Mobiles Theater Karlsruhe präsentierte Büchners “Woyzeck”
Bad Waldsee – Die Erwartungen an ein Schultheater mögen vielfältig sein, sicherlich sind jene aber auch geprägt von einer gehörigen Portion Vorurteile, zum Beispiel, dass es ja kein „richtiges“ Theater sei, wenn die Bühne fehle, ein Theaterstück wie Woyzeck 7o Minuten von nur einem Schauspiel aufgeführt würde.
Bei dem Theaterpädagogen und Regisseur Thorsten Krailos aus Karlsruhe liegt man da falsch, denn seine Inszenierungen und bühnentechnischen Kniffe können es mit den ganz großen Bühnen des Ländles aufnehmen. So war die Stuttgarter Fassung desselben Stückes bei Weitem nicht so anschaulich, ergreifend und imaginativ. Das Konzept des mobilen Theaters ist ja seit vielen Jahren, die Schulen Baden-Württembergs zu bereisen – meist kommt ein Schauspieler oder eine Schauspielerin – alles Notwendige ist in einem Auto verstaut, sodass mit acht Schülern und Schülerinnen die „Bühne“ im Klassenzimmer auf- und abgebaut werden kann. Bei uns verwandelt sich regelmäßig die Aula und nach einer kurzen Konzentrationsphase des Schauspielers beginnt dann das Spiel. Ruben Honeff, der Woyzeck-Darsteller stand am 14. Dezember also in der Aula des Gymnasiums zunächst zwischen Bühnenbild und Publikum. Er begrüßte kurz die Schülerschaft und wirkte sehr wie einer von uns, zugänglich, „normal“, machte kurz deutlich, dass er als Spielender bei dieser extremen Nähe alles spüre und höre, was vom Publikum käme und es so für ihn leichter wäre, wenn Konzentration herrsche. Das war voll gegeben. Die Inszenierung war einfach fantastisch und ergreifend, vor allem, weil die lebensgroßen Puppen von Honeff bewegt, gesprochen und so zum Leben erweckt wurden, dass die ganze Aula von dieser Lebendigkeit auf der Bühne ergriffen war.
Gespräche mit dem Künstler
Die Kursstufe 2, also die nächsten Abiturienten, haben sich in der anschließenden Gesprächsrunde mit dem Schauspieler durch zentrale und interessante Fragen zum Stück, Inszenierung und Schauspielberuf hervorgetan und so war das Ganze eine runde Sache. Davon hätten wir gerne im nächsten Schuljahr mehr – danke auch für die Finanzierung durch Rückenwind.
Ruben Honeff erweckt die lebensgroßen Puppen zum Leben. Foto. Gymnasium