Glasfaser, Libanon-Hilfe und ein neuer Straßenname
Kißlegg – Mittwochabend, 13. Dezember, Esther-Saal im Neuen Schloss: Gemeinderatssitzung. Die Bildschirmzeitung berichtete am 14. und 15. Dezember ausführlich davon. Bildschirmzeitungsreporter Julian Aicher lebt im Tal der Hofser Ach auf Markung Leutkirch. In diesem Gebiet brach am 16. Dezember das Internet zusammen und funktionierte tagelang nicht mehr. Nachstehender Artikel kam deshalb über Stick und Kurierdienst verspätet zur Redaktionsleitung nach Bad Wurzach. Die Verspätung geht nicht zu Lasten unseres Reporters.
„Ein Thema, das Sie sicherlich alle beschäftigt“. Clemens Stadler von der Rathaus-Verwaltung schilderte am 13. Dezember im Kißlegger Gemeinderat „eine ganz neue Technologie“. Nämlich Glasfaser. Sie soll sowohl schnelleres Internet möglich machen als auch eine bessere Übertragungsqualität bei Telefongesprächen. Vor allem in „Weißen Flecken“ und „Grauen Flecken“. Auf einem „Weißen Fleck“ befindet sich zum Beispiel, wer bisher weniger als 30 Megabit „Downloadrate“ nutzen kann. Mit Bundesgeld soll’s absehbar besser werden. „Wir beauftragen den Zweckverband Breitband“, berichtete Stadler. Angefragt worden sei für einige Gebiete aber auch die Deutsche Glasfaser. Dabei „brauchen wir ein bisschen die Mitarbeit der Grundstücksbetreiber.“
Immenried, Rempertshofen … oder Waltershofen
Bürgermeister Dieter Krattenmacher sagte es deutlicher: „Dieses Projekt kann nur gelingen, wenn wir durch die Grundstücke können.“ Die Kabel lägen dann ein Meter unter der Bodenfläche. „Da können die Bauern noch umackern“. Krattenmacher weiter: „Wenn Sie uns nicht durchlassen, geht halt nichts.“ Die Gemeinde trete selbst als Anbieterin auf. Sie werde sich allerdings nicht in Nachbarschafts-Streitereien einmischen. Dieter Krattenmacher: „Derzeit planen wir Immenried. Dann kommt Rempersthofen.“ Falls man in Rempertshofen nicht zum Zuge komme, werde Waltershofen vorgezogen. Clemens Stadler zum erkennbaren Tempo: „Wir haben jede Woche Termine mit dem Büro Zimmermann“ in Amtzell. Es leite die Planung des Ganzen.
„Respekt!“
„Allen Respekt!“ Ihn zollt unter anderem Gemeinderätin Petra Evers (CDU) an Klaus Karl vom Libanon-Projekt. Karl bestätigte: „Kißlegg kann stolz sein.“ Warum? Weil die Allgäuer Gemeinde hilft, in dem 4200-Seelenort Rachiine im nördlichen Libanon für saubere Verhältnisse zu sorgen. Mit einer Müll-Trennungs-Anlage. Errichtet mit finanzieller und beratend-organisatorischer Hilfe aus Kißlegg. Inbetriebnahme: 12. April 2023. Aber vor allem auch aufgebaut von jungen Leuten aus Rachiine. Karl: „Die gesamte Motivation der Jugendlichen drückt eigentlich die Situation im ganzen Ort aus.“ Viele packten mit an. Sinnvoll in einem Land, wo „die Gemeinden kein Geld haben“, wie Klaus Karl berichtet. Davon habe allerdings das Bundes-Entwicklungshilfe-Ministerium „keine Ahnung“. In dem Staat nördlich Israels leben derzeit 5,6 Millionen Personen christlichen, jüdischen und moslemischen Glaubens. Libanon nahm bisher 800.000 Flüchtlinge auf. Die Landeswährung sei mit der Finanzkrise 2008 zusammengebrochen. „Wer keinen Dollar hat, ist verloren. Für einen Liter Baby-Milch seien 7 Dollar zu bezahlen. Karl: „Elektrizität ist nicht stabil oder nicht vorhanden.“ (…) „Es gibt seit zwei Jahren keine funktionierende Regierung.“
Beifall für zwei Tüchtige
Lob am Mittwochabend, 13. Dezember, auch für zwei Beschäftigte der Gemeindeverwaltung. Zum einen für die gebürtige Dresdnerin Frau Schlichter. In Kißlegg bisher zuständig für Wasser- und Abwasserrechnungen. Seit 1988 lebt sie in der Zwei-Seen-Gemeinde. Bürgermeister Dieter Krattenmacher über Frau Schlichter: „Sie ist jetzt bei uns seit 34 Jahren eine der Säulen in unserem Betrieb.“ Und „Sie kennt jeden von unseren Mietern, vor allem auch die, die keine Miete bezahlen.“ Frau Schlichter habe sich außerdem als Försterin „mit großer Demut“ bewährt. Der Gemeinderat spendete Frau Schlichter, die jetzt in Rente geht, kräftigen Applaus.
Ebenso laut klatschten die Gemeinderatsmitglieder für Clemens Stadler. Nach sechs Jahren im Rathaus Kisslegg wird er ab Januar 2024 Geschäftsführer des kreiseigenen „Wirtschaftsforums Ravensburg“. Bürgermeister Krattenmacher lobte Stadler als „einen hervorragenden Packesel“. Stadler sei sowohl für das EU-Förderprogramm „Leader“ als auch als Wirtschaftsförderer aufgefallen. Krattenmacher über Stadler: „Ohne ihn gäbe es in Kißlegg wahrscheinlich kein Café.“ Kurz: Stadler „hat uns gut getan“.
Neue Friedhofsordnung
Ab 1. Januar 2024 gilt in Kisslegg eine neue Friedhofsordnung. Ratsmitglied Hubert Braun (GOL)wollte dazu wissen: Was geschieht mit der Friedhofskapelle? Rathaus-Chef Krattenmacher antwortete: „Im Moment steht sie da und gehört niemand.“ Dem widersprach SPD-Fraktionsvorsitzender Josef Kunz: „Es gibt noch einen Eigentümer.“ Dazu erläuterte Bürgermeister Krattenmacher: „Eigentümer ist die Friedhofs-Kapellen-Stiftung – und die hat kein Geld.“ Ihr Konto sei „nach zwei Währungsreformen“ leer. So der gegenwärtige Sachstand der 1720 errichteten Kleinkirche. SPD-Rätin Monika Dobler zeigte sich dennoch überzeugt, „dass sich das Ganze bald bessert“.
Die seit Mai 2018 unveränderten Friedhofsgebühren wurden neu kalkuliert. Die neue Satzung wurde einstimmig angenommen.
Neuer Straßenname
Der Rat beschloss einstimmig, den Weg zwischen der Schloss-Straße und der Evangelischen Kirche nach Georg Mayer aus Lanquanz (1905-1994) zu benennen. Mayer, 35 Jahre lang Kirchenpfleger, war ein sozial engagierter Mann. 23 Jahre gehörte er dem Gemeinderat Kisslegg an. In den 1940er- und 1950er-Jahren organisierte er Aufenthalte für Waisenkinder in Kisslegg. Außerdem organisierte er Altpapier- und Glassammlungen.