Gäste mit Geschichten
Kißlegg – Sonntagnachmittag, 27. Oktober ab 14.00 Uhr im Neuen Schloss Kißlegg. Finissage – also letzter Tag – der Ausstellung „ZeitRäume”. Bürgermeister Dieter Krattenmacher hat sie fünfmal besucht. All die Ereignisse während und um die 1200-Jahr-Feiern in der Mehr-Seen-Gemeinde hinterließen bei ihrem Rathauschef den Eindruck, „dass wir in einer Gemeinschaft leben, die – wenn’s drauf ankommt – funktioniert.”
„Yesterday”. Gitarrist Thomas Linder eröffnete am Sonntagnachmittag den Reigen. Dann sang seine Kollegin Moni Bothe (Bild) „Weine nicht, wenn der Regen fällt”. Derweil hätten in Kißlegg 2024 so manche mehr als einen Grund dazu gehabt. Für Bürgermeister Dieter Krattenmacher deshalb auch das markanteste Kleidungsstück Kißlegg 2024: der Gummistiefel. Dieses Beinkleid so aktuell, dass es noch nicht als Ausstellungsstück auffiel.
„Wir haben gute Geschichten gehört von starken Frauen, die Männern gesagt haben, wo’s langgeht”. Nämlich 2024 auch bei der Ausstellung „ZeitRäume” entlang der letzten 60 Jahre in Kißlegg. Dazu blickfangende Schau-Stücke zu finden, fragten sich die Ausstellung-Aktiven immer wieder: „Wer kennt wen – und wer könnte wo was haben?“ So schilderte es am Sonntagnachmittag eine von ihnen: Anneliese Welte. Zum Beispiel Original-Flaschen der Krumbach-Quelle aus den 1980er-Jahren. Oder von der Narrenzunft Kißlegg den passenden Fuchschwanz zum Bonanza-Fahrrad. Mit ihm wäre Bürgermeister Krattenmacher damals so gerne rumgekurvt. Dieses Bekenntnis vom Rathauschef erweis sich nur als einer von mehreren Belegen dafür, „dass Gäste auch Geschichten haben”, wie’s Anneliese Welte am Sonntagnachmittag sagte.
Anneliese Welte, Archivar Thomas Weiland (Bild unten) und Kurator Jürgen Weing sprachen für das Team der Ausstellungsmacher.
Krass bei Günter Grass
„Ganz jung sind wir ja auch nicht mehr.” Auf unterschiedliche Erinnerungen zu längst vergangenen Ereignissen wies Archivar Thomas Weiland hin. Etwa den umstrittenen Auftritt von Günter Grass in dem Zwei-Schlösser-Ort, für den der damalige Kißlegger Bürgermeister zunächst die Halle nicht zur Verfügung stellen wollte.
Ausstellungs-Mit-Erschaffer Jürgen Weing machte danach auf Entwicklungen aufmerksam, die noch nicht abgeschlossen sind. Zum Ausstellungsort Neues Schloss bemerkte Weing: “Die Renovierung dauert bis heute.” Er empfahl: “In Bewegung bleiben.”
Die Musik zur Finissage hob zu Reinhard Meys „Über den Wolken” an. Und verwandelte schließlich den Finissage-Vortragssaal fast zu einem Partyraum mit mutklatschend-singendem Publikum.
Eines der Ausstellungsstücke.
Text und Fotos: Julian Aicher
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