Bad Waldsees DEHOGA-Wirte hatten Versammlung

Bad Waldsee – Am Donnerstag, 20. März, diskutierten die Waldseer Wirte im Ortsverband der DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) die Herausforderungen, vor die sie sich gestellt sehen.

Bad Waldsees DEHOGA-Chef Rudi Spieß (Bild) konnte im Restaurant des Fürstlichen Golfresorts neben ca. 30 Gastronomen auch die Vertreter der Stadtverwaltung, namentlich Bürgermeisterin Monika Ludy, den Fachbereichsleiter Wirtschaft, Tourismus, Kultur Axel Musch, Jule Wessely, die neue Leiterin Stadtmarketing und Wirtschaftförderung, Margit Geiger, Fachbereichsleiterin Sicherheit und Ordnung, Kathrin Schmid vom Bürgerbüro, Jo Herrmann von der gleichnamigen Werbeagentur sowie Ingrid Wölflingseder und Melanie Schaden vom Unternehmerforum Bad Waldsee begrüßen. Von der DEHOGA-Geschäftstelle Ravensburg waren Andreas Bader und Sabine Schröder nach Bad Waldsee gekommen.

Das Unternehmerforum Bad Waldsee war vertreten durch Ingrid Wölflingseder (links) und Melanie Schaden.
In memoriam Rudolf Spieß sen., erst im letzten Jahr für sein langjähriges Engagement bei der DEHOGA geehrt, legten die Anwesenden eine Schweigeminute ein.
Bürgermeisterin Ludy, die gerade von einem Informationsbesuch in Österreich zurückkam, konnte ganz frisch ihre Eindrücke von innovativen Konzepten österreichischer Gastronomen zur Personalgewinnung erzählen, was von den Anwesenden mit Interesse zur Kenntnis genommen wurde.

Bürgermeisterin Monika Ludy informierte über den Sachstand beim “Hirsch”.
Was passiert mit dem „Hirsch“?
Das Traditionslokal im Besitz der Stadt und mitten in Waldsees guter Stube, steht bekanntlich ohne Pächter und geschlossen da. Über die Fasnet hatten die Jungelfer die Bewirtung übernommen. Jetzt, wenn die wärmere Jahresszeit wieder kommt, sollte der „Hirsch“ am besten Platz in Bad Waldsee seine Pforten wieder für Gäste öffnen. Monika Ludy informierte, dass die Stadt den „Hirsch“ für sechs Monate verpachten möchte. Zum Konzept hielt sie sich bedeckt, denn sie wolle dem Gemeinderat (tagt heute; 24.3.) nicht vorgreifen. Nur so viel, es solle kein Imbiss und kein Fastfood werden und am Montag, wenn viele Gasthäuser in Bad Waldsee Ruhetag haben, geöffnet sein. Die Pacht sei verhandelbar, so Ludy, als Fixbetrag oder umsatzabhängig. Auf jeden Fall sei die Gaststätte voll eingerichtet und könne praktisch sofort starten. Die Stadt wünscht sich, dass der „Hirsch“ an Ostern wieder geöffnet hat.Laut Ludy gibt es schon Interessenten und auch bei den DEHOGA-Gastronomen gab es schon die eine oder andere Interessensbekundung.

Der “Hirsch”, Traditionslokal in bester Lage, soll in diesem Sommer wieder seine Pforten öffnen. Unser Foto von einer Fasnet am “Hirsch” ist undatiert. Gemacht hat es Brigitte Göppel, Pressesprecherin der Stadt.
Akute Personalnot
In der Gastronomie herrscht akuter Personalmangel. Wie Ludy berichtete, bringt sie Ideen aus Österreich mit. Dort arbeiten Schulen und Betriebe eng zusammen, um den Jugendlichen die Arbeit in der Gastronomie nahezubringen.

Andreas Bader von der DEHOGA-Geschäftsstelle Ravensburg.
Andreas Bader bot auch hier Hilfestellung seitens der DEHOGA an. Auf einer interaktiven Karte der Ausbildungsstelle Stuttgart können sich Interessenten Betriebe anschauen.
Hermann Hörmanns Rückblick
Schriftführer Hermann Hörmann gab einen ausführlichen Rückblick über die Aktionen des vergangenen Jahres. Herausragendes Ereignis waren sicher die Spezialitäten-Wochen, die sich immer noch großer Beliebtheit bei den Waldseern erfreuen. Aber viele Gastronomen haben aufgegeben. 1999 hatten sich noch 17 Betriebe beteiligt, waren es 2024 noch sieben.
Ein weiteres Highlight war die Teilnahme an der großen Demo in Stuttgart mit Treffen mit der Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut und MdB Axel Müller.
Insgesamt bemängelten die Wirte die fehlende Wertschätzung für das Gastro-Personal. Dies schlage sich auch in der Ausdünnung der Dorfgasthäuser nieder. Und wo keine Gasthäuser mehr wären, rückten die Menschen nach rechts, hieß es.
Kostendruck
Die Kosten für die Gastronomie sind erheblich gestiegen. „Wir Wirte lieben unseren Job, aber der höhere Mindestlohn und die Erhöhung der Mehrwertsteuer sind Sargnägel für die Gastronomie.“
Für seine Ausführungen erhielt Hörmann viel Beifall und Lob vom Ortsverbandvorsitzenden Rudi Spieß.

Hermann Hörmann vom “Sternen” in Reute fungiert beim DEHOGA-Ortsverband Bad Waldsee als Schriftführer.
Was ändert sich für die Gastronomen?
Andreas Bader von der DEHOGA-Geschäftsstelle Ravensburg fasste die neuen Rechtsvorschriften für die Gastronomen zusammen.
Vielleicht ein Lichtblick am Horizont: Die 15 Euro Mindestlohn sind noch nicht beschlossene Sache. Eigentlich war der Mindestlohn für Industriearbeiter gedacht, so Bader. Für die Gastronomie passe das überhaupt nicht. Man könne eigentlich einer völlig ungelernten Kraft, die vielleicht zwei Wochen in den Ferien jobbe, nicht schon 15 Euro in der Stunde bezahlen. Das verschiebe das komplette Gehaltgefüge nach oben.
Weitere Tipps waren das Anmelden der Elektronischen Kassen bei der Finanzamtssoftware „Elster“, Warnung vor falschen Rechnungen: Betrüger versuchten immer wieder, mit „echt“ aussehenden Rechnungen Geld abzuzocken.
Die Verpackungssteuer á la Tübingen war für Bader ebenfalls ein Thema. Was für OB Palmer ein Thema fürs Sommerloch war, entdeckten mittlerweile mehr Gemeinden als vermeintlich neue Einnahmequelle. Er verwies die Gastronomen auf die DEHOGA-Müllvermeidungsstrategie und meinte, diese Mehrweg-Wege könnten ein Geschäftsmodell für Startups werden.
Thema Webseite
Jo Hermann legte den Gastronomen wärmstens ans Herz, ihre Webseite “Waldseer Wirte” mit Leben zu füllen. Im Moment rangiert die Seite gut vorne bei Google, aber wenn nichts Neues käme, würde viel Potenzial verschenkt.
Unterstützung seitens der Stadt
Axel Musch und Jule Wessely versicherten die Wirte der Unterstützung durch die Verwaltung. Man ziehe schließlich am gleichen Strang und wolle die Stadt attraktiv darstellen und Gäste nach Bad Waldsee holen. Die Stadt hat einen attraktiven Instagram-Account mit Visit Bad Waldsee, den auch die Gastronomen nutzen könnten. Jule Wessely lud die Gastronomen zum „Wirtschaftsimpuls“ am 8. Mai ein. Prof. Dr. Nolte referiert zum Thema „Arbeit weiterdenken“. Sie wies auch noch auf einen Wettbewerb „Vorbildliche Gasthäuser“ des Regierungspräsidiums Tübingen hin, für den sich die Wirte noch bis zum 30. April anmelden könnten.

Axel Musch, Fachbereichsleiter Wirtschaft, Tourismus, Kultur.

Jule Wessely, die neue Leiterin Stadtmarketing und Wirtschaftförderung.
Willkommen im Unternehmerforum
Ingrid Wölflingseder lud die Gastronomen ein, sich am Unternehmerforum zu beteiligen. So mache das UF einen Workshop zum Thema Social Media und Netzwerken. „Handel und Gastronomie bringen zusammen Leben in die Stadt“, so Wölflingseder.
Gegen 17.00 Uhr beschloss Rudi Spieß die Versammlung und man netzwerkte beim gemeinsamen Abendessen im Restaurant des Golf-Resorts weiter.
Text und Fotos: Erwin Linder