Die Ausgabe für 2024 ist da – Das Januar-Blatt befasst sich mit der Gastronomie in früheren Zeiten
Kißlegg – Ortsheimatpfleger Bernd Mauch hat auch für 2024 einen Kalender mit Ansichten von Alt-Kißlegg herausgebracht. Er kann für 10 € bei Eisenwaren Martin erworben werden. Die nachstehenden Ausführungen über den empfehlenswerten Kalender stammen von Bernd Mauch selbst:
Das Titelblatt
Das Titelblatt des diesjährigen Kißlegg-Kalenders zeigt das „Wolfegger Schloss“ in einer Aufnahme von 1905. Das Wolfegger Schloss ist eines der Wahrzeichen von Kißlegg, erbaut 1560 bis 1570 unter Hans Ulrich von Schellenberg, modernisiert und ausgebaut 1717 bis 1721 von Graf Ferdinand Ludwig von Schellenberg. Beim Innenausbau haben bedeutende Künstler mitgewirkt wie der Füssener Baumeister Johann Georg Fischer, die Stukkateure Hans Herkommer, Nikolaus Berti und Anton Frast, der Maler Franz Anton Erler und der Maurermeister Hans Wieland aus Emmelhofen. Einige Räume sind besonders wertvoll gestaltet. Ein Zimmer des Anbaus im ersten Stock mit einer schönen Stuckdecke zeigt in den Ecken Muscheln und Frauengestalten und vier Schlösser sowie einen Alkoven, der von zwei doppelten Rundbögen tragenden Marmorsäulen flankiert wird. In einem Erkerraum befindet sich eine Stuckdecke mit einer allegorischen Darstellung sowie Wandfresken aus dem Jahr 1580. Im Rittersaal im zweiten Stock mit Bandelwerk und Akanthus sind in der Mitte in verkröpftem Feld die Allegorie des Krieges und besonders hübsche Putten dargestellt (Zitat Stephan Müller, ehemaliger Bürgermeister von Kißlegg). Das Schloss und der Anbau wurden im Stil der Ulmer Patrizierhäuser gebaut, die damals für den Adel auf dem Land Vorbildcharakter besaßen. Das Schloss wird bis zum heutigen Tage von der gräflichen Familie bewohnt.
Das Januar-Blatt
Die Thematik des ersten Kalenderblattes im neuen Jahr ist die „gewesene“ und noch vorhandene Gastronomie in Kißlegg. Immer mehr Gasthäuser verschwinden von der Bildfläche oder wurden und werden umgewandelt in andere Gewerbebetriebe oder in Wohnraum. Von der ursprünglichen Vielzahl an Gastwirtschaften ist nur eine Handvoll übriggeblieben. Früher gab es direkt in Kißlegg den „Goldenen Adler“, den „Löwen“, den „Ochsen“, das Hotel „Hirsch-Post“, den „Wilden Mann“, die „Krone“, die „Linde“, das Hotel Kiebele (später Gasthof Peterhof), die „Traube“, die „Kutscherstube“, das Vesperstüble zum „Schwarzen Adler“ (heute Schlossmetzgerei), die Restauration Klarmann, die Bahnhofsrestauration, das Café Weber, das Café Kesenheimer, später noch die „Kulisse“, die „Wagnerstub“, die Bahnhofswirtschaft, das Stadtcafé (heute Zappa), das „EL Solino“ und den Schlosskeller; und das waren nur die Gasthäuser direkt in Kißlegg.
In den angrenzenden Ortschaften gab es fast überall auch ein Gasthaus: In Zaisenhofen den „Grünen Baum“, später auch noch die „Trattoria da Salvatore“ und das Kegelstüble; in Straßburg das Gasthaus Kolb „Zur Straßburg“, in Hahnensteig das Gasthaus Sontheimer „Zur Hahnensteig“, in Krumbach das Gasthaus und Mineralbad Krumbach, in Untertiefental das Gasthaus „Frohsinn“, in Oberriedgarten das Burgermoosstüble, in Wiggenreute den „Grünen Baum“ von Karl Stanner, in Rempertshofen das Gasthaus „Zum Hecht“; in Immenried gab es gar drei Gasthäuser: das „Lamm“, den „Hirsch“ und das „Rössle“. In Rötsee gab es ebenfalls ein Gasthaus „Zum Hirsch“ und in Herrot konnte man im Gasthaus „Zum Ochsen“ von Bernhard Häring einkehren. Waltershofen hatte auch drei Gasthäuser: den „Löwen“, den Gasthof „Zum Neubau“ und das „Deutsche Haus“.
Von den genannten Gasthäusern sind in Kißlegg nur der „Ochsen“, die ehemalige „Hirsch-Post“ (heute als Pizzeria „Dolce Vita“), das La Piazza (im ehemaligen „El Solino“), das Chinarestaurant Lotus (in der ehemaligen „Kutscherstube“) und das „Zappa“ übriggeblieben, in Zaisenhofen die „Trattoria da Salvatore“ und das „Kegelstüble“, in Unterriedgarten das „Burgermoosstüble“ und in Waltershofen das „Deutsche Haus“ und der Gasthof „Zum Neubau“, zum Teil aber mit deutlich reduzierten Öffnungszeiten.
Es ist heutzutage schwer, in KIßlegg eine Wirtschaft zu finden, wo man nur mal schnell auf ein, zwei Bier reingehen kann und, ohne Essen zu bestellen, eine gemütliche Stunde verbringen kann. Bis vor einem Jahr war das im Gasthof „Zur Linde“ noch möglich, aber der Tod des Wirts setzte hier ein jähes Ende und führte zur sofortigen Schließung. So ist die Zukunft der „Linde“ auch sehr ungewiss.
Das Januar-Kalenderblatt zeigt nur eine kleine Auswahl der Gaststätten: eine Aufnahme vom „Goldenen Adler“ aus dem Jahre 1936, das Gasthaus „Zum Löwen“ um 1946, den Gasthof „Zum Ochsen“ um 1931, das Hotel „Hirsch-Post“ um 1925, die “Linde” um 1955 und das Gasthaus „Zur Krone“ der Metzgers-Familie Sontag um 1959.
Der “Adler” 1936 (damals mit verputztem Fachwerk).
Die “Hirsch-Post” um 1925.
Die “Linde” um 1955.
Der “Löwen” um 1946.
Der “Ochsen” um 1931.
Das Alte Schloss um 1905.