Zwischen Engel und Himmel, Erde, Sonne und der Heimsuchung Marias
Bergatreute – „Maria als Seelenverwandte und Schwester im Glauben“ könnte man als Überschrift über die Festpredigt des Salvatorianers Pater Hubert Veeser aus Maria Steinbach setzen. Mit seiner wortgewaltigen Stimme und einer fulminanten Kanzelpredigt begeisterte er die zuhörenden Gläubigen und Pilger.
So bunt die Farben des feinen Stucks der Schmuzerkanzel, die bis 1762 die Weingartener Basilika zierte und sich seither in den barocken Kirchenraum der Bergatreuter Wallfahrtskirche als Schmuckstück einfügt – so bunt sieht der Festgast den Glauben, als etwas Lebendiges, als besondere Beziehung zur Mutter Gottes. Nachdem das Bergatreuter Gnadenbild Maria vom Blut 1730 auf den Hochaltar übertragen wurde, bildet dieses seither das Zentrum des Glaubens dort. Im selben Jahr wurde das bayerische Maria Steinbach zum Mittelpunkt des Christusglaubens. Eine zeitliche Gemeinsamkeit, die Pater Hubert Veeser in seiner zwanzigminütigen Festpredigt hervorhob, und an beiden Orten gerade auch Menschen aus dem Hintergrund zu Gott berufe.
Zur Festmesse lud die Kirchengemeinde Bergatreute unter ihrem jungen gewählten Vorsitzenden Fabian Strobel und des Ortsgeistlichen Pfarrer Klaus Stegmaier; mitgefeiert von sechs weiteren Priestern aus der näheren Umgebung. Musikalische Umrahmung von der frühmorgendlichen Tagwacht bis zur anschließenden Gemeindefeier im Pfarrgemeindehaus bot die Musikkapelle Bergatreute, während die liturgische Feier durch den Kirchenchor unter Leitung der jungen Dirigentin Caroline Forderer umrahmt wurde. Der Chor sang zusammen mit zwei Solistinnen gekonnt und mit frischem Elan die „Missa brevis in F“ von Joseph Haydn unter Mitwirkung von Franz Ott an der Orgel. Die Feier wurde auch auf den Kirchplatz übertragen, wo von Pilgern und Gläubigen der letzte Platz an der Sonne genutzt wurde.
Die anschließende Prozession durch Ort und Flur mit dem Gnadenbild „Maria vom Blut“, gesäumt durch sicherlich hunderte Gläubigen, einigen Ordensschwestern aus Sießen, Reute und Untermarchtal, Erstkommunionkindern, sowie einer Schar Ministrantenbuben und -mädchen, bot ein beeindruckendes Bild gelebter Volksfrömmigkeit. Der von Künstler Dominikus Wagner aus Wolfegg 1902 geschaffene Feldaltar beim Pfaffenberg mit der Darstellung der Heimsuchung Marias wird in dritter Generation von Familie Wirbel besorgt. Pfarrer Stegmaier lobte den Blumenteppich, der mit Symbolen der kreativen Kinderkirche gestaltet und im Dialog mit den Erstkommunionkindern im Rahmen der Feldandacht erläutert wurde. Die Fahnenabordnungen der Blutreiter, der Bruderschaft des Heiligen Josef sowie örtlicher Vereinigungen bildete ein farbenfrohes Gesamtbild. Pater Hubert erteilte dort den Segen für Feld und Flur, ehe er nach der Rückkehr in die Wallfahrtskirche mit einem stimmgewaltigen „Gehet hin in Frieden“ ein Appell in unsere von Kriegen gebeutelte Welt setzte und so den traditionellen Wallfahrtstag im oberschwäbischen Bergatreute beendete.