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Konzertgala

Jugendmusikschule feierte fünfzigjähriges Bestehen



Foto: Peter Lutz
Stellvertretend für die ganze Jugendmusikschule: Jule Unger.

Bad Waldsee – Am 9. Dezember 1974 brachte die Stadt Bad Waldsee ihre Jugendmusikschule auf den Weg. Grund genug, fünfzig Jahre ihres Wirkens als Musikerschmiede der Kurstadt würdevoll zu feiern. Der Einladung zur Demonstration ihres Leistungsspektrums durch ihre Spitzenschüler folgten erwartungsgemäß sehr zahlreich Besucher aus Nah und Fern, unter ihnen Oberbürgermeister Matthias Henne, Altbürgermeister Rudolf Forcher, die erste Bürgermeisterstellvertreterin Sonja Wild und weitere Gemeinderäte, Helmut Heydt vom Blasmusikkreisverband Ravensburg, Vertreter der Musikvereine und natürlich die Freunde des Musikschaffens in und um Bad Waldsee, womit der Saal im Haus am Stadtsee gefüllt war.

Aus dem Dschungelbuch

Ein zwanzig Kinder starker Chor (Bild) von Elena Becker-Schramm und Salome Hänsler eröffnete den Abend auf heitere Weise mit Tanz und Gesang aus dem Dschungelbuch mit dem gemütlichen Bären Balu und mit Hey Pippi Langstrumpf.

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Begrüßung durch Mario Pfob

Erster Vorsitzender Mario Pfob begrüßte die große Gästeschar und erklärte, was Musik für ihn persönlich bedeute und leiste. Beim Spiel der Geige, des Klaviers oder der Oboe empfinde er Loslösen vom Alltagsstress und nachhaltige Entspannung. Über Musik begegne er besonderen Menschen, mit Anderen könne man Musik spüren und empfinden. Viele Musizierende sehen dies als Freizeitgestaltung, aber auch Karrieren als Berufsmusiker gebe es immer wieder. Musik sei auch stets offen für eine Weiterentwicklung und sehe deshalb einer positiven Zukunft entgegen. Die vergangenen 50 Jahre unserer Jugendmusikschule hätten das bewiesen und in den kommenden 50 Jahren möge das Bad Waldsees musikalische Bildungsarbeit erneut unter Beweis stellen, wünscht und hofft Pfob.

Schulleiter Triebel lässt die 50 Jahre Revue passieren

Auch Schulleiter Ulrich Triebel (Bild) ergriff das Wort. Er zeichnete Stationen und Personen des halben Jahrhunderts nach und erinnerte an prägende Personen der Schule, beispielsweise an Renz, Baar, Greinacher und an seinen Vorgänger Fuchs, der das Amt fast 25 Jahre ausübte. Auch an zahlreiche Preisträger bei „Jugend musiziert“ oder beim Jugendmusikpreis der Stadt Bad Waldsee wurde erinnert, unter anderem an die Geschwister Gröschl, an Severin Hänsler oder Nicole Rickert. Auch schwierige Zeiten gab und gebe es zu überwinden: eine Tarifnullrunde, das Fehlen eigener Räumlichkeiten, die Ungleichbehandlung der Musikschulen im Landkreis und die allzu schlanke Verwaltung der hiesigen Schule. Erst 2015 wurde die sogenannte Kreisgerechtigkeit auch für die Schulen in Bad Waldsee und Bad Wurzach verwirklicht.

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Erinnerung an Lilo Steinmetz

Besonderen Dank stattete Triebel der leider verstorbenen Lilo Steinmetz ab, die das Amt der Sekretärin 46 Jahre teilweise ehrenamtlich ausübte. Er selbst trat sein Amt als Schulleiter mit Beginn der Coronapandemie an, die einen drastischen Rückgang der Schülerzahlen zur Folge hatte. Allerdings habe das überzeugende Angebot unserer Schule die Schülerzahl wieder auf das gewohnte Niveau gebracht. Ganztagsschulen seien für Musikschulen äußerst problematisch. Man erteile ja eher Einzelunterricht und der verschiebe sich immer mehr in die Abendstunden und schränke die Freizeit der Schüler ein. Unverändert sei es das Anliegen der Musikschulen, junge musikalische Talente zu fördern und zu fordern.

Vergleich mit IKEA

Geschäftsführer Alfred Maucher (Bild) verglich das Wirken von nunmehr zwei Fünfzigjährigen, nämlich von Ikea und der Jugendmusikschule Bad Waldsee. Beide zeichnen ein sehr positives Preis-Leistungsverhältnis aus und Vieles von beidem habe Bestand. Warum gibt es eigentlich diese Jugendmusikschule und wie erfolgreich ist sie, fragte Maucher. Damals gab es zahlreich Anfragen aus Bevölkerung und aus Vereinen, weshalb die Stadt die Initiative ergriffen habe. Zuerst ging es um die staatliche Anerkennung des Vereins mit vielfältigem Angebot wegen der Finanzierung. Die Vereinsform ist relativ untypisch, allerdings sehr kostengünstig. Die Vereinsform blieb bis heute erhalten, wobei der amtierende Bürgermeister stets gewähltes Vorstandsmitglied ist, sicher ein Alleinstellungsmerkmal.

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430 Schüler

Derzeit finanziere sich unsere Musikschule aus Mitteln der Stadt, des Landkreises, des Landes und über die Unterrichtsgebühren. Immerhin 430 Schüler rechtfertigen zweifellos die Existenz der Einrichtung. Auch sei sie offen für Kinder aus umliegenden Gemeinden. Maucher bedankte sich bei den Eltern für die Entrichtung der Schulgebühren, bei den Schülern, die gerne kommen, bei allen bisher ehrenamtlich tätigen Vorsitzenden, bei allen Besuchern der Jubiläumsfeier und wünschte das Beste für die nächsten 50 Jahre.

Der Zuschuss der Stadt

Auch Vorstandsmitglied OB Henne begrüßte die zahlreichen Besucher, Schüler und Eltern und dankte ihnen für das entgegengebrachte Vertrauen. Dem Gemeinderat dankte er für die Bereitstellung des städtischen Zuschusses in Höhe von 130 000 Euro. In ihren 50 Jahren unterrichtete die Musikschule mehr als 25.000 Kinder. Sie alle haben Noten, Takte und an Instrumenten gelernt und hätten so Geist, Körper und Seele bereichert. Er selbst erfreue sich stets an Auftritten von Ensembles, an musikalischen Umrahmungen und erinnere sich gerne an Beiträge zum Kultursonntag oder auch an den Beitrag zur Einweihung des Projektes „Altstadt für Alle“ vergangenen April. Auch für die Arbeit des Fördervereins bedankte sich das Stadtoberhaupt, wodurch  Projekte ermöglicht würden, für die es keine Haushaltsmittel gebe. Er würde sich freuen, wenn möglichst jedes Kind musikalische Förderung und Gesang in Anspruch nehmen könnte. Abschließend dankte er dem aktuellen Vorstand des Vereins und wünschte weiterhin gutes Gelingen.

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„Musikförderung ist bestens angelegtes Geld“

Der Aulendorfer Helmut Heydt (Bild) überbrachte Grüße und Glückwünsche des Kreisvorsitzenden Rudi Hämmerle. Er hob den musikalischen Stellenwert im Landkreis Ravensburg hervor, wo es ca. 20 000 Mitglieder gebe, davon 3000 Aktive und 1200 unter Zwölfjährige. Er dankte den Lehrkräften aller Musikschulen des Kreises. Besonders hier in Bad Waldsee vermittelten sie seit 50 Jahren Freude am Musizieren. Heydt griff Mauchers IKEA-Bild auf. So ungefähr wie vor den Aufbau-Anleitungen stünden Lehrkräfte oft, wenn Kinder zum ersten Mal mit Musik in Berührung kommen. Die Lehrkräfte seien Mediatoren für junge Menschen, die sie in die Welt der Musik führen wollen. Heute käme dazu, die Begeisterung zu erhalten angesichts Medienüberangeboten oder dem, was gerade stylisch ist. Er appellierte an die Gemeinden, ausreichend Mittel zur Verfügung zu stellen, was bestens angelegtes Geld sei. Spannend sei, wie es künftig weitergehen werde. 2026 komme die Einführung der verpflichtenden Ganztagsbetreuung für Schulen, welche Rollen werden dabei Musiklehrkräfte spielen? Wenn auch Musik Teil der Ganztagsbetreuung wäre, wäre das zu begrüßen. Heydt gratulierte der Jugendmusikschule Bad Waldsee zum fünfzigjährigen Bestehen und wünschte fünfzig weitere Jahre Freude an der Musik.

Jens Richters Gitarrenklasse

Das musikalische Programm wurde von Jens Richters Gitarrenklasse fortgesetzt unter dem Motto, „Barock meets Rock“. Acht junge Gitarrenschüler spielten sichtlich begeistert „Fiesta“ von R. Lenz, „Bouree“ von G. F. Händel, „Song Tune“ und „Je ne parle pas français“ von Namika und wurden teilweise von ihrem Lehrer am Cajon und mit Fußglocken begleitet.

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Jens Richter und ein Schüler.

Noah Kössler und Johannes Tress

Ulrich Triebels Trompetenklasse vertrat bravourös Noah Kössler, begleitet von Johannes Tress am Flügel, mit zwei anspruchsvollen Stücken: „Sarabanda“ und „Cavalier“ von A. Corelli.

Noah Kösler.

Jule Unger und Elena Becker-Schramm

Ihm folgte die in der Kurstadt inzwischen recht prominente Jule Unger von Elena Becker-Schramms Gesangsklasse. Die Lehrerin begleitete sie am Flügel durch teilweise enorm schwierige Passagen des Titels „Human“ von Christina Perri. Ihr Auftritt war von höchster Präzision mit unglaublich perfektem Stimmvolumen.

Elena Becker-Schramm.

Brillantes Saxophon

Die Saxophon- bzw. Klarinettenklasse von Reinhard Espe wartete mit von Philipp Rottweiler am Saxophon brillant vorgetragenem „Carneval von Venedig“ auf. Johannes Tress begleitete ihn einfühlsam am Flügel.

Philipp Rottweiler.

Luca Merk: Stark am Klavier

Einen herausragenden und reifen Beitrag lieferte Jungpianist Luca Merk von Becker-Schramms Klavierklasse mit „Prelude in cis-moll’ von Sergei Rachmaninoff. Äußerst schwierige Passagen oder Läufe beherrschte Luca fast mühelos!

Luca Merk.

Greg Oberhofer: Stark an der Klarinette

Der inzwischen mehrfach ausgezeichnete Klarinettenschüler Greg Oberhofer von Christine Zimmermann wagte sich an das sehr anspruchsvolle Stück „Solo de Concours’ von Henri Rabaud. Schwierigste Läufe und der häufige Wechsel von Piano nach Forte und umgekehrt gelangen ihm hervorragend.

Greg Oberhofer.

Drei Klassen gemeinsam

Der nächste Beitrag war ein absolut spannendes Experiment, das man wohl nicht alle Tage erleben kann. Gleich drei Klassen hatten gemeinsam einen Auftritt, Ensembles aus Streichern und Percussions. Die Violinenklasse von Salome Hänsler bot acht Geiger auf, nämlich Magdalene Mast, Elisa Schumacher, Carolin Winkel, Andrea Kösler, Mario Pfob (!), Rebekka Bareiß, Julia Brändle und die Lehrerin selbst, Christoph Theinerts Celloschüler Christina Juanes und Oskar Brauchle und Jeremias Friedrich am Kontrabass und schließlich Ralle Frickers Percussionschüler Tim Schaz (Marimba), Jonas Frickel (Triangel und Becken), Hannes Schlayer (Bass Drum), Pascal Rebmann (Caxixi) und Ralle Fricker (Djembe). Das ungewöhnliche Ensemble spielte mitreißend den Titel „Baba Yetu“ von Christopher Tin, was verdienten Applaus zur Folge hatte.

Die acht Geiger.

Salome Hänsler.

Anna Müller an der Querflöte

Die Querflötenklasse von Eva Oberleiter – sie ist gleichzeitig Leiterin der Jugendmusikschule Bad Wurzach – präsentierte Anna Müller mit „Danse des Pierrots“ von Ernesto Köhler. Von Tress am Flügel begleitet, spielte sie absolut souverän und wunderbar einfühlend das äußerst schwierige Stück.

Anna Müller

Mitreißende Rhythmen am Schluss

Den Schluss des Konzerts gestaltete Ralle Fricker mit „The Funky Timp’s“ von J.J. Cortijo. Die Percussionisten Jonas Frickel, Tim Schaz, Hannes Schlayer, Marc Schiller, Pascal Rebmann und Lukas Maucher zauberten mitreißende Rhythmen, auch unter Einsatz ihrer Stimmen auf die Bühne, wahrlich ein gelungener Schlusspunkt des Jubiläumsabends der Jugendmusikschule Bad Waldsee!

Ralle Fricker und Co.

Umtrunk und Jazz-Evergreens

Bei gemeinsamem Geburtstagsumtrunk nach Konzertende wurden Erfahrungen ausgetauscht und es wurde natürlich zünftig gefeiert. Zur Freude aller wurde die Feier von Thomas Scholz’ Saxophonquartett mit bekannten und tollen Jazz-Evergreens noch gut eine Stunde lang untermalt.

Thomas Scholz und seine Saxophonisten.

Uneingeschränktes Fazit des Abends: die Jugendmusikschule darf stolz sein auf die Lernerfolge ihrer Schüler und einer guten Zukunft entgegensehen.
Text und Fotos: Peter Lutz

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Fotos: Peter Lutz

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