Birke am Seeweg sicherheitshalber gefällt
Bad Waldsee – Die „Schräge Birke“ am Seeweg musste gefällt werden. In den letzten Tagen öffneten sich noch Erdspalten im Wurzelbereich, so dass mit einem Umstürzen gerechnet werden musste. Jetzt wurde sie fachmännisch niedergelegt.
Sie begleitete mich die letzten 30 Jahre. Wenn ich frühstückte, zu Mittag aß und beim Abendbrot sah ich sie, unerschütterlich wirkend, treu am See stehend. Grünte im Frühjahr, war in voller Blätterpracht im Sommer, verwandelte den Herbst in ein goldenes Blättermeer und war im Winter Anflugstelle für unsere Heimatvögel.
Oft beherbergte die Krone ein Vogelnest. Wir konnten den Vogeleltern beim Nestbauen, beim Füttern und den Jungen beim ersten Ausflug zuschauen.
Spaziergänger blieben die letzten Tage oft an der Birke stehen. Blickten auf die Wurzel, dann in die Krone. Viele prüften noch mit Drücken die Standfestigkeit der Birke. Zuletzt hatten sich Spalten im Wurzelwerk geöffnet.
Heute früh rückten zwei junge Forstarbeiter mit einem Steigkran an und dem Baum zu Leibe. Erst entfernten sie die Äste. Dann sägten sie Stück für Stück den Stamm zurück. „Warum sägt man denn den Baum nicht einfach um“, fragte ein interessierter Zuschauer, der mit Frau und Enkeln dem Werk der Baumarbeiter zuschaute. „Wir können nicht mit schwerem Gerät auf den Uferweg fahren. Da ist alles unterspült. Und ohne bekommen wir den Baum nicht aus dem Wasser. Jetzt machen wir alles Stück für Stück.“
Als der Baumsteiger an der Krone angekommen war, stellte er noch fest, dass der Baum nicht nur durch seine Schräglage im Bestand gefährdet war, sondern dass sich im Stamm ein Pilz eingenistet hatte, der dem Baum die Lebensenergie raubte.
Er trug die Nr. 115 der Städtischen Bäume. Und ist jetzt nur noch Erinnerung. Auch an das Lied von Stephan Sulke; „Steht er noch, ist er schon gefällt, der Baum, der mich mal gefangen hält?“
Text und Fotos: Erwin Linder