„Gemeinsam sind wir stark”

Kißlegg – Mittwochabend, 26. März, ab 20.00 Uhr. Im „Ochsen”-Saal Kißlegg kommen rund 150 Mitglieder der “Bürgerinitiative dezentrale Wasserversorgung Oberschwaben” (BDW) zur Jahreshauptversammlung zusammen. Sie bestätigen einstimmig die bisherige Vereinsspitze um Manfred Oswald.
Die BDW-Versammelten erfahren vom Ingenieur Florian Rick (Landratsamt Ravensburg): „Es ist nicht unsere Absicht, Ihnen das Wasser wegzunehmen.“ Und sie hören von ihrem Vize-Vereinschef Dr. Fritz Rockhoff, dass er sowohl die Oberschulämter als auch Regierungspräsidien gerne abschaffen würde. Derweil sei die BDW bei Behörden selbst für Notfälle als Partnerin anerkannt, berichtet BDW-Vorsitzender Manfred Oswald.
Bis auf den letzten Platz besetzt? Nein – noch mehr. Am Mittwochabend schleppten die „Ochsen”-Leute noch zusätzlich Tische und Stühle in den Saal. „Wir werden jedes Jahr mehr”, freut sich BDW-Vorsitzender Manfred Oswald. Inzwischen „über 480 Mitglieder”. Allein 2025 weitere 28. Sowohl mit Durchsetzungskraft als auch Fachwissen werde die BDW inzwischen auch bei Behörden als Partnerin anerkannt. Derart wirksam und bürgernah sei sie „bundesweit einmalig”.

Vereinschef Manfred Oswald (Bild) berichtet, er lese gerade Dr. Angela Merkels jüngste Buch „Freiheit”. Darin beschreibe die Politikerin auch ihre jungen Jahre in der damaligen DDR. „So komme ich mir heute vor”, ergänzt Oswald mit Blick auf die wuchernde Bürokratie in Deutschland. Oswald: „Einfacher wird’s definitiv nicht.”
Aus mehreren Gründen. So müssten Inhaberinnen und Inhaber von eigenen Trinkwasserquellen und dezentralen Kläranlagen immer mehr Untersuchungen zulassen. So eine Prüfung habe noch 2004 Laborkosten von 34,22 Euro mit sich gebracht. Heute liege der Vergleichs-Preis bei 160 Euro. Manfreds Oswalds Vorschlag zur Problem-Lösung: „Billiger wird’s, wenn wir es schaffen, den Auftrag an ein oder zwei Labors zu vergeben.” So „effizient” bedeutet dies bestenfalls auch weniger Gebühren. Oswald: „Gemeinsam sind wir stark.”
Die BDW gilt als Autorität auf ihrem Gebiet

Diese Kraft zeige die BDW auch in Verhandlungen mit Behörden. Vize-Vorsitzender Dr. Friedrich Rockhoff (Bild) erwähnt dabei ein Treffen mit dem Landratsamt am 13. März 2025. Mit Landrat Harald Sievers sei vereinbart, dass keine Genehmigungsverfahren für Pflanzenkläranlagen im Kreis Ravensburg laufen ohne Beteiligung der BDW. Das bedeute freilich nicht, dass man immer einer Meinung sei, betont BDW-Häuptling Manfred Oswald. So habe der Vereinsvorstand beim Regionalverband Bodensee-Oberschwaben angefragt, ob und wenn ja wie die Brunnen ums Moor im Bremberger Wald (Markung Kißlegg) durch Windkraft-Bauten dort gefährdet seien. „Da wollen wir eine Antwort”, forderte Oswald und ergänzte: „Die kriegen wir hoffentlich noch.”

Manche Fragen der Versammlungsteilnehmer versuchte dann Florian Rick zu beantworten. Der Umweltingenieur befasst sich im Gesundheitsamt der Kreisbehörden Ravensburg unter anderem mit Trinkwasser. „Die Trinkwasserverordnung können wir nicht ändern”, stellte der Amtmann in seinem Vortrag fest. Aber: „Es ist nicht unsere Absicht, Ihnen das Wasser weg zu nehmen.” Vielmehr wirke die gegenwärtige Trinkwasser-Bestimmung durch manchen “Parameter” “verschärft”, dessen Beachtung die Verordnung verlange. „Den Umfang der Parameter möchte ich mir mal anschauen”, versicherte Rick. Ziel: Prüfen mit Augenmaß. Dies auch in Absprache mit Fachämtern des Kreises Biberach und des Bodenseekreises. Rick sagte zum Publikum: „Uns bringt es nichts, wenn wir gegeneinander arbeiten.” Vertrauensvoller Umgang sei daher wichtig. Rick: „Vielleicht sieht man sich mal draußen.” Solche Kontakte konkret und vor Ort „würden mich freuen”.
Lob. Vereins-Vize Dr. Friedrich Rockhoff lobte Florian Rick als „Quereinsteiger”. Es sei zu begrüßen, wenn in Behörden Leute arbeiten, die schon Berufserfahrung außerhalb der Amtswelt gewonnen hätten. Das könne dabei helfen, dass die Politik „nicht mit dem Vorschlaghammer” auf die Bevölkerung zugehe. Rockhoff erwähnte kurz Gespräche auf Ämtern, während derer die Behörden-Leute den von Rockhoff genannten Fakten nicht so wirklich widersprechen konnten.
Dann bat der ehemalige, jahrzehnteerfahrene BDW-Vorsitzende Dr. Rockhoff noch um Gehör für „ein paar ganz persönliche Dinge”. Diese erkannte er am unterschiedlichen Blick von Personen auf der Stadt und Landleuten auf das ländliche Leben. Rockhoff: „Wir wissen, was zu tun ist.” Zum Beispiel: kein „Biosphärenreservat” im württembergischen Allgäu verkünden. Kurz unterbreitete der pensionierte Tierarzt und ehemalige stellvertretender Kißlegger Bürgermeister dann noch ein paar eigene Sparvorschläge: etwa „Abschaffung der Kassenärztlichen Vereinigung”, „Oberschulämter abschaffen” und „Regierungspräsidien abschaffen”. Lauter, langer Applaus darauf im Saal.
„Wir haben Angst um unser Wasser”

Umfassend. Dass sich die Bürgerinitiative dezentrale Wasserversorgung Oberschwaben (BDW) nicht auf rechtliche Hinweise und politischen Einsatz beschränkt, erläuterte Willi Wacker. Seit dem BDW-Gründungsjahr 1989 dabei, arbeite er als “Ihr Ansprechpartner”, wenn es um technische Nöte gehe. So verfüge die BDW etwa über einen 5000-Liter-Tank zur „Not-Wasserversorgung”. Mit ein Grund dafür, dass Behörden die BDW als Katastrophen-Helferin wertschätzen. Was er an Hilfe aus Notlagen da schon alles erlebt habe, darüber könnte er „ein Buch schreiben”, berichtete Wacker.
In diesem Zusammenhang erwähnte Giesela Riess die neuen Pumpen, die sich die BDW angeschafft habe. Deshalb sei der Kassenstand jetzt „um sechstausend Euro verändert”. Die beiden BDW-Kassenprüfer erkannten „keine Ungereimtheiten” in der Buchführung von Giesela Riess. Die anwesenden BDW-Mitglieder entlasteten deshalb sowohl Riess als auch den bisherigen Vorstand einstimmig.
In der Fragerunde zum Schluss der Veranstaltung betonte ein Bürger aus Kißlegg-Bremberg mit hörbar erregter Stimme: „Wir haben Angst um unser Wasser.” Und zwar wegen der zwei dort ums Moor des Bremberger Waldes geplanten Windkraftanlagen. Wenn es die Bauarbeiten dort mit sich brächten, dass die nahen Brunnen versiegen, „wer bringt uns dann Wasser?” Diese Sorge gelte umso mehr, „wenn ein Bauer einen Haufen Viecher hat“, die er zu versorgen hat. Bestätigung dazu vom BDW-Vorsitzenden Manfred Oswald: „Die Information dazu ist einfach zu wenig.” Ohne solch klare Angaben von Behörden und Windkraft-Betreibern „ist die Energiewende bei mir noch nicht angekommen.”
Julian Aicher / Fotos: Christine Abele-Aicher und Julian Aicher
Bürgerinitiative dezentrale Wasserversorgung Oberschwaben e. V. (BDW)
Bürgerinitiative dezentrale Wasserversorgung Oberschwaben e. V. (BDW)
Gründung: 22. April 1989
Vorsitzender: Manfred Oswald
Stellvertretung: Dr. Friedrich Rockhoff und Wolfgang Müller
Kassenwart und Mitgliederverwaltung: Giesela Riess
Kassenprüfer: Markus Weiland und Sergei Naumann
Technik: Willi Wacker
Beirat: Sigrid Metzler, Karl Brauchle, Josef Rief, Angelika Kible

Das Bild, entnommen der Webseite der BDW, zeigt vn links: Manfred Oswald (Vorsitzender), Angelika Kible, Willi Wacker, Gisela Riess, Sigried Metzler, Karl Brauchle, Friedrich Rockhoff und den Referenten Matthias Enderle. Es fehlen auf dem Bild Wolfgang Müller, Josef Rief und Markus Weiland.
Ziele:
Erhaltung und Stärkung der dezentralen Wasserversorgung im ländlichen Raum
Eigenverantwortung für die dezentrale Wasserversorgung stärken
Schutz des Grundwassers
Leistungen der BDW
Notfallhilfe bei Ausfall der Wasserversorgung
kostenlose Beratung für Brunnenbesitzer bei Problemen im Trinkwasser- und Abwasserbereich
Ausschreibung der jährlichen Trinkwasseruntersuchung
Unter “Downloads” finden Sie die Satzung der Bürgerinitiative dezentrale Wasserversorgung Oberschwaben e. V. (BDW)