Gastronomie in schwierigen Zeiten
Bad Waldsee – Die DEHOGA Ortsgruppe Bad Waldsee hielt im Restaurant „Scala“ im Haus am Stadtsee ihre diesjährige Hauptversammlung ab. Ortsgruppenvorsitzender Rudi Spieß konnte neben den Gastronomen noch weitere Gäste begrüßen. Wahlen standen nicht auf der Agenda; die Vorstandschaft um Rudi Spieß wurde für ihre Arbeit entlastet.
Von der DEHOGA kamen Thorsten Liszka, Geschäftsführer Ravensburg, und Josef Kalaitzis, zuständig für Vertrieb & Service bei der DEHOGA Ravensburg; weiter waren Maikel Auer vom Unternehmerforum Bad Waldsee, Walter Gschwind, Andrea Bartenschlager und Katrin Schmidt als Vertreter der Großen Kreisstadt sowie Jo Herrmann von der gleichnamigen Werbe- und Design-Agentur gekommen. Die Gastronomen von Bad Waldsee und Umgebung waren nahezu vollständig vertreten, so dass insgesamt 27 Anwesende den Raum im Scala gut füllten. Zum Gedenken an den verstorbenen Georg Nold von der Restauration Rossberg bat Rudi Spieß die Versammlung, sich im stillen Gedenken zu erheben.
Hermann Hörmann vom Gasthaus „Stern“ in Reute berichtete als Schriftführer von den vielen Aktivitäten des vergangenen Jahres. Besonders hob er die Jahreshauptversammlung der DEHOGA Ravensburg mit dem 1. Vorsitzenden Max Haller in Wangenhervor; der Wangener OB Michael Lang gab sich die Ehre und die Projekte JUMIS (Junge Mitarbeiter) sowie zum Geburtstag des Landkreises „50 Jahre, 50 Tage, 50 Wirte“ wurden vorgestellt.
Ehrungen
Für ihre 60 Jahre Zugehörigkeit zur DEHOGA wurden Rudi Spieß sen. und Horst Steinhauser geehrt.
Zum DEHOGA-Frühlingsfest in Stuttgart kamen mehr als 3600 Gastronomen, um sich für die Beibehaltung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes von 7 % in der Gastronomie einzusetzen.
Weitere herausragende Ereignisse im Laufe des Jahres waren die Einladung von Sascha Binoth zum Schnuppergolf ins Fürstliche Golfresort und der Besuch im Caravano mit anschließender Führung durch das Erwin-Hymer-Museum.
Kurz und prägnant war der Bericht vom Kassier Alexander Bösch. Es gab nur zwei Bewegungen in der kleinen Kasse. Insgesamt wurden 170,- Euro ausgegeben, so dass der Kassenbestand zum Ende des Berichtsjahres 813,21 Euro beträgt.
Massives Wirtshaussterben
Geschäftsstellenleiter Thorsten Liszka gab einige grundsätzliche Anmerkungen zur Lage der Gastronomie im Kreis: Mit einem Ausflug in die Statistik zeigte Liszka auf, dass die Ertragslage in der Gastronomie angespannt ist. Das wirkt sich auf die Anzahl der Betrieb im Landkreis massiv aus. So hatten laut Liszka vor Corona (im Jahre 2019) 723 Betriebe ihre Türen für Gäste geöffnet – 2021 waren es dann noch 600 Betriebe. Gerade der ländliche Raum sei vom Gastronomiesterben besonders betroffen. 17 % der Gemeinden gelten als unterversorgt, das bedeutet, dort gibt es schlicht kein Gasthaus mehr. Darunter leidet die Lebensqualität, der Tourismus und auch für Gewerbebetriebe ist die Personalgewinnung schwer, wenn am Ort nichts los ist.
Licht am Ende des Tunnels: Mehr Ausbildungsverträge
Ein leichtes Plus verzeichnete die Gastronomie an Mitarbeitern. 2021 zählte man 3374 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte, 2023 waren es 3485. Wobei es durchaus sein könne, dass jetzt mehr Personen in Teilzeit arbeiteten, meinte Liszka. Auch die Zahl der Auszubildenden steigt wieder, so waren es in Baden-Württemberg mit 5893 Azubis 17,1 % mehr als im vergangenen Jahr. Die gestiegenen Zahlen neuer Ausbildungsverträge könne auch mit der Neuordnung der Berufe Fachkraft für Gastronomie und Fachkraft für Küche zusammenhängen. Die Ausbildung dafür dauert nur zwei Jahre. DIe Übernachtungszahlen im Kreis Ravensburg stiegen gegenüber dem Vorjahr um 11,6 %. Die Bettenauslastung lag bei 38,6 %, etwas unter dem Landesdurchschnitt von 42 %.
Thorsten Liszka wies auf die Kommunal- und Europawahlen im Juni hin und forderte die Anwesenden auf, sich zu bewerben, um ihre Anliegen einzubringen. Die Publikationen der DEHOGA würden sich als Werbeträger gerne anbieten. Auf Änderungen im Entgelttarifvertrag machte Liszka ebenfalls aufmerksam. Ab 1.10.23 würde die Stufe zwei des Vertrages eintreten.
Aufgrund der Steigerungen des Mindestlohnes ändern sich auch die Grenzbeträge für die geringfügig Beschäftigten. Zur Zeit beträgt der Mindestlohn 12,41 Euro, die Grenze für Minijobber liegt dann bei 538,- Euro, 2025 steigt der Mindestlohn auf 12,82 Euro und der Grenze liegt dann bei 556,- Euro.
Neue Website für die Waldseer Wirte
Jo Hermann, der mit seinem Design und Werbebüro schon lange für die Waldseer Wirte arbeitet und auch die Website zu den Spezialitätenwochen betreut, machte sich Gedanken um einen einheitlichen Auftritt. Es sei doch schade, meinte er, dieses Potenzial der Spezialitätenwochen-Website das ganze Jahr über brachliegen zu lassen. Er stellte einen „virtuellen Dummy“ einer neuen Website vor mit der Idee eines „Schwarzen Brettes“ , auf dem die ganzen Postings in den Social Media konzentriert angeboten werden könnten. Rudi Spieß schlug vor, mit einem Rundschreiben an alle Betriebe das Interesse abzufragen.
Viele attraktive Angebote der Großen Kreisstadt
Aktuelles aus Bad Waldsee brachten Walter Gschwind und Andrea Bartenschlager aus der Tourist-Info mit. Ganz groß werde der Festakt zur Eröffnung des Projektes „Altstadt für Alle“ mit verkaufsoffenen Sonntag am 28. April aufgezogen. Die Stadt schaffe viele attraktive Angebote wie die Renovierung des Stadtseeaktiv-Weges, Verbesserungen im Tannenbühl und die Neugestaltung rund um das neue Verwaltungsgebäude am Stadtesee. Aktionen wie das bald anstehende Maibaumstellen und die Sommerabendkonzerte auf dem Rathausplatz locken immer viele Besucher in die Stadt. Immer einen Besuch wert seien das Kornhaus-Museum, die Kleine Galerie und das Erwin-Hymer-Museum.
Im September wieder Regatta
Im Juni präsentiert sich Bad Waldsee auf der Gartenschau in Wangen, es gibt wieder den Nachhaltigkeitstag auf den Grabenmühlplatz, am 27. und 28. Juli das Altstadt- und Seenachtfest, am 7./ 8. September „Umanand auf dem Land“, am 21. und 22. September wieder die Regatta auf dem See mit verkaufsoffenem Sonntag; die Ballettschule Waidacher feiert am 15. und 16. November in der Stadthalle 35-jähriges Bestehen und dann ist bald schon wieder die Vorweihnachtszeit mit Rathaus-Advent und Weihnachtsmarkt, der vom 5. bis 8. Dezember stattfindet (mit mehr Hütten und erweitertem Angebot).
Grüße vom Unternehmerforum
Maikel Auer überbrachte die Grüße vom Unternehmerforum. Die gute Zusammenarbeit zahle sich aus, was sich auch im regen Zuwachs an Betrieben im Unternehmerforum bemerkbar mache. Der neue Gastro- und Shoppingführer Bad Waldsee erfreue sich großer Beliebtheit und sei auch preislich attraktiv, meinte Auer.
Damit endete die Jahreshauptversammlung und gegen 16.00 Uhr bedankte sich Rudi Spieß bei allen Anwesenden für ihr Interesse.
Erwin Linder