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An Dreikönig der traditionelle Fasnetsauftakt der Waldseer Narrenzunft

Eine Art Dinner für one: das Gschellabstauben



Foto: Erwin Linder
Zunftmeister Christoph Mayer in seinem Element: Er freut sich auf seine erste Fasnet im Amt des Waldseer Obernarrenschefs.

Bad Waldsee – Am Dreikönigstag startete die Narrenzunft mit dem traditionellen bunten Gschellabstauben im Haus am Stadtsee in die Fasnetssaison 2025.

Mit dem Gschellabstauben ist es wie mit Dinner for One. Ist jedes Jahr das Gleiche und trotzdem lacht man über die Stolperer des Butlers am Tigerkopf genau wie man sich freut, wenn die Mäschkerle aus der Narrentruhe klettern.

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Wie immer machte das Sammlervökle den Anfang. Der König mit großer Geste und schmetterndem AHA voraus, hinterher die Fahne, die Musik und das kunterbunte Völkle. „Heute wird gesammelt, heute wird gelacht, heute wird gesammelt, bis der Wagen kracht“, so klingt die Sammlerhymne durch den Saal. Und wer glaubt, es gäbe keine Innovationen, wird von der Sammlermusik ebenfalls eines Besseren gelehrt: Es gibt den Waldseer Narrenmarsch light. Hier gibt’s kein musikalisches Vorspiel mehr, sondern man kann gleich aus voller Kehle schmettern: „Narro, Narro kugelrund …“ Da frägt sich der Traditionalist, wo bleibt jetzt noch der Unterschied zum Aulendorfer Narrenmarsch?

Einmal gehört Sammlerkönig “Berthe” die Bühne ganz alleine. Wenn er nach dem Einmarsch seiner bunten Schar die Gäste im Saal, darunter auch OB Matthias Henne mit Frau und Töchterlein sowie die Ehrenzunftmeister Gerold Klöckler, Franz Daiber und Franz Mosch, begrüßt. Und der Sammlerkönig macht es gut. Mit seiner Präsenz im roten Gehrock, seiner Stimme bringt er den Saal schnell auf Temperatur. Derweil seine Sammlerschar rechts von der Bühne eine sehenswerte Fasnetsstaffage abgibt.

Sammlerkönig “Berthe” Schmidinger.

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Eine trockene Sache

Ein Geheimnis am Rande: Während der ganzen Einmarsch- und Bühnenshow kriegen die Sammler nix zu trinken. Denn das würde ja ein schlechtes Bild abgeben, wenn Sammler oder Sammlerin an Glas oder Flasche hing. Nach dem Motto: Wir können auch ohne Alkohol lustig sein …

Als nächstes marschierten die Kanoniere, angeführt vom Königstäler Narren-Urgestein Gere Frick, unverwechselbar mit seinem gezwirbelten Schnurrbart, die Garde und schließlich Zunftmeister Christoph Mayer und seine Räte in den Saal.

Ehrenzunftmeister Franz Daiber (links) und Kanonier “Gere” Frick.

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Von Hexen und Henkern

Flankiert von zwei seiner Gardistinnen übernimmt der neue „Zunfte“ die weiteren Begrüßungen, denn auch von befreundeten Zünften sind Abordnungen im Saal: die Dorauszunft aus Saulgau, die Henkerhaus-Zunft aus Baienfurt und die Aulendorfer Narrenzunft.

Am Morgen noch fiel dem neuen Zunfte partout der Namen der Baienfurter nicht ein. Drum ließ er sich vom OB einsagen. Doch der wäre auch leichter still geblieben, denn mit seinem eingeflüsterten „Hexenhaus“ hätte er zwar bei Hänsel und Gretel, nicht aber bei den Henkerhäusern, landen können. Aber wer den Schaden hat, muss für den Spott nicht sorgen und so wurde der neue “Zunfte” recht liebenswert durch den Kakao gezogen. Wen er nicht vergaß, das war die 100-jährige Rita Klehr, ein Schorrenweible der ersten Stunde.

Staub in der Trompete

Anschließend gab “Zunfte” Christoph den Kanonieren das Kommando, die Narrentruhe zu öffnen. Und nach und nach purzelten, hüpften, paradierten, marschierten die Waldseer Narrengrößen aus der Truhe. Der Trompeter des Prinzen blies den Staub aus seiner Trompete (Bild), der Hofnarr machte den ersten zaghaften Hüpfer und das erste AHA, die Hofdamen standen Spalier für ihren Prinzen Paddy, der seine ersten Worten ans „Hochedle Narrenvolk“ richtete. Ein Schunkler zur rechten Zeit brachte die Zuschauer wieder in Bewegung.

Nach dem „Fliege“ durfte der Hofmarschall ans Mikro und goss liebenswerten Spott über ein Gardemädchen aus, das mit Handy und Innenlicht der Batterie seines Autos den Garaus machte.

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Schwarzer Schatten

Ein Narr darf an der Fasnet seinem Herrn alles sagen. Das hat nicht nur in Waldsee lange Tradition. Aber 2024 war ein so schwieriges Jahr, dass der Narr in seinem Schnellhefter nur eine Moralpredigt hatte und die Witze vergaß. Und anscheinend gehört Ampel-, AfD und BSW-Bashing mittlerweile zum guten Ton in jeder Rede. Aber, lieber Narr, es gibt ja auch noch andere Akteure auf der politischen Bühne, die etwas Spott vertragen, oder konntest du da nicht über deinen (schwarzen) Schatten springen?

Der Hofnarr hielt manchen den Spiegel vor.

Der kleine Erre vor 70 Jahren

Auf der Bühne ging’s weiter. Die Kanoniere brachten die junge Fasnet in einer Truhe auf die Bühne. Und heraus kam, im kleinen Faselhannes-Häs, unseres Oberbürgermeisters  Töchterlein, das die neue Fasnet verkündete. Für den Chronisten ist es immer wieder ein Gänsehaut-Moment, wenn das kleine Mäschkerle seiner Truhe entsteigt und mit mal wackeliger, mal fester Kinderstimme sein „AHA, die Fasnet ist jetzt da“ in den Saal ruft. Denn vor etwa 70 Jahren entstieg er selbst als kleiner Faselhannes der Truhe.

„AHA, die Fasnet ist jetzt da”: Die junge Fasnet ist der Truhe entstiegen.

Wedel-Stress nur auf der Bühne

Die beiden Sammlerinnen auf der Bühne hatten mächtig viel Arbeit, den ganzen Staub von allen Kostümen zu wedeln. Die Besucher im Saal wurden nicht entstaubt, bei aller Organisation kam einfach kein Entstaubungskommando. So spielte die Sammlermusik weiter und Wigge Gros intonierte voller Inbrunst seine Sammlermarie.

Der Reiz des Nebensatzes

Die, nach eigenen Worten, kleinste aber sympathischste Randgruppe der Waldseer Fasnet, die Nachtwächter-Gruppe, glänzt am besten durch die nicht einstudierten Nebensätze „Wenn du dein Daume do etzt wegdätescht, kennt i des viel besser leasa“ und brachte mit Schella und Trommel wieder mal den Fasnetsspott auf den Punkt.

Büttel Franz beim Ausschellen wichtiger Bekanntmachungen. Nachtwächter Thomas Bohner fungiert als Dokumentenhalter, Achim Bregler, der dritte im Bunde zeigt sich sehr einverstanden mit des Büttels Verlautbarungen.

Als letzte sprangen die Waldseer Masken, Federle, Faselhannes, Narro, Schrättele, Schorrenweible und Werners Esel aus der Truhe.

Gastgeschenke aus Aulendorf

Auch der Aulendorfer Zunfte Flo Angele hatte noch seinen Auftritt auf der Waldseer Bühne. Extra für die Nachtwächtergruppe hatte er drei Orden anfertigen lassen, die er mit Brimborium den Empfängern übergab.

Flo Angele aus Aulendorf hängt Thomas Bohner den Nachtwächter-Spezial Orden um.

Ordensverleihungen

Jetzt konnten noch verdiente Narren ihre Orden im Empfang nehmen. Ordenskanzler “Elmi” Kibler (Bild) wusste für jeden die richtigen Worte und der Zunfte brachte die Orden persönlich an Mann und Frau.

Den Zunftorden erhielten Kai-Uwe Hellner, Michael Baumann, Markus Fürst, Dr. Gregor Bender, Dr. Thomas Sonnenberger, Emanuel Endres, Michael Christ, Günther Lutz.

Den Zunftorden in Silber erhielten Julia Birk, Thomas Kaiser, Angela Ott, Achim Bräuninger, Cornelia Gruber, Susi Wirth.

Mit dem Zunftorden in Gold wurden ausgezeichnet Thomas Nester, Ernst Bendel, Joe Bendel, Heidi Kessler.

Den Freundschaftsorden erhielt Siegfried Gehrmann und den Federlesstern in Silber wurde Gabi „Bello“ Weinfurter überreicht.

Hohe Ehre für “Bello”: Gabi Weinfurter erhält den Federlesstern in Silber.

Text und Fotos: Erwin Linder

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Fotos: Erwin Linder

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