‘s goht drgega
Bad Waldsee – Traditionell läuten die Narren am 11.11. auf der Hochstatt an ihrem Federlesbrunnen die neue Fasnetsaison ein (“‘s goht drgega”). Dieses Mal mit ihrem neuen Zunftmeister Christoph Mayer.
Die Narren sind erwacht. Am Elften Elften gibt es schon einen Vorgeschmack auf die Fasnet 2025.
Die Bäckerburschen bringen das Martinibrot.
Geschätzt zwei-, dreihundert Zuschauer, darunter auch Altbürgermeister Rudolf Forcher, hatten sich bei trübem, kaltem, aber trockenem Novemberwetter auf der Bad Waldseer Hochstatt am Federlesbrunnen versammelt. Kurz vor elf Uhr kam forschen Schrittes, in der einen Hand seinen überdimensionalen Wecker, in der anderen seinen Narrenstab, mit schwarzem Gehrock und Zylinder, ein Blumensträußchen am Revers, Fasnetslader Ralph Zell anmarschiert, enterte den Brunnen, nahm das Mikro und brachte die Zuschauer mit seinem flotten Mundwerk auf Touren.
Zelli mit seinem Wecker.
Die Konfetti-Kanone wird in Stellung gebracht.
Gemeinsam mit den Zuschauern wurden die letzten Sekunden heruntergezählt: zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins. Pünktlich um 11 Uhr 11 am Elften Elften rasselte der Wecker, schossen die Kanoniere der Narrenzunft den ersten Böller aus der Konfetti-Kanone. Vom „Hasen“ her erklang die Sammlermusik, der Zunftrat, die Stadtspitze und die Bäckerburschen mit ihrem großen Fasnetszopf hielten Einzug.
Behände erklomm der neue Zunftmeister Christoph Mayer den Brunnen und schmetterte sein erstes offizielles AHA in die frische Novemberluft. Den rechten Narrengeist hat der neue „Zunfte“ schon mit der Muttermilch eingesogen, waren doch Vater und Mutter ebenso bekannte wie begeisterte Waldseer Narren.
Sein erstes offizielles AHA als Zunftmeister: Christoph Mayer waltet seines Amtes (rechts Fasnetslader Ralph Zell).
Kampfstörche kontra Krähen
Mit Begeisterung trug Christoph Mayer seine Ansprache ans Narrenvolk vor, wünschte den Politikern mehr vom Narrengeist, dann ginge es wieder aufwärts mit „the Länd“. Die akustische Begleitung der „Wasserspiele“ auf dem Grabenmühlplatz nahm er ebenso auf die Schippe wie die Krähenplage am Frauenberg. Storchenvater Daiber empfahl er, seine Brut zu Kampfstörchen umzuerziehen, dann erhielte er den Bioverdienstorden.
Der größte Verein der Stadt
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen, und so bekam auch der OB sein Fett weg ob eines Missgeschicks mit einem Bauwagen-Klo. Anschließend stellte er in Person der Zunfträte Achim Bregler und Thomas Bohner das Team vor, das mit dem Zunftmeister zusammen den größten Verein der Stadt in die Zukunft führt.
Der reimende OB
Närrisches Dreigestirn, der OB mittenmang.
Unser OB Matthias Henne bewies sich wieder als begabter Büttenredner. Von Anfang bis zum Ende gereimt und gedichtet nahm er kein Blatt vor den Mund und sich selbst und seine Verwaltung auf die Schippe. Den Mäuerlesfreunden gab er leider eine Absage, aber nett verpackt:
„Doch a Mauer gibt’s koine meh, des moss i so saga.
Des isch trotzdem koin Grond, om sich zu beklaga:
A paar Sitzplätz im Grüna, modern arrangiert:
’S wird it lang ganga, bis wieder jemand poussiert.“
Als Ersatz fürs Krankenhaus schlug er das Narrenmuseum vor, denn die Narren wären das beste Personal, weil Lachen gesund mache. So streifte der OB in seiner Rede alle „Baustellen“ in seinem Städtle.
Damit’s den vielen gut gelaunten Zuschauern nicht zu kalt wurde, streute die Sammlermusik den einen und anderen Schunkler ein und beim Narrenmarsch konnten alle aus voller Kehle mitsingen.
Das Motto
Zeremonienmeister Marco Ludescher (Bild; links) verkündete das Motto der neuen Fasnetsaison: „Närrische Filmwoche von Hollywood nach Bollywood“ und lud zu den traditionellen Bällen und Veranstaltungen der Narrenzunft ein.
Sven Hillebrecht (im Bild links) trat als wortgewaltiger Star-Regisseur in grünem Anzug, mit blonder Perücke und Sonnenbrille auf dem Federlesbrunnen vors Publikum. Mit einem, vielleicht ein bisschen zu langem, Gedicht brachte er die Zuschauer auf die Sprünge, was in dem Fasnetsmotto alles stecken kann.
Die Waldseer Narren auswärts
Manfred Kucharowics (Bild), in der Narrenzunft fürs Brauchtum zuständig, lud neue Hästräger zur Maskenbelehrung ein und zählte auf, wohin die Reisen der Narren im nächsten Jahr gingen. Und da gibt es jede Menge Narrenreffen in Engen, Rottenburg, Bad Dürrheim, das große Narrentreffen in Aulendorf und die Fahrt zu den Schweizer Freunden nach Willisau. Ebenso nach Baienfurt, Weingarten, Munderkingen, Bad Saulgau und Riedlingen. Die genauen Termine gibt’s auf der Website der Narrenzunft und Fahrkarten kann man jetzt schon bestellen.
Gruppenbild mit Damen. Unser Bild zeigt (von links) Bürgermeisterin Monika Ludy, Sarah-Jane Henne, Ehrenzumnftmeister Franz Mosch, Ehrenzunftmeister Gerold Klöckler, René Auer, Wigge Gros.
100 Jahre
Besonders zu feiern gibt es im nächsten Jahr auch 100 Jahre Zunftrat und ebenso 100 Jahre Nachtwächtergruppe. Gegründet von Fritz Wieland und Josef Werner als Nachtwächter und Büttel, der Tambour stieß erst später zur Gruppe.
Gegen zwölf Uhr gab der Zunftmeister das Zeichen zum Aufbruch in die örtlichen Gaststätten.
Text und Fotos: Erwin Linder
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