Die B30 ist nachweislich gefährlicher als die Bundesstraßen im Schnitt
Bad Waldsee (rei) – 269 Verkehrsunfälle ereigneten sich im vergangenen Jahr (2023) auf der B30 zwischen Um und Friedrichshafen laut Berichten von Polizei und Feuerwehr. Dabei verunglückten 160 Menschen: Vier verstarben, 24 wurden schwer und 132 leicht verletzt. Mindestens 392 Fahrzeuge waren beteiligt. Bei 130 Unfällen entstand Sachschaden von insgesamt rund 2,1 Millionen Euro. Zu 139 Unfällen liegen keine ausreichenden Daten über die Schadenshöhe vor. Der volkswirtschaftliche Schaden bekannt gewordener Verkehrsunfälle beträgt nach den Unfallkostensätzen der Bundesanstalt für Straßenwesen ca. 9,9 Millionen Euro. Diese Bilanz zieht Franz Fischer von der in Gaisbeuren ansässigen „Initiative B30“ gemäß der Datenlage des Statistischen Bundesamtes und des Unfallatlasses.
Die Gefahr, auf der B30 schwer verletzt zu werden im Vergleich zum Bundesdurchschnitt. Grafik. Franz Fischer (Initiative B30).
Der Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt
In den letzten 18 Jahren gab es auf der B30 zwischen Ulm und Friedrichshafen 70 % mehr Unfälle mit Todesfolge als im Durchschnitt auf Bundesstraßen in Deutschland. Auf den ausgebauten Streckenabschnitten kamen 6 % mehr Menschen zu Tode als im Bundesdurchschnitt. Auf den nicht ausgebauten Streckenabschnitten waren es 145 % und von nördlich von Baindt bis nach Biberach an der Riß sogar 209 %. Von Ravensburg bis Friedrichshafen waren es 32 % mehr, als im Bundesdurchschnitt.
Vergleich ausgebaute Abschnitte – nicht ausgebaute Abschnitte
Auch im Jahr 2023 ereigneten sich auf den ausgebauten Streckenabschnitten der B 30 weniger schwerwiegende Unfälle als auf den nicht voll ausgebauten Streckenabschnitten: Mit einem Längenanteil von ca. 47 % ereigneten sich auf den nicht voll ausgebauten Streckenabschnitten rund 56 % aller schweren Verkehrsunfälle. 54 % der Verunglückten, 55 % der Leicht- und 58% der Schwerverletzten sowie alle Verkehrstote wurden im nicht voll ausgebauten Bereich gezählt.
Auf den nicht zweibahnigen Streckenabschnitten von Ravensburg bis Friedrichshafen verunglückten sechs Menschen schwer und 53 leicht, zwei Menschen starben. Dies betraf vor allem die Ortsdurchfahrten Meckenbeuren mit Ortsteilen sowie Friedrichshafen. Tödlich verunglückten Menschen bei Meckenbeuren und Untereschach. Auf dem Streckenabschnitt nördlich von Baindt bis Biberach/Riß verunglückten acht Menschen schwer und 19 leicht, zwei Menschen starben. Die Unfallschwerpunkte lagen bei Enzisreute, Gaisbeuren und Unteressendorf. Tödlich verunglückten Menschen im Waldgebiet bei Enzisreute.
Auffällige Unfallursache mit Todesfolge auf der B 30 sind überhöhte Geschwindigkeit und das Nichtanlegen des Sicherheitsgurtes. Auf den nicht ausgebauten Streckenabschnitten kam es bei zwei Dritteln der Unfälle mit Todesfolge zu einem Zusammenstoß mit dem Gegenverkehr.
Unfallschwerpunkte
Das „Merkblatt zur örtlichen Unfalluntersuchung in Unfallkommissionen (M UKO)“ gibt Hinweise zur Erkennung und Analyse von Unfallhäufungsstellen sowie zu möglichen Verbesserungsmaßnahmen. Bei strikter Auslegung gibt es nach der Dreijahreskarte 2021–2023 auf der B30 insgesamt 14 Unfallschwerpunkte: Unfallhäufungsstellen in Friedrichshafen (1), Lochbrücke (3), Meckenbeuren (1), bei Untereschach (2), Ravensburg (1) und in Gaisbeuren (1). Hinzu kommen sogenannte Unfallhäufungslinie bei Lochbrücke (1), Meckenbeuren (1), Untereschach (1), Enzisreute (1) und Bad Waldsee (1). Alle Unfallschwerpunkte der B 30 liegen im Landkreis Ravensburg und dem Bodenseekreis, in den Gemeinden Bad Waldsee (3), Ravensburg (4), Meckenbeuren (6) und Friedrichshafen (1).
In Baden-Württemberg werden jedoch abweichende Ausdehnungen gegenüber den Standardwerten des Merkblattes angewandt. Dies hat zur Folge, dass Unfallhäufungsstellen teilweise anders bewertet werden.
Quellen und weitere Infos
Statistisches Bundesamt: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/07/PD24_261_46241.html
Unfallatlas Deutschland: https://unfallatlas.statistikportal.de/
Grafiken: Franz Fischer (Initiative B30)