Passions- und Osterweg in Alttann – vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung

Alttann – Eine „Fastenkrippe“ ist derzeit in der Pfarrkirche St. Nikolaus Alttann aufgestellt. Diese ist allerdings mehr als das, was die klassische Bezeichnung „Fastenkrippe“ zum Ausdruck bringen kann. Es ist vielmehr eine Installation, die den Passions- und Osterweg Jesu Christi in einer dreidimensionalen „Landschaft“ Jerusalem zeigt, wobei der Garten Getsemani, der Kreuzweg Jesu, Golgotha und das leere Grab, auf dem der Auferstandene steht und über den Tod „triumphiert“, konzentriert beieinander liegen.
Vom Einzug in Jerusalem bis zur Kreuzigung

Umjubelter Einzug in Jerusalem. Jesus, dessen Königreich nicht von dieser Welt ist, reitet auf einem Esel.
Links unten wird mit dem Einzug Jesu in Jerusalem, den die Kirche an Palmsonntag feiert, der Passionsweg in der Karwoche eröffnet. Es folgt die Darstellung des „Letzten Abendmahls“, dessen an Gründonnerstag gedacht wird, die Zur-Schau-Stellung Jesu auf dem Balkon mit gefesselten Händen bzw. die Wahl dessen, der noch vor dem Passah-Fest freigelassen werden sollte, also Jesus von Nazareth oder Barabbas, der ebenfalls an den Händen gefesselt dargestellt wird. Das Volk, so berichten alle Evangelisten, hat sich für Barabbas entschieden, der in den Evangelien einmal als Mörder, ein anderes Mal als Räuber oder „berüchtigter Mann“ bezeichnet wird. Diesen hat dann auch Pilatus freigegeben. Jesus hat er geißeln lassen und zur Kreuzigung ausgeliefert (so nach Matthäus 27, 26). Die Geißelung wird nicht dargestellt, wohl aber der Kreuzweg Jesu und die Entkleidung Jesu, die in den klassischen Kreuzwegen die 10. Station bildet. Schließlich ist eine größere Zahl von Menschen, Maria, Johannes, Maria von Magdala und Soldaten, unter ihnen auch Longinus, oben in der Mitte der „Fastenkrippe“, die vielfach auch als Passions- oder Osterkrippe in Anlehnung an die Weihnachtskrippe bezeichnet wird, zu sehen.

Das letzte Abendmahl.

“Wen soll ich freilassen? Jesus oder Barabbas?” Die an den Händen Gefesselten warten auf das Urteil des Volkes.

Der Gegeißelte und Misshandelte wird zum Kreuz geführt.

Die Kreuzigung.
Eine Pietà und der auferstandene Jesus Christus
Auf der rechten Seite der Krippenlandschaft ist eine Pietà aufgestellt, die die Szene der Abnahme vom Kreuz zeigt, wie Jesus Maria in den Schoß gelegt wird. Diese Szene ist, wenngleich in der Bibel so nicht erwähnt, nicht zuletzt durch die berühmte Skulptur Michelangelos im Petersdom, eine in der sakralen Kunst vielfach dargestellte, egal ob plastisch oder als Gemälde. Neben der Pietà erkennt man das Grab Jesu mit dem weggerollten Stein. Auf dem Grab steht Jesus Christus in einer Gloriole, der von Gott auferweckte Sohn Gottes.

Die Mutter mit ihrem toten Sohn (Pietà).

Der Auferstandene.
Deutlich größer als ein großer Röhren-Fernseher
Eine Darstellung vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung in einem Aufbau in der Größe eines großen „Röhren-Fernsehers“ früherer Zeiten, kommt in unserem Raum eher selten vor. Weiter verbreitet ist diese Szenerie, die es eigentlich schon seit dem Mittelalter gibt, im fränkischen Raum oder in Österreich, etwa in Villach oder auch in Tirol. Umso schöner, dass es die von Peter Meyer aus Alttann im Jahr 2020 gestaltete Fastenkrippe nun auch bei uns zu betrachten gibt. Der 81-jährige Krippenbauer Peter Meyer war einstmals Mitarbeiter bei der „Schwäbischen Zeitung“, später arbeitete er im Gesundheitsnetz Allgäu und war in mehreren Funktionen bei der Johanniter-Unfallhilfe aktiv. Neben dem Krippenbau beschäftigt sich der in Alttann lebende Pensionär intensiv mit Ahnenforschung.

Die Osterkrippe zur Gänze.
Bis 18. Mai zu sehen
Die Kirchengemeinde Alttann lädt herzlich zu einem Besuch in der Pfarrkirche und zur Besichtigung der „Fastenkrippe“ ein (ist bis 18. Mai zu sehen). Zudem kann der ganze, also der „klassische“ Kreuzweg mit den 14 Stationen in der Kirche betrachtet werden. Diesen hat Wolfgang „Sepp“ Vees (* 1908, + 1989) im Jahre 1983 als Mosaik gestaltet. Vees verstand sich selbst als Vertreter des „expressiven Realismus“. Er war einer aus der „verschollenen Generation“, also ein Künstler, der im Nationalsozialismus übergangen und etwa durch Ausstellungsverbote in ihrem Wirken massiv eingeschränkt wurden.
Text und Fotos: Günter Brutscher