Wegwerfen und putzen – das ist nicht nachhaltig
Die Stadtputzete vor Kurzem nimmt unsere Leserin Margarete Bareis zum Anlass, für nachhaltiges Handeln in Bad Waldsee zu werben

Schandfleck am Waldrand zwischen Möllenbronn und Reute. Foto: Margarete Bareis
Neulich bei der Stadtputzete habe ich am Waldrand zwischen Möllenbronn und Reute die Verpackung eines kompletten Menüs einer bekannten US-amerikanischen Fastfoodkette gefunden: drei Burger und eine Portion Pommes mit Mayonnaise gab’s, die Verpackung samt Serviette wurde anschließend aus dem Autofenster geworfen, so meine Annahme. Seit Lucia Vogel, grüne Stadträtin 2019 die Stadtputzete in Bad Waldsee initiiert hat, mache ich mit. Ich bin in einer Zeit groß geworden, wo es Papierverpackungen und Mehrwegsysteme gab. Mit den ersten Supermärkten in den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts ging es los mit Plastiktüten und Plastikverpackungen.
Beim Anblick des oben gezeigten Verpackungsmülls kam mir der Satz unseres Oberbürgermeisters in den Kopf, mit dem er zur Stadtputzete ermuntert hatte: „Ich bin gespannt, wieviel Müll wir sammeln und freue mich auf den gemeinsamen Einsatz für eine saubere und nachhaltige Zukunft“. Es ist aber leider so, dass an einer Stadtputzete gar nichts nachhaltig ist, denn während wir „putzen“, werfen andere ihren Müll und Verpackungsmüll achtlos oder bewusst „in die Pampa“, heute, genauso wie vor 50 Jahren.
Liebe Stadtverwaltung, die Stadtputzete als nachhaltig und als regionalen Klima- und Naturschutzbeitrag zu „verkaufen“, suggeriert: Wir alle können einmal im Jahr einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Naturschutz leisten, der obendrein auch noch nachhaltig ist und wir sorgen so für eine „saubere Zukunft“. Das ist mit Verlaub „Schönrederei“.
Als Stadtverwaltung und mit dem Gemeinderat haben Sie an vielen Stellen einen ziemlich großen Einfluss auf Nachhaltigkeit und auf den regionalen Klima- und Naturschutz und können viel für eine „saubere Zukunft“ tun. Zum Beispiel, wenn es um die Ansiedlung eines Rasthofes mit Fastfoodkette geht. Die können Sie zum Beispeil ablehnen, weil das Essen nicht nachhaltig, nicht fair, nicht regional produziert wird. Sie können auch ablehnen, weil alle einschlägigen Erfahrungen zeigen, dass unweigerlich viel Verpackung davon „in der Pampa“ landen wird und weil es bei einem Rasthof noch einige andere gute Gründe gibt, die dem Klima- und Naturschutz widersprechen. Sie können auch entscheiden, dass wir endlich sichere und gute Radwegelösungen auf den Schulwegen bekommen, so dass Kinder und Jugendliche eine nachhaltige Mobilität selbstverständlich lernen. Sie können nachhaltige Kriterien für Gewerbeansiedlungen, beim Bauen und bei der Flächennutzung entwickeln, die Erneuerbaren aus Sonne und Wind positiv begleiten oder mehr Grünflächen schaffen anstatt mehr Parkplätze. Es würden mir noch weitere Klima- und Naturschutzmaßnahmen für eine saubere nachhaltige Zukunft in Bad Waldsee einfallen. Die Stadtputzete als solche hinzustellen, lenkt ab von einer oft nicht ambitioniert wirkenden Haltung, sich für effektive Klimaschutzmaßnahmen beherzt und konsequent zu entscheiden und klar dafür einzustehen.
Margarete Bareis, Bad Waldsee-Reute
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