Die ersehnte Sanierung beginnt im Sommer
Osterhofen / Hittelkofen – Im vollbesetzten Pavillon des Gasthauses „Rose“ in Hittelkofen fand jetzt Ende April 2024 die jährliche Mitgliederversammlung des 2020 gegründeten Fördervereins „Kapelle Osterhofen“ statt. Gäste und Mitglieder des rührigen Vereins konnten sich davon überzeugen, dass gerade diese Vereinsgründung ein ganz wichtiger Schritt war, um die ersehnte Sanierung und Wiederöffnung der Kapelle voranzubringen. Der engagierte Vorsitzende Markus Schmid begrüßte die Gekommenen, zu denen auch der vormalige Erste Beigeordnete und Kämmerer der Stadt Bad Waldsee Alfons Fiegel mit Gattin sowie Bürgermeisterin Monika Ludy gehörten.
Große Hilfe von Gerda Hymer
Gut vertreten waren von den 215 Mitgliedern des Fördervereins auch etliche aus der Gesamtstadt. Riesenbeifall gab es für Gerda Hymer, als Markus Schmid erwähnte, dass durch ihre großzügige Spende an den Förderverein von 50.000 Euro ein bedeutender Schub zur Finanzierung der geschätzt an die 700.000 Euro kostenden Sanierung dieses sakralen und kunsthistorischen Kleinods erfolgt ist.
Die großzügige Spenderin Gerda Hymer wurde mit einem Haisterkirch-Buch bedacht. Namens des Fördervereins sagte Markus Schmid, namens der Ortschaft Rosa Eisele und namens der Stadt Monika Ludy Dank.
Dem Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden Markus Schmid war zu entnehmen, welche Bedeutung gerade das Jahr 2023 mit all den Zusagen von Landes- und Bundesmitteln hatte. Gut verfolgt werden konnten all die informativen Vorträge auch von entferntesten Plätzen dank einer PowerPoint-Präsentation. Dem Finanzbericht des Kassenverwalters Oliver Stefan zufolge ist das Spendenaufkommen auch durch Aktionen wie bei den „Lichtmomenten“ (Verkauf von Weihnachtsgebäck und “Herberts Gulaschsuppe”), beim Maifest (steht jetzt wieder an) und eben auch durch Einzelspenden deutlich angewachsen. Das Zahlenmaterial wurde detailliert dargestellt. Kassenprüfer Oskar Bohner, der die Kassengeschäfte zusammen mit Heinrich Henne überprüft hatte, bestätigte, dass alle finanztechnischen Vorgänge sauber aufgelistet und abgerechnet worden sind. Die Kassenprüfung werden zukünftig Günter Brutscher (Mennisweiler) und Josef Maucher (Hittelkofen) übernehmen.
Vorstand Markus Schmid bei seinen Ausführungen.
Der Finanzplan
Mit Spannung wurde dann der Vortrag von Bürgermeisterin Monika Ludy verfolgt. Der Finanzchefin der Stadt merkte man an, dass die Restaurierung der Kapelle für sie ein Herzensanliegen ist. Sie hatte sich intensiv darum bemüht und auch Wege gefunden, wie das Vorhaben gelingen kann.
So sieht der momentane Finanzierungsplan aus: Die Kostenschätzung im April 2024 beläuft sich auf 660.000 Euro. Rechnet man Kostensteigerungen ein, ist von 700.000 Euro auszugehen. Die Finanzierung durch gesicherte Zuschüsse (Bund 210.000 Euro, Land 116.000 Euro, Landkreis 8.000 Euro, weitere Spenden 8000 Euro) erreicht 358.000 Euro. Somit ergibt sich ein Restbetrag von 358.000 Euro. Dieser Betrag wird folgend finanziert: Förderverein mit 100.000 Euro (darin enthalten die Geldgabe von Frau Hymer), Kath. Kirchenpflege Haisterkirch mit 100.000 Euro, Stadt Bad Waldsee (Eigentümerin der Kapelle) mit 158.000 Euro. Markus Schmid stellte dann noch vor, welche Eigenleistungen im Zusammenhang mit der Sanierung möglich sind und bat um Mitwirken. Diskussionsbeiträge dazu lieferten etliche sachverständige Anwesende.
Wiedereröffnung 2025 fest im Blick
Nach all den Zusagen kann jetzt im Sommer 2024 mit den Sanierungsmaßnahmen begonnen werden und eine Wiederöffnung der Kapelle ist dann im Frühsommer 2025 in Aussicht. Die Abrechnung der Baumaßnahmen erfolgt über den Förderverein, dem aber die Stadt mit Vorfinanzierungen zur Seite springen wird, so die Zusage der Bürgermeisterin Monika Ludy, die sich bei allen Unterstützern ganz herzlich bedankte.
Die Bürgermeisterin nutzte die Gelegenheit, um für ein anderes Anliegen zu werben; sie bat die Anwesenden, mitzumachen beim ehrenamtlichen Fahrdienst für die vorgesehenen zwei Bürgerrufbusse der Stadt Bad Waldsee. Der Fahrdienst der City-Busse soll bekanntlich Ende des Jahres eingestellt werden (Extra-Bericht hier in der Bildschirmzeitung).
Am 1. Mai zum sechsten Mal das Kapellenfest
Der Förderverein ist auf weitere Spenden angewiesen, wie beispielsweise durch den Reinerlös beim Maifest 2024 am 1. Mai in Osterhofen auf dem Anwesen von Josef Ruther und Gertrud Härle-Ruther ganz in der Nähe der Kapelle.
Eine Herzensangelegenheit bezüglich der Wiederöffnung der Kapelle ist dies auch für die Ortsvorsteherin Rosa Eisele, die sich vielfach engagiert, um das Spendenaufkommen zu erhöhen. Allein der Verkauf von 63 kunstvoll hergestellten Papier-Engelchen, mit Abbildung der Kapellen im Haistergau, kreiert von der Bad Waldseer Künstlerin Eva-Maria Lohr, erbrachte einen Reingewinn von etwa 1000 Euro. Rosa Eisele weckte rückblickend mit einer PP-Präsentation verschiedenster Szenenbilder das Interesse an Spendenaktionen. Einen überwältigenden Applaus gab es dann, als die Ortsvorsteherin das Heimatbuch über Haisterkirch als Dankeschön an Gerda Hymer überreichte.
Vorstandsteam im Amt bestätigt
Entlastung der Vorstandschaft und Wahlen erfolgten im Rahmen der Mitgliederversammlung einstimmig. So setzt sich das Vorstandsteam 2024 zusammen: 1. Vorsitzender Markus Schmid, 2. Vorsitzender Florian Eisele, weitere Vorstandsmitglieder: Pfarrer Stefan Werner, Ortsvorsteherin Rosa Eisele, Franz Maucher (Jüngere Marianische Bruderschaft), Peter Fluhr (Ältere Marianische Bruderschaft), Schriftführerin Dr. Carmen Pöhl, Kassierer Oliver Stefan.
Sie legen sich für die Sanierung der Kapelle in Osterhofen – neben vielen anderen Förderern und Unterstützern – in besonderer Weise ins Zeug (von links): Gerda Hymer, Markus Schmid, Rosa Eisele, Stefan Werner, Monika Ludy, Franz Maucher, Florian Eisele, Franz Fluhr, Oliver Stefan.
Text und Fotos: Rudi Martin
Spendenkonto
Spendenkonto: Kapelle Osterhofen e. V.
Vermerk: Spende für die Renovierung der Kapelle
Volksbank Allgäu-Oberschwaben
IBAN: DE24 6509 1040 0151 4440 05
BIC: GENODES1LEU
Geschichtliches zur Kapelle
Die für ein Dorf außerordentlich reich ausgestattete Kapelle wurde 1762 durch Eustachius Gabriel (* 1725 in Unterschwarzach, † 1772 in Laibach/Slowenien) im Stil des späten Barock, des Rokoko, ausgemalt. Auftraggeber waren wohl die beiden marianischen Bruderschaften, die „alte“ von 1702 und die „jüngere“ von 1718.
Der prachtvolle Hochaltar mit versetzten Säulen zeigt in der Mitte eine barocke Darstellung der spätgotischen Pietá von Steinhausen, darüber Gottvater, flankiert von Engeln. Auf den Seitenkonsolen steht links der Helfer für einen guten Tod, der hl. Josef, rechts der hl. Johannes der Täufer. Links am Chorbogen schützt der hl. Florian vor der Feuersbrunst, rechts der hl. Rochus vor Pestilenzen. Auf den Deckenfresken legen die vier Evangelisten vom Leben, Sterben und der Verherrlichung von Christus und Maria Zeugnis ab.
Kapellensingen 2016. Der Männerchor Haisterkirch vor dem kunstvollen Hochaltar.
Neben der weiteren reichen Ausstattung fallen zwei Votivtafeln der beiden Bruderschaften aus dem 18. Jahrhundert ins Auge (hier jene der Jüngeren Marianischen Bruderschaft). Über drei Jahrhunderte waren die beiden Bruderschaften jeweils an ihren Bruderschaftstagen in der Kapelle zusammengekommen. Seit 2018, seit die Kapelle aus baulichen Gründen gesperrt werden musste, feiern sie ihre Gottesdienste in der Pfarrkirche Haisterkirch. Jetzt freuen sich die beiden Gebetsvereinigungen auf die Rückkehr in “ihre” Kapelle.
Die Anmerkungen zu Historie und Ausstattung stützen sich auf den betreffenden Artikel auf der Webseite der Seelsorgeeinheit Bad Waldsee.