Bei prachtvollem Winterwetter hinauf nach St. Sebastian
Haisterkirch – Am Sebastianstag (20. Januar) hatten sich Hunderte von Menschen aufgemacht, um dem Festgottesdienst in der Haisterkircher Pfarrkirche und der anschließenden Prozession hinauf nach St. Sebastian beizuwohnen. Etliche Gruppen – kleine und große – aus dem südlichen Kreis Biberach, dem Schussental, vor allem aus den Seelsorgeeinheiten Bad Waldsee, Bad Wurzach und Oberes Achtal pilgerten schon Tage zuvor hinauf zur Kapelle, um dort zu beten und um den Beistand des Heiligen bei Gott zu erbitten.
Erfreut zeigten sich alle, die den Hauptweg (Stationenweg) von Haisterkirch aus hinaufgegangen sind, denn die Stadt Bad Waldsee hat diesen noch rechtzeitig vor dem Sebastiansfest perfekt herrichten lassen. Auch der andere Hauptweg von Haidgau her war gut begehbar, so auch für die Beterinnen und Beter aus Arnach unter traditioneller Führung von Hansjörg Schick.
Das winterliche Wetter mit zwar zweistelligen Minustemperaturen, etwas Schnee, aber Sonnenschein pur, passte zu „Bastiane 2024“ und beflügelte Gläubige aus nah und fern, den Sebastianstag in Haisterkirch mitzufeiern.
Voll belegt war die Pfarrkirche schon deutlich vor Beginn des Gottesdienstes. Das hing sicher auch mit dem schul- und arbeitsfreien Samstag zusammen. Begrüßt wurden die Gottesdienstbesucher vom Hauptzelebranten Pfarrer Stefan Werner, der zusammen mit weiteren fünf Priestern (Dekan i. R. Josef Mattes, Klosterpfarrer Uli Steck, Gottesberg-Superior Konrad Werder SDS, Pater Hubert Vogel SDS und Pfarrer Thomas Bucher) die Eucharistie feierte. Sie alle freuten sich darüber, dass auch Repräsentanten des Klosters Reute (Generalvikarin Sr. Rebecca Langer) und von kommunalpolitischer Seite Oberbürgermeister Matthias Henne, die Ortsvorsteherin Rosa Eisele (Haisterkirch), die Ortsvorsteher Achim Strobel (Reute-Gaisbeuren) und Ortsvorsteher Franz Spehn (Mittelurbach) sowie weitere kommunalpolitisch Engagierte zur großen Schar der Gottesdienstbesucher gehörten. Auch Minister a. D. Rudi Köberle kam wie all die Jahre zuvor nach Haisterkirch.
30 (!) Ministranten
Beeindruckend war die Anzahl von 30 Ministrantinnen und Ministranten. Erstmals in der langen Geschichte der Festgottesdienste wurde der diesjährige als besonders kinder- und jugendgerechte Familiengottesdienst gestaltet. Anstatt der Predigt stellten Kommunionkinder, unterstützt von einer „Zeitmaschine“, im Dialog mit Pfarrer Werner die Lebensgeschichte des St. Sebastian dar. Dessen segensreiches Wirken wurde von einem Ministranten, in kaiserlicher Hoftracht gekleidet, in der Dialogrunde verdeutlicht.
Mit einer silberfarbenen Rakete wurden die Kinder in die Zeit des Heiligen Sebastian “zurückgebeamt”. Im Dialog mit Pfarrer Werner wurde die Person des kaiserlichen Offiziers und bekennenden Christen Sebastian deutlich.
Erfrischender Kindergesang
Die feierliche musikalische Gestaltung hatten Johannes Tress (Keyboard) und Verena Westhäußer übernommen. Letztere pendelte zwischen der Orgel und dem Altarraum, denn dort leitete sie den Kinderchor der Seelsorgeeinheit. Mit erfrischendem Kindergesang wurde so der Gottesdienst bereichert.
Der Kinderchor unter der Leitung von Verena Westhäußer. Am Keyboard Johannes Tress.
Rolf Heber dankte den vielen Helfern
Am Schluss des Festgottesdienstes dankte Rolf Heber, der Gewählte Vorsitzende des Haisterkirchers Kirchengemeinderats, mit herzlichen Worten für Mesner-, Ministranten- und all die anderen Helferdienste. Für die junge Sängerschar gab es reichlich und anhaltenden Beifall.
Auszug nach der Eucharistiefeier.
Leitwort: „Du gehst mit“
Den Pilgerzug unter dem Motto „Du gehst mit“ führte traditionell die Ministrantenschar mit Kreuz und Fahnen an. Kapellenmesner Bernd Schmid und Ehefrau Rosmarie hatten die Sebastianskapelle wieder festlich geschmückt. Die Mesnerfamilie trägt auch Sorge dafür, dass die Opferkerzen stets nachgelegt werden. Allein 2023 wurden 15.000 Kerzen angezündet, ein großer Teil davon im Januar und an Weihnachten. Aufgefallen ist, dass im aufgelegten Wallfahrtsbuch sehr viele Einträge an den Fürbitter bei Gott St. Sebastian etwa so lauten wie auf dem ausgeteilten Gebetsblatt: „Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden, da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde.“
Seit 30 Jahren
Großes Lob gab es auch für das Engagement von Mitgliedern des Kirchenchors, des Seniorenteams, des Kirchengemeinderats und freiwilliger Helferinnen und Helfer, die Dienste in der Gemeindehalle verrichteten, damit sich Wallfahrtsteilnehmer mit Speisen und Getränken sowie mit Kaffee und Kuchen stärken konnten. Kirchenchormitglieder um den Vorsitzenden Herbert Eisele durften stolz auf ihr 30-jähriges Engagement als Serviceteam sein. Um die Mittagszeit war die Halle voll belegt. Die regionalen, schmackhaften Essensangebote waren von der Metzgerei Frank (Reute) geliefert worden.
Seit einigen Jahren findet die Bewirtung in der Gemeindehalle statt. Zuvor saß man – beengt – im Pfarrsaaal zusammen (seit 1993). Einst hatten die örtlichen Wirtschaften für die Verköstigung der Pilger gesorgt, darunter das “Kreuz” der Familie Schilling.
Text und Fotos: Rudi Martin
Pfeile sind – in Erinnerung an sein Martyrium – das Attribut des Heiligen Sebastian bei künstlerischen Darstellungen. Bei der Prozession am 20. Januar gab es ein Suchspiel für Kinder. Am Wegesrand waren hinter Bäumen und im Gebüsch Pfeile versteckt, an denen Zettel mit Wörtern und Satzbestandteilen hingen. Die Pfeile wurden von Kindern alle gefunden und oben vor der Kapelle an diesem “Opferstock” in sinnvoller Reihenfolge niederlegt. Zusammen ergaben sie einen den Heiligen Sebastian würdigenden Satz. rei / Foto: Rosa Eisele
Beachten Sie unsere große Bildergalerie (mit Collagen, ebenfalls zusammengestellt von Rudi Martin)