Das Abschiedsfest für Franz Spehn
Mittelurbach – Am Freitagabend, 11.10., verabschiedeten sich die Urbacher von ihrem langjährigen Ortsvorstand Franz („Frenze“ )Spehn. Es war eine schöne Zeit.
Nach einem Sektempfang mit Unterhaltung der Musikkapelle Molpertshaus gingen draußen die Böllerschützen ans Werk und ließen es zum Abschied nochmals richtig krachen.
Das Fest für Franz: Blick in den Saal des Dorfgemeinschaftshauses Mittelurbach.
Nico Hauff, Nachfolger im Amt des Ortsvorstehers und somit Hausherr im Dorfgemeinschaftshaus, begrüßte die ca. 100 Gäste. Gruppenweise ließ er die Anwesenden aufstehen, die Familie, die Freunde, die Kameraden von der Feuerwehr, die Mitarbeiter im Rathaus, die Chefs und Kollegen in der Stadtverwaltung, die Kollegen Ortsvorsteher, die Orts- und Gemeinderäte. Was ihm wichtig war: „Da vorne steht noch ein Kässchen. Da könnt ihr mit einer kleinen Spende die Renovierung unserer Kapelle in Mennisweiler unterstützen.“
Der Nachfolger im Amt des Ortsvorstehers, Nico Hauff, bei der Begrüßung.
Christoph Liebmann (Bild), Chef der Öffentlichkeitsarbeit im Rathaus Bad Waldsee, übernahm die Moderation des Abends und konnte gleich eine Enkelin des Ehrengastes auf die Bühne bitten. Emelie Hauff hatte für den Ehrentag ihres Opas extra ein Klavierstück einstudiert, das sie bravourös zum Vortrag brachte. Andächtig lauschte der Saal den Klängen und bedachte Emelie mit großem Beifall.
Enkelin Emelie am Klavier.
Die Laudatio des Oberbürgermeisters
Spehns „Chef“ und Bad Waldsees Oberbürgermeister Matthias Henne zitierte in seiner Laudatio Franz Spehn mit den Worten: „ Es war immer interessant, für den Ort und die Stadt etwas Gutes zu entwickeln, und wenn man mit den Bürgern sachlich redet und alle Fakten benennt, findet sich für die meisten Anliegen eine gute Lösung.“ Im Gegensatz zum allgemeinen Trend, sich zurückzuziehen und sich nicht mehr in die Gesellschaft einzubringen, so der OB, habe Franz Spehn sich “gekümmert” und um das Allgemeinwohl gesorgt.
Der OB bei seiner Laudatio. Das Kulissenbild zeigt rechts das Mittelurbacher Rathaus, in dem Franz Spehn 15 Jahre lang “geamtet” hat.
OB Matthias Henne nannte diese Zahlen: Franz Spehn war 20 Jahre lang Mitglied des Gemeinderats für die Freien Wähler, 15 Jahre Ortsvorsteher, 45 Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr, davon 20 Jahre als Kommandant der Abteilung Mittelurbach.
In seiner Amtszeit als Ortsvorsteher habe Franz Spehn viele Projekte angeschoben: 200 Bauanträge, Weiterentwicklung der Infrastruktur, Absenkung der Bordsteine im Blumenviertel, Entfernung der Pflastersteine im Panoramaweg Mennisweiler, Asphaltierung eines Teilstückes des Buchholzweges, Anbindung von Wohnplätzen per Radweg an die Kernstadt, 14 Ruhebänke im Königstal, Baugebiete am Waldbauernweg, in den Rauhen Äckern, an der Waldseer Straße in Unterurbach und vieles mehr, zählte das Stadtoberhaupt auf.
Als Gastwirt sei Spehn immer am Ohr der Bürger gewesen und manches habe am Stammtisch im “Rad” angebracht und diskutiert werden können. Seine Leidenschaft fürs Kochen käme jetzt seiner Familie zugute.
Mit den Worten, „haben Sie vielen herzlichen Dank für Ihr herausragendes Engagement für Ihre Ortschaft Mittelurbach, für die ganze Stadt Bad Waldsee und alles, was Sie für die hier lebenden Menschen getan haben“, übergab Oberbürgermeister Henne als Abschiedsgeschenk der Stadt ein Luftbild des „Königstals“ und einen Geschenkkorb. Für Frau Maria („Mary“) Spehn gab’s einen Blumenstrauß vom OB.
Der Sketch der “Primelgässlerinnen”
Im Anschluss an den OB nahmen die drei Primelgässlerinnen Lydia Bosch, Gertrud Altvater und Klara Dürr kein Blatt vor den Mund und bedachten ihren “Frenze” genüsslich mit dem Witz gewiefter Narren. Zum neuen Job als Rufbusfahrer hatten sie gleich ein Pointe: Eine alte Dame schenkt einem Busfahrer beim Einsteigen immer eine Tüte Nüsse. Gefragt nach dem Warum, antwortet sie: “I ess so gern Ferrero Küsschen, aber die Nüsse kann ich halt schlecht beißen.“ Der Lacher war ihnen sicher. Nico Hauff, dem Nachfolger und Schwiegersohn, gaben sie den guten Rat „Mach weiter so wie dein Schwiegervater, denn wird’s scho.“
Die drei Primelgässlerinnen Gertrud Altvater, Klara Dürr und Lydia Bosch (von links) wussten allerhand zum Dorfgeschehen rund um “Frenze” zu berichten.
Keine Kostverächterinnen. Aber auch freigebig …
… Die Ehrengäste bekamen auch ein Stamperl. Und einen “Bäpper” auf die Nase.
Franz Gapp, Vorstand der Stadtkapelle Bad Waldsee, war der Nächste, der den „Frenze“ wahrlich in den höchsten Tönen, nämlich auf seiner Trompete, lobte. „Ich komme nicht nur, weil er mein Cousin ist, sondern weil er am Stadtfest für die Stadtkapelle immer die Krautspätzle macht“, sagte er und legte los auf seiner Trompete.
Franz Gapp, trompetend.
Zum Staunen brachte Günter Brutscher aus Mennisweiler das Publikum. Er kam mit einem großen Alukoffer auf die Bühne. Packte drei bunt bemalte Tennisbälle aus. „Der blaue Ball steht für die Bachstädter (Unter-, Mittel-, Ober-, Vorder- und Neuurbach), der grüne für die Wald- und Wiesenorte (Mennisweiler, Seeden, Volkertshaus und Wolpertsheim), der rosafarbene Ball, nach der Lieblingsfarbe der Bürgermeisterin, für die Seestädter (Bad Waldsee) Und in seiner Jonglage verdeutlichte er, wie der “Frenze” die Belange seiner Gemeinde, seiner Teilorte immer im Blick und im Spiel hielt. Bis er zum Schluss dem Franz Spehn jonglierend den „Kommunalen Heiligenschein“ verlieh.
In seinem launigen Beitrag erinnerte Günter Brutscher auch an seine eigene Funktion als stellvertretender Ortsvorsteher unter Franz Spehn. Er habe nichts, “aber auch rein gar nichts” zu tun gehabt in seinem Ehrenamt. “Viel Ehr, aber kein Amt.” Denn “Frenze” habe sich um alles selbst gekümmert. Warum es neuerdings deren zwei Ortsvorsteher-Stellvertreter brauche, sei ihm (Günter) ein Rätsel. Schmunzeln im Saale.
Günter Brutscher, jonglierend.
Emotional wurde es, als Günter Brutscher ein Lied über Mittelurbach sang, für Franz Spehn der schönste Platz auf Erden. Im Gespräch am Stehtisch nach dem Fest bekannte der virtuose Sänger, dass er für diesen Beitrag das Amtzeller Heimatlied recycelt habe (Brutscher stammt aus Amtzell).
Gerhard Frick (Bild), Mittelurbachs Fasnetsurgestein und dienstältester Ortschaftsrat, übernahm im Anschluss das Mikro und brachte namens des Ortschaftsrates den Dank für das von Franz Spehn Geleistete in Reimform vor. Und natürlich haben die Vereine auch was für ihren “Frenze” mitgebracht: eine Ruhebank mit dem Ortswappen von Mittelurbach. Darauf können die Spehns jetzt den Ruhestand genießen. „Des hot scho was koscht. Und auf dera Kart schtande alle druf, die was gebä hond.“ Und einen Geschenkkorb und ein Säckchen „Bares“ für Frenzes Lieblingseis war auch noch dabei.
Die Ruhebank für Mary und Frenze Spehn.
Ein Höhepunkt des Abends war ein Film der Familie über die Leistungen ihres Ehemannes, Vaters, Schwieger- und Großvaters. „Und wer soll den Film machen?“, fragt Tochter Nadine am Anfang. „Ha, der Nico, der ist doch Lehrer und hat Zeit dazu.“ Film ab, hier in der Bildschirmzeitung (siehe Extra-Artikel). Wunderbar, das Schwäbisch, mit dem Nadine im Film ihren Vater bei den einzelnen Stationen nach dem Geleisteten fragte.
Zeit für Franz Spehn, sich bei allen zu bedanken, die ihn ehrten und die all die Jahre an seiner Seite waren: Nadine und Nico Hauff für den Film, Christof Rauhut für die Luftbilder, OB Matthias Henne, Bürgermeisterin Monika Ludy und Christoph Liebmann für den tollen Abend, seiner Enkeltochter Emelie für das Klavierstück, den Mitarbeitern in allen Abteilungen der Stadtverwaltung, Susanne Frick, die ihn in den 15 Jahren als Rathaus-Sekretärin immer unterstützte, der Feuerwehr und ihrem Kommandanten Alois Burkhardt, Rosie Assfalg, den Vereinen, allen voran den Königstäler Narren, Alt-Bürgermeister Roland Weinschenk und dem früheren Kämmerer Thomas Manz, seiner Familie und vor allem seiner Frau Mary. Er schloss mit den Worten: „Ich war gerne Ortsvorsteher. Aber alles hat seine Zeit.“
Die Reaktion aus den Saal: Standing ovations.
Mit dem Zillertaler Hochzeitsmarsch, von Franz Spehn am Akkordeon und Franz Gapp an der Trompete dargeboten, endete der offizielle Teil des Festabends.
Anschließend traf man sich bei belegten Seelen, Leberkäs-Wecken und Getränken an den rasch aufgestellten Stehtischen im hinteren Teil des Festsaals.
Auch Gerhard Reischmann, Mitherausgeber der Bildschirmzeitung “Der Waldseer”, war gekommen, um Franz Spehn bei dessen Abschied seine Aufwartung zu machen.