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Bergatreuter Besonderheiten

Das Mädchen im Deckenbild und die Kanzel aus Weingarten



Foto: Günter Brutscher
Alexander Hepp auf der Schmuzer-Kanzel in Bergatreute (im Hintergrund das Gnadenbild).

Bergatreute – Der Bergatreuter Heimatgeschichtler und Buchautor Alexander Hepp hat am vergangenen Sonntag (10.11.) die Schmuzer-Kanzel in der Bergatreuter Pfarrkirche erläutert. Günter Brutscher war dabei und hat für die Bildschirmzeitung den nachstehenden Bericht und die Fotos gemacht. Die berühmte Schmuzer-Orgel hatte einst in der Basilika in Weingarten Dienst getan, ehe sie im Jahre 1762 nach Bergatreute transferiert wurde.

1718 für Weingarten geschaffen, seit 1762 in Bergatreute: die Schmuzer-Kanzel.

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Im Nachgang zu den diesjährigen Veranstaltungen anlässlich des 300-Jahr-Jubiläums der Weihe der Basilika Weingarten hat Alexander Hepp an jene Feier vor 300 Jahren erinnert, indem er auf die damalige Kanzel der Basilika stieg und von dort Auszüge aus der allerersten Festpredigt, zum Teil gar in lateinischer Sprache, vortrug. Die Predigten sind in der Schrift »Vinea Florens ac Fructificans« (Blühender und Früchte tragender Weingarten) erhalten.  Das Besondere an Hepps Aktion war, dass es nicht in Weingarten, sondern eben in Bergatreute war, wo er aus der Predigt von vor 300 Jahren zitierte.

Hepp auf der Kanzel.

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Erbaut 1718

Die 1718 ursprünglich in Weingarten eingebaute „Schmuzer-Kanzel“, geschaffen von dem genialen Franz Schmuzer (1676 bis 1741) und seinen Gesellen aus Wessobrunn, wurde nämlich im Jahr 1762 nach Bergatreute für stolze 1300 Gulden verkauft. Zum Vergleich: Für den Kirchenrohbau entstanden seinerzeit Kosten in Höhe von 8000 Gulden.  Für die Basilika in Weingarten schuf Fidel Sporer im Jahre 1762 eine nochmals deutlich größere Kanzel.

Liegendes Lamm statt Posaunen-Engel

Weil die Kanzel für Bergatreute aber dennoch noch zu hoch war, berichtete Hepp, wurde der eigentlich den Schalldeckel krönende Engel mit Posaune durch das Lamm, das auf dem Buch mit den sieben Siegeln liegt, ersetzt. Auch sonst wusste der äußerst kundige Referent, beruflich als Gemeindearchivar in Wolfegg tätig und ehrenamtlicher Kirchenarchivar von Bergatreute, eine Fülle von Informationen zur Kanzel und darüber hinaus zu erzählen.

Das Lamm Gottes auf dem Buch mit den sieben Siegeln.

Engel von Theodor Schnell

So stammen die Engel mit den Attributen Kreuz, Kelch (typischerweise allerdings Herz) und Anker für die christlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung von dem Ravensburger Bildhauer Professor Theodor Schnell (1870 bis 1938). Für den Steg von der Sakristei bzw. dem heutigen Wallfahrtsmuseum zur Kanzel wurde eigens eine kunstvolle Arbeit des Klosterschmieds Georg Notz mit einem Wappen des damaligen Abtes von Weingarten Dominikus Schnitzer, im Amt von 1745 bis 1789, eingebaut.

Einer der drei Schnell’schen Engel.

Das Gnadenbild kam 1811 dazu

Im Jahre 1811 wurde an die Kanzelrückwand ein Gemälde des Gnadenbilds von Bergatreute, Maria vom Blut, angebracht. In unserer Zeit, so Alexander Hepp, würden hin und wieder Festprediger beim Wallfahrtsfest von Bergatreute an Mariä Heimsuchung (2. Juli) die Kanzel betreten, so zuletzt Pater Hubert Veeser, Pfarrer und Wallfahrtsseelsorger in Maria Steinbach.

Das Bergatreuter Gnadenbild im Hochaltar.

Nach seinen Ausführungen zur Schmuzer-Kanzel ging Hepp, Jahrgang 1974, noch auf die Ausstattung der Bergatreuter Pfarrkirche St. Philippus und Jakobus und auf die Geschichte des Gnadenbilds „Maria vom Blut“ im Hochaltar der Kirche ein. Beides, so gestand er am Rande der Veranstaltung ein, habe ihn schon als Ministrant fasziniert. Dabei wurde die Begeisterung Hepps, der als wohl bester Kenner des Gnadenbilds und dessen Geschichte im Jahr 2022 sein Buch „Maria vom Blut. Ein verletztes Gnadenbild aus Italien verbreitet sich in Mitteleuropa“ in dritter Auflage geschrieben hat, in jeder Silbe und Information geradezu erlebbar. Vermutlich haben die circa 50 Besucherinnen und Besucher, die unter anderem aus Weingarten, Bad Waldsee und den Kirchengemeinden der Seelsorgeeinheit in die Pfarrkirche Bergatreute kamen, kaum einmal eine solche Fülle an Wissenswertem zu diesem Gotteshaus erfahren. Ein Anliegen des Referenten war es dabei, immer wieder auf die enge Verbindung von Bergatreute mit dem Kloster Weingarten zu verweisen.

Deckengemälde von Peter Paul Beyerle

Und schließlich konnte Hepp gar noch ein bis dato weithin unbekanntes Geheimnis lüften. Im Deckenbild von Peter Paul Beyerle (1903 bis 1994) im Schiff der Kirche ist neben den abgebildeten Trost und Heilung suchenden Pilgerinnen und Pilgern, einige auch mit ihren tot geborenen Kindern, für die doch noch die Taufe erhofft wurde, auch eine sehr zuversichtliche Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm und einem etwas älteren Jungen hinter der Mutter zu sehen. Diese Gruppe, so konnte Hepp vermelden, stellt die Ehefrau des Künstlers mit der einzigen Tochter der Beyerles und deren Pflegekind dar. Das Mädchen Hildegard, so Hepp weiter, wurde just am Tag des Wallfahrtsfests, also an Mariä Heimsuchung im Jahre 1948, geboren. Im selben Jahr freskierte Beyerle das Deckenbild.

Das im Deckengemälde abgebildete Kind

Und dann konnte Hepp eben jene Tochter Beyerles begrüßen, die als Kind im Deckengemälde abgebildet ist. Sie war eigens zum Vortrag aus Deuchelried nach Bergatreute gekommen.
Text und Fotos: Günter Brutscher

Er kennt die Bergatreuter Pfarr- und Wallfahrtskirche wie kein zweiter: Alexander Hepp (hier bei der Kirchenführung am 10. November). Foto: Günter Brutscher




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