Gemeinderat Kisslegg stimmt der Erweiterung der Biogasanlage Weiland in Rahmhaus zu
Kißlegg – Einstimmige Zustimmung bei einer Erhaltung. Der Gemeinderat Kisslegg erteilte am Mittwochabend (17.1.) sein „Einvernehmen“ für eine Erneuerung und Erweiterung der Biogasanlage Weiland in Rahmhaus. Wolfgang Schuwerk (CDU) fasste diesen Beschluss so zusammen: „Das ist gut.”
„Da wird quasi aus Abfall Energie gemacht.“ Nämlich aus Bio-Abfall. Aus weggeworfenen Lebensmitteln. So SPD-Fraktionsvorsitzender Josef Kunz. Da die an- und abliefernden Lastwagen „in einer geschlossenen Halle” abkippen, seien die Geräusche auch als sehr gering zu erwarten. Bedenken äußerte der SPD-Mann zum angrenzenden Landschaftsschutzgebiet – und dem Obersee. Kunz: „Das ist kein Spaß“.
Zuvor hatte dieser Punkt 1 der Gemeinderatsitzung mit einer „etwas außergewöhnlichen Konstellation“ begonnen. So begann Bürgermeister Dieter Krattenmacher die Veranstaltung. „Außergewöhnlich“ deshalb, weil der zuständige Ortschaftsrat Immenried ebenfalls an der Gemeinderatssitzung teilnahm. Somit könnten die Ratsmitglieder „auf der gleichen Informationsebene“ tagen.
„Öffentliche Straßen sind zum Fahren da“
Manfred Rommel vom Bauamt der Gemeinde Kisslegg erklärte, dass das Landratsamt Ravensburg den Antrag der Biogas-Bauersfamilie Weiland in Rahmhaus geprüft habe. Jetzt bitte Ravensburg um das „Einvernehmen” der Gemeinde Kisslegg in sieben Punkten. Da aber die geplanten Biogasbauten nur eine Erweiterung und Modernisierung der bereits bestehenden bedeuten, habe Kisslegg selbst nur einen Punkt zu prüfen. Nämlich Punkt vier: „Unwirtschaftliche Aufwendungen für Straßen oder andere Verkehrseinrichtungen, für Anlagen der Versorgung oder Entsorgung, für die Sicherheit oder Gesundheit oder für sonstige Aufgaben.” Dazu Bürgermeister Dieter Krattenmacher: „Wir diskutieren seit Jahren das Thema Straßen.“ Dabei gelte der Grundsatz, „dass öffentliche Straßen zum Fahren da sind”. Und “das haben wir hinzunehmen”. Umso erfreulicher, dass die beiden Biogasbetriebe in Rahmhaus (neben Weiland noch Rupp) „vor allem Straßen nutzen, die nicht durch Orte von Kisslegg führen“. Zu möglichen Belastungen des Baches Richtung Obersee „haben wir klare Hinweise vom Landratsamt, dass hier nichts zu befürchten ist“, ergänzte Krattenmacher.
„Ein sehr sensíbles Gebiet“
Die Immenried Ortschaftsrätin Cornelia Bauer wies auf das Gründlenmoos als „sehr sensibles Gebiet” hin: „Dieses Hochmoor sollte nicht durch zusätzliche Stickstoffeinträge belastet werden.” Bauer ergänzte: „Da habe ich Sorge, dass da Probleme entstehen.“ Auch in Richtung Obersee. Bürgermeister Krattenmacher sah hier einen „ganz wichtigen” Aspekt. Ein Fachgutachten belege allerdings das, was von Familie Weiland zu den vorgeschriebenen gesetzlichen Grenzwerten zu hören war: „Da liegen wir weit drunter.”
„Was ist mit Mikroplastik?“
Werner Schuwerk von den Freien Wählern (FW) sprach die „Entpackung“ der angefahrenen, nicht verspeisten Lebensmittel bei Weiland an: „Wird das Thema Mikroplastik behandelt?”. Darauf antworteten die Antragsteller Weiland: „Man kann’s ziemlich ausschließen.“ Binnen vier Wochen schaue immer wieder eine unangemeldete Kontrolle am Betrieb vorbei. Monika Dobler (SPD) fragte nach Geruchsbelästigungen. „Gerechnet auf die Vorbelastung“ werde sich da nichts ändern, lautete die Antwort. Dr. Andreas Kolb (GOL) bezeichnete es als „positiv“, „dass die Anlage besser wird“. Er wollte mehr zu „Ursachen für die Nährstoffbelastung der Gewässer“ erfahren. Da empfinde er die „Bauchschmerzen“ aber eher beim Landratsamt. Dr. Friedrich Rockhoff (CDU) betonte: „Mich interessieren die praktischen Beispiele.“ Zum Beispiel 800 Tonnen „Rohstoffe“ pro Jahr. Rockhoff milde lächelnd in Richtung der Antragsteller Weiland: „Wir sind ja als Bürger angehalten, keine Lebensmittel wegzuwerfen. Da dürfte es Euch gar nicht mehr geben.” Wolfgang Schuwerk (CDU): „Die Firma Weiland produziert nur Strom. Den brauchen wir. Wir müssen dieses System begrüßen. Das ist gut.“ Sein Fraktionschef Christoph Dürr kündigte dann das „Einvernehmen“ der Union an. Ergänzt von Bürgermeister Dieter Krattenmacher, der auf Prüfung der Gewässer durch das „Sanierungsprogramm oberschwäbische Weiher und Seen“ hinwies. Es prüfe bald wieder – vor allem am Obersee.
Zwei Enthaltungen im Ortschaftsrat Immenried
Immenrieds Ortsvorsteher Armin Notz: „Ich bin froh, wenn da ein Knopf dran kommt an die Geschichte.“ Er freue sich, „dass die Anlage sicherer wird“. Sein Ortschaftrat stimmte für das „Einvernehmen“ – bei zwei Enthaltungen. Um etwa 19.05 Uhr erteile auch der Gesamtgemeinderat Kisslegg sein Ja zum “Einvernehmen”. Bei einer Enthaltung. Es kann also weitergehen mit den Vorbereitungen zur Erweiterung und Modernisierungen der Biogasanlage Weiland in Rahmhaus.
Text und Fotos: Julian Aicher
Rot markiert sind die Erweiterungen der bestehenden Biogasanlage Weiland.