Neue Dirigentin des Musikvereins Reute-Gaisbeuren
Reute-Gaisbeuren – Das Jahr 2024 ist für den Musikverein Reute-Gaisbeuren ein Jahr der großen Veränderungen. Neben dem kompletten Wechsel der Vorstandsspitze, den weitreichenden Planungen und dem baldigen Start des Neubaus dirigierte dann auch noch Erich Steiner, passend zum Beginn seines Ruhestandsin diesem Jahr, am Ostersonntag sein letztes Jahreskonzert in Reute. So suchte der Musikverein seit Februar einen neuen Dirigenten bzw Dirigentin. Und wurde fündig. Für die Bildschirmzeitung “Der Waldseer” befragte Melanie Bosch die neue Dirigentin Carina Wachter.
Dass die 75 Musiker und Musikerinnen, die erfolgreiche Jugendarbeit und das starke Vorstandsteam ein großes Potential bieten, sprach sich weit herum. Genauer gesagt, bis nach Bad Wörishofen. Carina Wachter, aktuelle Masterstudentin im Fach Horn und Blasorchesterleitung, wurde hellhörig, nahm Kontakt auf und der Funke sprang in verschiedenen Gesprächen und beim Probedirigat am 18. April gegenseitig über.
Carina Wachter, die neue Dirigentin des MV Reute-Gaisbeuren, beantwortete gerne die folgenden Fragen:
Melanie Bosch: Carina, es ist soweit: Am 1. Juni hast Du Deine neue Stelle als Dirigentin des Musikvereins Reute-Gaisbeuren begonnen. Gerne würden unsere Leser etwas über Deinen beruflichen und musikalischen Werdegang erfahren:
Carina Wachter: Dass mir die Musik in die Wiege gelegt wurde, kann ich leider nicht behaupten. Bis auf meinen Opa, der Organist war, ist keiner in meiner Familie musikalisch aktiv. Mit 6 Jahren habe ich mit der Blockflöte begonnen und kam dann durch eine Instrumentenvorstellung in meinem Heimatverein mit 8 Jahren zum Waldhorn. An der Musikschule in Bad Wörishofen, an der ich mittlerweile selbst Musiklehrerin bin, durfte ich meine musikalische Ausbildung fortführen. Obwohl ich die Musik gerne gleich zum Beruf gemacht hätte, ging ich dem Rat meines Vaters, erst einmal etwas „Gescheites“ zu lernen, nach und absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten. Neben dieser Ausbildung machte ich damals als 18-Jährige den C3-Dirigentenkurs, zwei Jahre später dann den Dirigentenkurs zur staatlichen Anerkennung. Nach meiner Ausbildung entschied ich mich dann doch, den musikalischen Weg einzuschlagen und besuchte 2016 zunächst für zwei Jahre die Berufsfachschule für Musik in Krumbach/Schwaben mit den Hauptfächern Horn, Ensembleleitung und Chorleitung. Damit wollte ich mich aber noch nicht zufriedengeben und setzte anschließend meine musikalische Ausbildung am Leopold-Mozart-College of Music der Universität Augsburg fort, wo ich ein Doppelstudium „Bachelor of Music“ mit den Hauptfächern Blasorchesterleitung bei Prof. Maurice Hamers und Horn bei Felix Winker absolvierte. Aktuell befinde ich mich dort mit beiden Hauptfächern im Masterstudium.
Melanie Bosch: Du bist hauptberuflich Musikerin: Welche Stellen und Projekte begleitest Du zusätzlich zu Deiner Dirigententätigkeit in Reute?
Carina Wachter: Zunächst sammelte ich erste Erfahrungen im Dirigieren durch die Leitung verschiedener Jugendkapellen. Seit zehn Jahren leite ich die Kohbachtaler Musikanten in Holzgünz/Schwaighausen. Dort durfte ich meine ersten Erfahrungen in der Leitung von „den Großen“ sammeln. Seit 2019 dirigiere ich zusätzlich die Musikkapelle Eglofs. Als Musiklehrerin für das Instrument Horn bin ich an der Irmgard-Seefried-Sing- und Musikschule der Stadt Bad Wörishofen sowie an der Musikschule Unterallgäu Mitte angestellt, an der ich gleichzeitig auch in der Verwaltung tätig bin. Zusätzlich bin ich als freischaffende Künstlerin mit dem Horn in vielen verschiedenen Orchestern und Kammermusikensembles sowie als Dozentin tätig.
Melanie Bosch: Du kommst und lebst in Bad Wörishofen bzw im Teilort Kirchdorf. Die Entfernung ist beachtlich. Was treibt Dich an, diesen weiten Weg für die Musiker aus Reute-Gaisbeuren auf Dich zu nehmen?
Carina Wachter: Als Berufsmusiker ist es alltäglich, sehr viel Zeit im Auto/Zug zu verbringen und zu reisen. Im Fall Reute-Gaisbeuren ist es die vielversprechende Vereinsstruktur. Ein Orchester mit großer, ausgewogener Besetzung, welches mit gehobener sinfonischer Blasmusik vertraut ist, gute Nachwuchsarbeit, eine organisierte und willige Vorstandschaft, die offen für Neues ist, und vieles mehr. Das alles sind Grundvoraussetzungen, die mich zuversichtlich in eine gemeinsame Zukunft schauen lassen.
Melanie Bosch: Du bist mit 29 die jüngste Dirigentin, die Reute-Gaisbeuren jemals hatte. Dies bietet auch viele Chancen. Hast du bereits neue Ideen für die Musiker?
Carina Wachter: Klar bringt jeder neue Dirigent neue Ideen, Wünsche und Anregungen mit sich. Mir persönlich ist es sehr wichtig, dass ich nicht mit der Tür ins Haus falle und plötzlich alles anders haben möchte, sondern dass wir nach und nach an einigen Schrauben drehen und Änderungen vornehmen. Es ist für die Musiker ja schon eine große Umgewöhnung, wenn da plötzlich eine andere Nase mit ganz anderem Charakter und Ansichten vorne dran steht. Als Dirigentin möchte ich natürlich vor allem die musikalischen Erfolge des Vereins voranbringen und fördern und das Gelernte aus dem Musikstudium mit einbringen und umsetzen. Ein Musikverein ist aber immer eine Harmonie aus Musik und Geselligkeit, weshalb Zweiteres durch die musikalischen Ziele auch nicht zu kurz kommen sollte.