Jost Münster zeigt Arbeiten in der „kleinen galerie“

Bad Waldsee – Der in London lebende Künstler Jost Münster stellt unter dem Motto „FOREVER AGAIN“ in Bad Waldsee seine Betrachtungen des Alltäglichen vor. Seine Malerei ist mit plastischen Elementen verbunden, inspiriert von Formen und Strukturen urbaner Räume wie Fassaden, Fenster und Silhouetten. Den Betrachter seiner Arbeiten entführt er vom unauffälligen Alltäglichen mit seinen stilistischen Techniken in eine sensibel verwandelte Ästhetik. Zu erfahren ist das in der „kleinen galerie“ im Haus am Stadtsee bis zum 20. April. Wir dürfen sagen: Münsters Ausstellung ist mehr als nur einen Besuch wert!

Axel Otterbach mit INTERVAL im Hintergrund
Axel Otterbach, der Leiter des Kunstraums „kleine galerie“ durfte zahlreich zur Vernissage erschienene Gäste begrüßen, unter ihnen Altbürgermeister Rudolf Forcher und Axel Musch, den neuen Leiter des städtischen Fachbereichs Wirtschaft, Tourismus, Kultur. Otterbach bemängelte den leider sinkenden Stellenwert der Kultur, der sich in Kürzungen der öffentlichen Zuwendungen beispielsweise für den Kunstfonds und in vernachlässigender Thematisierung durch die Medien zeige. Letzteres sei auch für die heutige Vernissage der Fall. Otterbach dazu sarkastisch: „Die Kulturschaffenden müssen betteln gehen!“ Nur gut, dass wenigstens die Kurstadt dem Kunstraum keine Kürzungen zumute. Mit berechtigtem Stolz stellte er Jost Münster vor, der auf bedeutende Ausstellungen zurückblicken darf und derzeit gleichzeitig in Singapur und in Bad Waldsees „kleiner galerie’ ausstellt. Mit dem in Saarbrücken lebenden Kunstgeschichtler Dr. Ralf Christofori konnte der Galerieleiter einen Laudator gewinnen, der Jost Münster und dessen Schaffen schon sehr lange kennt.
Christofori freute sich sehr, Jost Münsters Ausstellung in der „kleinen aber feinen Galerie mit ein paar warmen Worten“ eröffnen zu dürfen, zumal sich die beiden seit mehr als 25 Jahren kennen. Der in Ulm gebürtige Jost Münster studierte Malerei an der Kunstakademie in Stuttgart. Nach erfolgreichem Abschluss ging Münster an das renommierte Londoner Goldsmiths College, wo er ein Masterstudium absolvierte. Nach der Entscheidung, sich in London dauerhaft niederzulassen, machte er dort „sein Ding auf internationalem Parkett“, so der Laudator. Münster sei Maler durch und durch. Seine Arbeiten reichen von Postkartengröße bis zur großformatiger Leinwand, von Collagen über Reliefs ins Plastische. Die Übergänge von Fläche und Raum erscheinen fließend. Klassisch malerisch sind beispielsweise seine großformatigen „INTERVALS“ mit horizontalen Streifen unterschiedlicher Farbwerte. Was darin die „Jalousien“ wohl verbergen, weiß man nicht und sollte man erahnen.

In seinen objekthaften Arbeiten wie beispielsweise im Objekt „HOTEL“ (Bild) empfinde man sich vor der Wand stehend, im Objekt „DURCHGANG“ etwa durch die Wand gehend. Bei Münster sei das Sichtbare eine Verbindung zwischen realem, materiellem und gemaltem Raum und eben das lasse sehr viel Raum für das, was wir gegebenenfalls sehen wollen. Auch in der Werkgruppe „4ever“ empfinde der Betrachter Ähnliches. Hier aber seien Malerisches, Furnier und Fotografie engstens verbunden, zu sehen in den Arbeiten „FAKE“ oder „REAL“.

“Durchgang”.
Ob Münsters Werke nur „abstrakt“ genannt werden können, ist fraglich. Denn fernab der Realität sind sie offenbar nicht, schöpft er doch aus beobachteten Farben, Formen und Strukturen im urbanen Umfeld Londons. Christofori erläuterte das Annähern an Münsters Arbeiten schließlich mit Erkenntnissen Umberto Ecos und dessen Buch „Opera aperta“. Demnach sollen Betrachter in Kunstwerke einbezogen werden beziehungsweise einen interpretierenden Dialog bieten. Jost Münster habe sicher nichts dagegen, wenn die Vernissagegäste ihn in den interpretierenden Dialog einbeziehen wollen, so Christoforis schließlicher Wunsch zum Umgang mit Arbeiten des Künstlers.

REAL4ever_12

4ever_12

SLOW_Slip

4ever_Funkstille

WRD_12

Jost Münster mit Gästen.

Ohne Titel.

4ever_AGAIN

OPEN

Laudator Dr. Ralf Christofori.
Text und Fotos: Peter Lutz