Ausstellung zeigt berührende Perspektiven auf das Lebensende

Bad Waldsee – Vor Kurzem feierte die Hospizgruppe Bad Waldsee ihr 30-jähriges Bestehen. Im Mittelpunkt der Jubiläumsfeier stand die Eröffnung der Ausstellung „Ein schöner Platz zum Sterben“, die auf eine Initiative der Diözese Rottenburg-Stuttgart zurückgeht.
Klassische Sterbe-Orte sind bekanntlich das Krankenhaus, das Hospiz, das Pflegeheim, vielleicht noch das eigene Zuhause. Aber wo wäre unser eigener Wunsch-Sterbe-Ort, wenn wir ihn frei wählen dürften? Gibt es einen schönen Ort zum Sterben? Für eine Mitmach-Aktion hat die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart Interessierte aufgerufen, ihre Wunsch-Sterbe-Orte anhand von Fotos zu senden und mit erklärenden Sätzen zu versehen.
56 beeindruckende Fotos
Insgesamt sind über 60 Bildwerke zusammengekommen, von denen 56 im Wohnpark zu sehen sind. Die Kunstabteilung der Diözese hatte dazu aufgerufen, Fotografien von Orten einzusenden, an denen man sich vorstellen könnte zu sterben – und mehr als 60 Menschen folgten diesem ungewöhnlichen, tiefgründigen Aufruf. Die eingesandten Bilder zeigen stille Landschaften an Seen, in den Bergen oder im Wald, aber auch Szenen aus dem Alltag: beim Sport, bei der Arbeit oder in familiären Momenten. Entstanden ist eine berührende Ausstellung, die den Tod nicht ausklammert, sondern ihn als Teil des Lebens sichtbar macht.
Zu jedem Bild findet sich im begleitenden Ausstellungskatalog ein Zitat der Einsenderin oder des Einsenders – persönliche Gedanken, Erinnerungen oder Hoffnungen, die das jeweilige Motiv in einem besonderen Licht erscheinen lassen.
Grablieder von Michael von Jung

Musikalisch untermalt wurde der Abend von Bernhard Bitterwolf (Bild), der Lieder aus der Zeit der Bauernkriege spielte – eine Epoche, die auch für Bad Waldsee bedeutsam ist, stammt doch der Feldherr des Schwäbischen Bundes, der „Bauernjörg“, aus dem hiesigen Schloss. Zudem erinnerte Bitterwolf musikalisch an den Pfarrer und Theologen Michael von Jung, der mit seinen Grabliedern anstelle von Grabreden Berühmtheit erlangte.
„Der Tod ist nicht das Gegenteil des Lebens“

Laura Branz (Bild), die Leiterin des Wohnparks, begrüßte die Gäste und gratulierte der Hospizgruppe herzlich zum Jubiläum. Sie würdigte das langjährige ehrenamtliche Engagement der Gruppe: „Der Tod ist nicht das Gegenteil des Lebens, sondern ein Teil davon“, sagte sie. Die Ausstellung passe deshalb gut zum Wohnpark – ein Ort des Lebens bis zuletzt. „Hier kann man gut leben – und dank der Hospizgruppe auch gut sterben. Dafür ein großes Dankeschön.“
Schwester Ludwina und Helga Schaffhauser

Schwester Regina blickte in ihrer Ansprache auf die Anfänge der Hospizgruppe zurück und erinnerte an deren Entwicklung über die vergangenen drei Jahrzehnte. Im Februar 1995 wurde die Hospizgruppe in Bad Waldsee gegründet. Gründungsmitglieder waren Schwester Ludwina und Helga Schaffhauser, die beide schon verstorben sind. Die Gruppe begann mit ihrem Dienst im Bad Waldseer Krankenhaus, wo Sr. Ludwina als Seelsorgerin wirkte, weitete ihr Wirken aus ins Spital und in den Klosterhof. 2002 kam der Wohnpark mit dazu. Im Februar 2009 wurde dann der Hospizverein gegründet. Im Februar 2017 bezog der Hospizverein das Büro in der Rosmaringasse. Anscheinend, so Sr. Regina, ist der Februar ein ganz wichtiger Monat in der Entwicklung der Hospizgruppe. Sr. Regina freute sich, noch Mitglieder aus der Gründungszeit und die Partnergruppe aus Aulendorf begrüßen zu können. „Wer Interesse hat, darf sich gerne einen Mitgliedsantrag nehmen, auch passive Mitglieder sind herzlich willkommen.“
Dann sah man die Bilder mit anderen Augen

Christian Schramm, Leiter der Hospizgruppe, bedankte sich herzlich bei allen Mitwirkenden und freute sich über die große Zahl an Gästen, die zur Jubiläumsfeier gekommen waren. Schramm ging auch auf das Zustandekommen der Ausstellung ein. Beim Hängen der Bilder bemerkte Schramm, dass die Bewohner und Besucher des Wohnparks zunächst die Bilder einfach als schöne Fotografien anschauten. Erst als der Kontext bekannt wurde, sah man die Bilder mit anderen Augen. Schramm zitierte dann einige Aussagen, die die Einsender zu den Bildern machten.
Nachstehend eine Auswahl der ausgestellten Fotos:







Die Ausstellung „Ein schöner Platz zum Sterben“ ist ab sofort im Wohnpark Bad Waldsee zu sehen und lädt Besucherinnen und Besucher dazu ein, sich mit dem Thema Leben und Sterben auf persönliche Weise auseinanderzusetzen.
Text und Fotos: Erwin Linder