Gute Beteiligungen, fragwürdige Beteiligungen
Die Große Kreisstadt Bad Waldsee ist an etlichen Unternehmen beteiligt. Es gibt gute und weniger gute Engagements.
Wie jeder, der ein Konto bei der Raiba hat, hat auch die Stadt dort ein paar Geschäftsanteile. Unter den derartigen Kleinbeteiligungen listet der Beteiligungsbericht zehn Engagements auf, so unter anderem am Dorfladen in Michelwinnaden (fünf Anteile zu je 200 Euro). Diese Beteiligungen sind oft der Stadt in alter Zeit zugewachsen, sind sicherlich sinnvoll, sind im Fall der Bank vermutlich Voraussetzung für die Geschäftsbeziehung; im Falle des Dorfladens sind sie ein Zeichen der Solidarität mit einer vorbildlichen dörflichen Selbsthilfemaßnahme.
Bei den Zweckverbänden findet sich zum Beispiel eine größere Beteiligung beim Wasserversorgungsverband Obere Schussentalgruppe (OSG). Da kommt schließlich unser gutes Trinkwasser her. Wenn man sich die Analysen unseres Wassers aus dem Hahn anschaut, dann fallen die oft besser aus als bei vielen Mineralwässern, die teuer in den Läden zum Kauf angeboten werden. Wasserversorgung in kommunaler Hand bedeutet Sicherheit, Qualität und günstige Preise. Stabile Daseinsvorsorge braucht eben auch ein namhaftes kommunales Engagement. Keine Frage, da spricht nichts dagegen.
Eine Beteiligung aber fällt etwas aus dem Rahmen: die Kurbetriebe Bad Waldsee Dienstleistung GmbH. Die Bildschirmzeitung hat da ein bisschen genauer hingesehen. Über die Kurbetriebe hält die Große Kreisstadt 51 Prozent an der Dienstleistung GmbH. Wer ist denn der andere Gesellschafter? Es ist die Klinik-Dienste Süd. KDS gehört mit 6500 Mitarbeitern zu den großen Playern im Klinik-Reinigungsgeschäft. Anscheinend kann man daran ganz gut verdienen. Die Kurbetriebe Bad Waldsee Dienstleistung GmbH, bei der 91 Beschäftigte in Lohn und Brot stehen, weist einen Jahresüberschuss von 22.000 Euro aus. Eine Beschäftigung, die vor Jahr und Tag aus dem klassischen Kurbetrieb ausgelagert worden ist – outgesourct, wie man neudeutsch sagt. Um Kosten zu sparen.
Hatten die Fraktionen allen Mitarbeitern des städtischen Spitals Lob gezollt für deren wertvolle Arbeit, so gab es keinen Kommentar für die Leistung, die die Putzfrauen für die Dienstleistung GmbH erwirtschaftet haben. Wie kommt denn dieser Gewinn zustande? Stundenlohn für Putzkraft zuzüglich Gewinnfaktor? Macht die Stadt hier Profit auf dem Rücken von Schaffern, die nur wenig in der Lohntüte haben?
Ach ja, der Beteiligungsbericht wurde ohne Kommentar vom Rat zur Kenntnis genommen.
Erwin Linder