Johnny Warth trägt den Ehrentitel „Ermutiger“ zu Recht
Bad Waldsee – Miteinander, Füreinander – Begegnung ist Leben: So lautete in der gesamten Diözese Rottenburg-Stuttgart das Motto des diesjährigen Begegnungstages für Frauen jeden Alters aus Stadt und Land. Veranstalter ist die Landfrauenvereinigung des Katholischen Deutschen Frauenbundes. In Bad Waldsee begegneten sich am vergangenen Samstag (9.3.) Frauen aus nah und fern, zuerst in einem Gottesdienst in der Kirche St. Peter, dann im Katholischen Gemeindehaus St. Peter, wo der „Ermutiger“ Johannes Warth sein professionelles Motivationsprogramm darbot.
Pfarrer Stefan Werner zelebrierte und der Singkreis Haisterkirch unter der Leitung von Gabriele Spieler begleitete den Gottesdienst. Der Aufenthalt Marias, der Mutter Gottes, bei Elisabeth im Hause des Zacharias (Lukas-Evangelium) war Leitgedanke der Feier. Begegnung mache unser Leben aus, bringe uns näher, man lerne sich kennen, schaffe Beziehungen und Partnerschaft. Dazu müsse man offen sein und die Gegenwart ist dafür der richtige Zeitpunkt, so Pfarrer Werner. Die Fürbitten, vorgetragen von Frauen, waren hochaktuell und sprachen sicher vielen Besucherinnen aus dem Herzen.
Am Ambo in St. Peter stand ein Engel – er sollte den Weg durch den Begegnungstag weisen.
Im Großen Saal des Gemeindehauses traf man sich anschließend und es kamen so viele, dass die vorhandenen und zum Frühstück gedeckten Tische und Plätze nicht ausreichten. Viele Besucherinnen nahmen daher auf der Galerie Platz. Christine Dorn-Bohner (Bild) vom Vorbereitungsteam freute sich über den Zuspruch, der auch der Einladung auswärtiger Frauenverbände zu verdanken war; zum Team um Christine Dorn-Bohner gehören Anita Knab, Gerlinde Kurz, Maria Rundel und Susanne Völkle. Unter anderem kamen Gäste aus Wolfegg und Alttann und beispielsweise die Vorsitzende der Landfrauen im Kreis Ravensburg, Gisela Eisele. Christine Dorn-Bohner begrüßte die zahlreichen Besucherinnen, unter ihnen Bürgermeisterin Monika Ludy, und dankte dem Singkreis, Mesner Kesenheimer und vor allem Ingrid Maucher und ihrem Landfrauenteam, das für das reiche und leckere Frühstücksbuffet verantwortlich war, und allen anderen Helferinnen.
Monika Ludy sprach ein Grußwort.
Als Highlight des Begegnungstages wurde Johannes Warth begrüßt. Der renommierte Coach sei ganz spontan angefragt worden, so Dorn-Bohner, man dürfe doch auch mal träumen. Umso mehr freute man sich über Warths unkomplizierte Zusage. Johnny Warth fiel die Zusage nicht schwer, die Anfrage kam ja aus der Heimat und die Veranstaltung finde ja in seinem ehemaligen Klassenzimmer statt und für ihn sei Begegnung Leben, wie das Motto sagt. Sein Honorar werde er dem Spektrum K spenden und sein Auftritt sollte motivierend sein.
Auf einem Flipchart malte er ein großes Minuszeichen, weil heute vor allem erst mal Skepsis bzw. Ablehnung stehe und viele der Nullbockgeneration angehörten. Mit Jeans voller Flicken wollte Warth früher die Kirche besuchen, was damals ein No-Go war, aber Jesus sehe doch in unser Herz und nicht, was wir anhaben? Das Minus stehe heute auch vor der Kirche und nebenbei auch vor dem Konto? Drei Sätze seien heute kennzeichnend: 1. „Mehr ist nicht genug“, 2. „Minus ist bereits dann, wenn das Plus nicht wie erwartet ausfällt“ (beispielsweise bei Erblassungen) und 3. „Der Blick sei heute nur auf das Schlechte, auf schwierige Zeiten gerichtet“.
Wie wirkt denn sowas auf Mitarbeiter eines Unternehmens, fragte Warth. Den Satz 2 interpretierte der Coach sehr intensiv, unter anderem auf schwäbisch: „Was kriag i?“, „no meh“ und „was i alles no gern hätt“, „was i no macha sott“ und so manche Schwimmbewegung gehe mit den Händen gegen die eigene Brust. Warths Gegenrezept: Blick nach oben, froh sein, aufwachen und das christliche Kreuz bestehe doch aus zwei Teilen und werde so zum Plus! Beim Blick nach oben sehen wir, dass es durch die Decke nicht reinregnet, wir haben sauberes Trinkwasser – ein Privileg, das man nicht privatisieren dürfe. Beim morgendlichen Blick in den Kühlschrank merken wir, „das schaff ich heute nie“, so sensationell gut gehe es uns, dass wir sogar vieles wegwerfen.
Ein schwerer Tag
Einst sagte er zu dem aus Waldsee gebürtigen Arzt Dr. Andreas Michalsen: „Heut ist mal wieder ein schwerer Tag.“ Die Antwort des Mediziners: „Wieso, haben Sie Rückenschmerzen?“ Alles, was ich ohnehin muss, mache ich am besten schon heute.
Auch Engel brachte Warth ins Spiel. Alle im Saal seien doch sicher Engel, weshalb man sich über Begegnungen freue und nicht darüber, dass sie wieder gehen. Auch zu Vordenken (= Sonnenaufgang) und Nachdenken (= Sonnenuntergang) rät der Coach. Führung und Macht gelingen nicht, wenn ich andere klein mache oder mich selbst sehr wichtig sehe. Jesus habe uns das vorgemacht, indem er allen Jüngern die Füße wusch, auch dem Judas!
Tischkarte im Saal.
„Arbeit ist ein Geschenk“
Was Warth auch umtreibt, sind die sogenannten Influencer, die sehr negativen Einfluss auf unseren Nachwuchs hätten. Man könne ohne Arbeit an Geld kommen, so werde vorgetäuscht. Aber Arbeit zu haben sei doch ein großes Geschenk und erfüllend. Und obwohl wir den Fluch des Rauswurfs aus dem Paradies tragen müssen, würden Geburten unter Schmerzen mehr Verbindung zu unseren Kindern schaffen als wenn sie einfach so daherkämen. Sprache schaffe Wirklichkeit, weiß Warth und zitierte den Bibelsatz der Schöpfungsgeschichte, es werde Licht und es wurde Licht. Aber wie wirke es denn, wenn beispielsweise ein Bergführer beim Tourenstart von Schwierigkeiten spricht oder davon, dass bei einer Tour eine Gruppe Japaner umkam? Und wenn man über seine Kinder schlecht rede, würden sie das speichern mit entsprechenden Folgen. Die Reaktion „Scheiße“ auf eine Todesnachricht gehe doch wirklich nicht. Gutes über den Verblichenen zu reden, sei allemal hilfreicher. Vieles gehe auch ohne Worte, sondern über Vorbilder, wie uns Franz von Assisi bewies.
Ein typischer Warth: „Mitmuss“
Auch das Thema Rhythmus kam zur Sprache. Aus dem Wort machte Warth ein „Mitmuss“. Dazu zeigte er ein selbstgebasteltes Schlagwerk aus Pappkarton und einer Blechdose und entlockte diesem Gebilde erstaunlich professionell klingende Rhythmen. Dann bezog er auch die Gäste ein und teilte sie in die Hey- und in die Ho-Gruppe, die seinem Rhythmus laut folgten. Sogar von einem gemeinsamen Rhythmusauftritt mit dem kanadischen Sänger und Gitarristen Bryan Adams konnte Warth berichten. Der zuständige Backstagemanager habe beim Anblick des ungewöhnlichen Schlagzeugs ausgerufen, „what the fuck is this?“, darauf Warth: „Babbadeggl“! Mut machte Warth den Frauen, indem er an den Titel eines Berliner Kabaretts in den entbehrungsvollen Nachkriegsjahre erinnerte: „Hurra, wir leben noch“. Angst, Jammer, Frust, mies gelaunte Vorbilder würden nur Nichtaufbruch hervorrufen!
Warths Rhythmus-Gerät.
Genügsamkeit – ein Schlüsselbegriff
Mit Beispielen weiterer Beobachtungen wurden recht unterschiedliche „Begegnungen“ nahegebracht. So schilderte Warth, wie ein Wanderer in ein Kloster kam. Es war dort kein einziges Möbelstück zu finden. Der Wanderer fragte den Abt, warum keine Möbel hier seien. Der Abt darauf, warum haben Sie keine Möbel mitgebracht? Ich bin doch nur auf der Durchreise, meinte der Wanderer. Darauf der Abt, wir auch! Genügsamkeit oder die Frage, was können wir in unserer Endlichkeit wirklich mitnehmen, war hier gestellt.
Schule einschließlich Lehre, das erdet
Wie möglicherweise Verhaltensmuster verändert werden könnten, fragte Warth. Sein überraschender Vorschlag: Statt nur Schule bis ins Erwachsenenalter sollten alle Schüler zwischen 14 und 17 Jahren eine Lehre absolvieren. Danach könnten sie entscheiden, welches der geeignetere Lebensentwurf sein würde? (Anmerkung des Verfassers: Ganz in unserer Nähe wird genau das seit Jahrzehnten praktiziert, in der Klosterschule Wald, wo zum Abitur eine abgeschlossene Lehre gehört!).
Geben, Geben, Geben
Abschließend empfahl der Coach, was Teil des Begegnens sein muss: Geben, Geben, Geben. Komme etwas zurück, bitte gerne annehmen!
Text und Fotos: Peter Lutz
Das Publikum lauschte gebannt den Ausführungen des renommierten Motivators Johnny Warth, der aus Bad Waldsee stammt und bundesweit als Koryphäe in seinem Fach gilt.