Traditionelles Weihnachtskonzert in Mühlhausen
Mühlhausen – Traditionell lädt der Musikverein Mühlhausen am ersten Weihnachtsfeiertag zum Weihnachtskonzert in die festlich geschmückte Turn- und Festhalle nach Mühlhausen ein. In diesem Jahr stand das Konzert unter ganz besonderen Vorzeichen: Dirigent Christian Fitz leitete zum letzten Mal die Jugendkapelle Eberhardzell – Ellwangen – Füramoos – Mühlhausen und die Konzertpremiere der Dirigentin Miriam Aviles Zulueta musste aus persönlichen Gründen ausfallen. An ihrer Stelle trat der kurzfristig eingesprungene Martin Rehmke ans Dirigentenpult.
Vorstand Peter Branz freute sich in seiner Begrüßung, neben dem Eberhardzeller Bürgermeister Gunther Grabherr und dem Mühlhausener Ortsvorsteher Hubert Ego auch Walter Engeser vom Blasmusikkreisverband Biberach willkommen heißen zu können, der später die Ehrungen verdienter Musiker vornehmen sollte.
Eröffnung durch die Jugendkapelle
Zunächst eröffnete die Jugendkapelle Eberhardzell – Ellwangen – Füramoos – Mühlhausen den Konzertabend mit der „Fantasia di Natale“ von Luigi di Ghisallo alias Kees Vlak. Auf diesen vier traditionellen italienischen Liedern basiert die Komposition: „Canzone d’i Zampognari“, „Canto dei Pastori“, „Gesù Bambin L’e Nato“ und „Dormi, O Bel Bambin“ gemäß der Tradition, dass in Italien praktisch den ganzen Advent über viermal Weihnachten gefeiert wird. „Circle of Life“ wurde von Sir Elton John für den Zeichentrickfilm König der Löwen geschrieben. Das eher skurril anmutende Konzertstück „Bugs“ von David Shaffer besteht aus den vier Sätzen Leuchtkäferchen, Weberknecht, Schmetterling und Ameisen. Den Titel kann man also je nach persönlicher Einstellung zu den possierlichen Tierchen, die da kreuchen und fleuchen, als Ungeziefer oder Nützlinge interpretieren. Mit „Das Junge Weihnachtskonzert“ beendete die Jugendkapelle ihren Programmteil thematisch stimmig. Die Komposition von Alfred Bösendorfer ist ein speziell für Jugendorchester konzipiertes Medley aus den vier Weihnachtsliedern „Kling, Glöckchen“, „Ihr Kinderlein kommet“, „Fröhliche Weihnacht überall“ und „Morgen kommt der Weihnachtsmann“. Bei der Zusammenstellung war es dem Komponisten einerseits wichtig, vier besonders im deutschsprachigen Raum bekannte Weihnachtslieder zu verwenden. Andererseits wurden die Lieder vom Komponisten auch aufgrund ihres einheitlichen Grundtempos ausgewählt.
Dank an den langjährigen Dirigenten Christian Fitz
Nach der vom fachkundigen Publikum geforderten Zugabe der von Kurt Gäble geschriebenen Ballade „Irish dream“ wurde es noch einmal emotional: Die jungen Musiker bedankten sich bei ihrem langjährigen Dirigenten Christian Fitz mit Worten und Geschenken für seine 12-jährigen Verdienste um die Jugendkapelle aus den vier Ortschaften, der an diesem Abend ein letztes Mal den Taktstock für sie schwang.
Musikverein Mühlhausen
Mit dem ideal zur Eröffnung eines Konzertes geeigneten symphonischen Werk „Ceremonic Festival“ von Martin Scharnagl eröffnete der Musikverein Mühlhausen seinen Konzertteil. Choralartige Passagen wechseln sich mit Themen aus dem Bereich Filmmusik ab. Die Philosophie Martin Scharnagls, unterschiedliche stilistische und musikalische Elemente miteinander zu vermengen und zu verschmelzen, um dadurch etwas einzigartig Neues entstehen zu lassen, wird auch bei “Ceremonic Festival” auf besondere Art und Weise erkennbar. Entstanden ist so ein symphonisches Werk, das durch die unverwechselbare Handschrift des Autors einmal mehr Tradition mit Innovation verbindet. Als zweites Stück spielten die Musiker eine Komposition von Carlos Marques namens „Cassiopeia“. Die schöne Frau eines äthiopischen Königs war nicht nur sehr schön, sondern im gleichen Maße eitel, was oft großes Unglück verursachte. In dem Werk des portugiesischen Komponisten werden daher viele verschiedene Stimmungen intoniert, mal ein erhabenes Thema in getragenem Tempo, mal eines mit schnellem Tempo.
Saxophon-Solo von Annika Rundel
Im langsamen Mittelteil konnte sich Annika Rundel mit einem getragenen Saxophon-Solo als Solistin auszeichnen.
Ehrungen
Walter Engeser als Vertreter des Blasmusikkreisverbandes hatte die Ehre, langjährige, verdiente Musiker zu ehren. Er tat dies mit dem ihm eigenen Humor. Der Erste, den er mit der Ehrennadel in Bronze des Blasmusikverbandes Baden-Württemberg für 10 Jahre aktive Tätigkeit auszeichnen durfte, war Fähndrich Robert Haller. Deswegen als Erster, weil er beim Konzert für den Getränkenachschub zuständig ist. Nicht dass es da zu Komplikationen kommen könnte…
Christof Reder ist wie Haller seit 2013 dabei und spielt Tenorhorn im MV. Von 2021 bis 2023 war er als Vorstand im Vorstandsteam aktiv. Auch er erhielt die BVBW-Ehrennadel in Bronze für 10 Jahre aktive Tätigkeit.
Doppelt solange dabei ist Michael Branz und ebenfalls bei den Tenorhörnern als Registerführer aktiv. Von 2011 bis 2013 war er Jugendleiter des Vereines. Er erhielt für 20 Jahre aktive Tätigkeit die BVBW-Ehrennadel in Silber.
Dieselbe Ehrung wurde auch Julian Kibler zuteil, der sich seit vielen Jahren für die Jungmusikanten engagiert und immer verlässlich bei den Arbeitseinsätzen dabei ist. Der Trompeter erhielt die BVBW-Ehrennadel in Silber aus den Händen von Walter Engeser.
Alfred Branz kommt ebenfalls aus dem Trompeten-Register, allerdings begann er seine Ausbildung bereits vor 50 Jahren. Von 1983 bis 1995 war Alfred Branz im Ausschuss tätig. Er hat als Erster Trompeter ein wachsames Auge auf seine Registerkollegen und seine musikalische Begeisterung an seine beiden Kinder weitergegeben. Für 50 Jahre aktive Tätigkeit erhielt er die Ehrennadel in Platin mit Urkunde des BVBW.
Dieselbe Ehrung zu Teil wurde auch Alois Gaupp, genannt „dr Wiese“. Seine gleichnamige Wirtschaft in Hummertsried ist in ganz Oberschwaben ein Begriff und nach den Proben die Anlaufstelle für die Musiker. Er spielt das Erste Tenorhorn. Trotz der Arbeit in der Gastwirtschaft ist er einer der besten Probenbesucher.
Ebenfalls für 50 Jahre aktive Tätigkeit geehrt wurde Eugen Birk. Von der Trompete, mit der er seine Ausbildung begann, ist er inzwischen zum Bariton gewechselt. Seit 1989 hatte er schon zahlreiche Ämter im Verein übernommen. Chronist, Kleiderwart, Beisitzer und Schriftführer. Seit 1991 stellvertretender Dirigent ist Eugen Birk aktuell einer der Vorstände im Vorstandsteam. Auch der im Verein hochgeschätzte Musiker erhielt die Ehrennadel in Platin mit Urkunde für 50 Jahre aktive Tätigkeit.
Für 10 Jahre aktive Vorstandstätigkeit wurde Isabelle Branz mit der Fördermedaille in Bronze mit Urkunde ausgezeichnet. Sie ist seit 2013 Jugendleiterin und betreute von 2014 bis 2018 die Flötenkinder. Die im Verein als Insta Isi bekannte Hornistin pflegt darüberhinaus auch Homepage und Social Media Kanäle.
Mit einem der größten You-Tube-Hits überhaupt, dem chilligen und in den letzten sieben Jahren unfassbare zwei Billionen (!) mal angeklickte „Havana“ von Camila Cabello, setzte die Truppe von Dirigent Martin Rehmke das Konzert fort. Das Arrangement orientiert sich an dem bei Big-Bands üblichen Wechselspiel von verschiedenen Instrumentengruppen. Weil jeder Musiker den vom Schlagzeug-Register vorgegeben Latin-Beat lässig mit Kopf und Körper mitmachte, gelang es ihnen perfekt, den chilligen Sound zu erzeugen. So mancher Besucher wird sich da gedacht haben: „Schade, dass gleich Pause ist.“
Nach der Stärkungspause eröffnete der MV Mühlhausen seinen zweiten Konzertteil mit dem englischen Marsch „Wallingford“des aus Berkheim stammenden Victor Schätzle. Die Komposition entstand im Rahmen des Feel-More-music-Projektes der Stadtkapelle Bad Wurzach. Schätzle verbindet in der Komposition, die den Namen der Bad Wurzacher Partnerstadt in England trägt, den typisch-englischen Marschrhythmus durch ein Choralmotiv mit der katholisch-oberschwäbischen Mentalität und deren Kirchenmusik. Mit südamerikanischen Rhythmen des von Latin-Jazz und Mambomusikers Tito Puente geschriebenen Liedes „Oye como va“ setzten die Mühlhausener Musiker ihr Konzert mit einer ganz anderen Art von Musik fort. Das Blasmusik-Arrangement von Heinz Briegel orientiert sich aber eindeutig an der Cover-Version des Rockmusikers Carlos Santana, der das Stück in seiner Latin- Rock-Version von 1970 weltberühmt machte.
Moderiert von Laura Haller
„Für diesen Musikstil ist es typisch, dass neben den üblichen Instrumenten einer Rockband mehrere Schlagzeuger mit verschiedenen Schlaginstrumenten spielen, die sich mit verschiedenen Rhythmen überlagern, wodurch ein einzigartiger Groove entsteht. Unser Orchester wird in diesem Stück quasi zu einer sehr großen Big-Band, bei der Sie rockige Klänge mit einem kontrastreichen Wechselspiel unserer vielfältigen Instrumentengruppen hören können,“ fasste die ebenso charmant wie fachkundig die einzelnen Stücke ansagende Laura Haller das Besondere an dem Stück zusammen. Mit dem nächsten Stück wechselte die Musikkapelle geografisch von Mittel- und Südamerika in die USA, blieb aber in den 1960er und 1970er Jahren. Das Medley des legendären Pop-Duos Simon & Garfunkel umfasst die Hits „Bridge over troubled water , Mrs. Robinson, Sound of silence und The Boxer“. Vor allem Sound of silence kam in den letzten Jahren durch mehrere Coverversionen wieder in die Charts. Auf jeden Fall war das gelungene Arrangement von Kurt Gäble mit seinem Wechsel zwischen sanften Pop-Klängen, Passagen im Jazz-Sound und rockigen Tönen ein typischer Fall von „entspannt genießen.“ Im Jahre 2017 schrieb Kurt Gäble diese abwechslungsreiche,wunderschöne Polka im Auftrag eines Bauunternehmens für die oberöstereichischen Stadt Perg. Der besondere Charakter der Polka sind die zahlreichen Tempowechsel. Mit der Sweet Bells Fantasy von Martin Scharnagl wollten die Mühlhausener Musiker sich eigentlich verabschieden. Diese ist eine kreative Fantasie über das deutsche Weihnachtslied „Süßer die Glocken nie klingen“, dessen typisches Motiv die Kapelle in immer neuen Instrumentierungen präsentierte.
Als erste Zugabe spielte der Musikverein Mühlhausen den Militärmarsch „Gruß an Kiel“ des sächsischen Militärkomponisten Friedrich Spohr. Mit dem vom Publikum fleißig mitgesungenen „Stille Nacht“ als traditioneller zweiter Zugabe verabschiedete sich der MV Mühlhausen von selbigem.
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