Seen: Kann das gesundheitsgefährfend sein? Nein – zumindest höchstwahrscheinlich nicht im Obersee. Denn dort waren 2022 “die Werte sehr gut”. Untersucht vom Gesundheitsam.t 2023 dürften sich sogar “drei Sterne” für die Wassergüte ergeben. So am vergangenen Mittwochabend, 10. April, Dr. Elmar Schlecker vom “Aktionsprogramm oberschwäbischer Seen und Weiher” im Gemeinderat Kisslegg.
Eine der vielen Anziehungspunkte auf Markung Kißlegg: die “stehenden Gewässer”. Wie Himmelsaugen spiegeln sie das Sonnenlicht in der Landschaft. Doch: “Jeder See wird irgendwann verlanden.” So sagte es Dr. Elmar Schlecker (Bild: Julian Aicher) vom Aktionsprogramm oberschwäbischer Seen und Weiher in seinem Bericht vor dem Gemeinderat. Die Frage daraus: Wann? Einer sei schon zugewachsen, erklärte Freie Wähler-Fraktionschef Detelf Radke. Nämlich der Rötsee.
“Wir kommen gut voran”
Und der Obersee? Da sieht Bürgermeister Deiter Krattenmacher derzeit “akut” keine Gefahr. Doch betonte der Rathauschef auch: “Wir sollten uns nicht in Sicherheit wiegen.” Deshalb habe die Gemeinde schon einiges unternommen, um den See sauber und badeverträglich zu halten. Krattenmacher: “Wir kommen gut voran.”
Allerdings: Dass ein Gewässer gute Messwerte aufweist, hängt nicht allein vom Menschen ab. Auch nicht von seinen Maßnahmen. Dass der Obersee derzeit mit guten Daten glänze, liege auch am Wetter der vergangenen Jahre. Dazu Dr. Elmar Schlecker: “2022 war sehr niederschlagsarm.” Folge: Weniger starke Regen schoben allerhand Treibgut in den Obersee. Ähnlich der Vorteil für den Wuhrmühleweiher: Für ihn stelle der Argensee eine Art Abfangbecken da. So fließe weniger Geschwemmsel in den pflanzen-reichen Wuhrmühler Weiher.
Warum zeigen sich Messwerte an den Weihern und Seen aber unterschiedlich gut oder weniger gut? Mit dem “Aktionsprogramm zur Sanierung oberschwäbischer Weiher und Seen” werde “an den Gewässern nachgeschaut: Wo sind gewisse Belastungsquellen?” Zum Beispiel durch eher hohe Nährstoffeinträge. Seen-Schützer Schlecker dazu: “Da spielt die Landwirtschaft eine gewisse Rolle”. CDU-Rätin und Biogas-Bäuerin Daniel Frick wollte dazu mehr wissen. Zum Beispiel fragte sie, ob die bundesweite Düngemittelverordnung ergeben habe, dass aus der Landwirtschaft weniger Nährstoffeinträge in Weiher und Seen flössen. Schleckers Antwort(en) darauf klangen unklar.
Eindeutiger die Aussagen des Fachmanns dagegen zur Extensivierung. Also zu Verträgen mit bäuerlichen Familien, die zu geringeren Stoff-Einträgen in die (Steh-)Gewässer führen. Zum Beispiel dadurch, dass den landwirtschaftlich Arbeitenden Grundstücke abgekauft werden würden. Etwa durch den Kreis Ravensburg, aber auch durch die Gemeidne Kisslegg selbst. Dazu Bürgermeister Krattenmacher:”Das geht kontinuierlich voran.”
Seen-Schützer Schlecker wies außerdem auf kleine Auffang-Becken in Bächen, die den Weihern und Sehen zufließen. Dort könne vieles absinken – also nicht in die Seen und Weiher gelangen. Rückhalte-Systeme, teils mit Stauwehren bestärkt. Etwa bei Rempertshofen. Dr. Elmar Schlecker: “Man braucht da eigentlich geringe Fläche.”
“Wie faule Eier”
Mehr Erstaunen und – teils ungläubige – Nachfragen erntete Schlecker dagegen mit seiner Schilderung der “Tiefenentwässerung”. Mit solchen Tief-Rohren soll Wasser, das zu faulen droht, aus den Steegewässern Weiher abezogen werden. Bürgermeister Krattenmacher wies auf Bad Waldsee hin. Dort habe die Auslauf-Stelle eines solchen “Tiefenentwässer”-Rohrs dazu geführt, dass es in der nahen Umgebung “wie faule Eier” stank. Darin, dass dies zu vermeiden sei, zeigten sich alle Ratsmitglieder einig. Eine Hand zum “Nein” hob zum Bericht von Seen-Schützer Dr. Elmar Schlecker allerdings niemand im Rat. CDU-Fraktionschef Christoph Dürr sprach wohl für die einhellige Stimmung der Rätinnen und Räten am Mittwochabend, als er zum “Aktionsprogramm zur Sanierung oberschwäbischer Weiher und Seen” erklärte: “Das sollten wir so weiterführen.”