Anlass zur Hoffnung
Franz Fischer, ein langjähriger Beobachter des Straßenbaus in Deutschland, kommentiert die Entwicklung der Ortsumgehungen der B30 bei Enzisreute und Gaisbeuren folgendermaßen:
Der jahrzehntelange Planungsprozess für die Ortsumgehungen der B30 bei Enzisreute und Gaisbeuren zeigt exemplarisch die Herausforderungen großer Infrastrukturprojekte in Deutschland. Erste Überlegungen aus den 1950er-Jahren wurden immer wieder aufgeschoben, während das Verkehrsaufkommen – insbesondere der schwere Güterverkehr – kontinuierlich gestiegen ist. Heute gehören die Orte Enzisreute und Gaisbeuren zu den am stärksten belasteten Ortschaften im deutschen Bundesstraßennetz. Sie sind die letzten echten Ortsdurchfahrten zwischen Ulm und Ravensburg.
Es ist daher zu begrüßen, dass 2016 der dramatische Bedarf anerkannt und das Projekt in den Vordringlichen Bedarf aufgenommen wurde. Das Regierungspräsidium und das Verkehrsministerium in Stuttgart haben ihre Zusagen eingehalten und die Planungen weiter vorangetrieben. Die nun erfolgte Vergabe an einen Generalplaner gibt Anlass zur Hoffnung, dass die Planung schneller voranschreiten kann.
Wichtig ist nun eine offene und transparente Planung mit regelmäßiger Information und Beteiligung der Öffentlichkeit. Die Unterstützung durch die IHK, HWK, den Regionalverband, die Stadt Bad Waldsee sowie die Abgeordneten auf Bundes- und Landesebene hat wesentlich dazu beigetragen, dass das Projekt vorankommt. Alle bisherigen Studien und Gutachten bestätigen, dass eine nachhaltige Lösung der Verkehrsprobleme nur durch bauliche Maßnahmen möglich ist. Bereits im Verkehrsentwicklungsplan Bad Waldsee von 2010 wurde eine sehr hohe Entlastungswirkung durch eine Umgehung nachgewiesen.
Die nun beginnende Untersuchung aller möglichen Trassenvarianten ist ein notwendiger Schritt. Dabei muss eine nachhaltige Lösung gefunden werden, die sowohl den Verkehrsfluss und die Verkehrssicherheit verbessert als auch die Interessen der Anwohner und Umweltbelange berücksichtigt. Von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen gibt es bereits Vorschläge Straßen klimaverträglicher zu planen. Erfahrungen aus anderen Projekten – wie dem Mittelabschnitt der B30 bei Ravensburg – zeigen, dass Diskussionen und Bedenken unvermeidlich sind, aber durch sorgfältige Abwägung und Optimierung tragfähige Lösungen gefunden werden können. Entscheidend ist eine sachliche und konstruktive Auseinandersetzung mit dem Thema.
Ich selbst befürworte keine spezifische Trassenvariante, sondern stehe einer ergebnisoffenen Prüfung aller Möglichkeiten aufgeschlossen gegenüber. Mein Ziel ist es, zu einer Lösung beizutragen, die langfristig tragfähig ist und alle relevanten Aspekte berücksichtigt. Daher wünsche ich mir eine sachliche, transparente und lösungsorientierte Planung, die alle Beteiligten mitnimmt und zu einer nachhaltigen Verbesserung führt. Dafür setzt sich auch die „Initiative B30“ seit 15 Jahren ein.
Franz Fischer, Gaisbeuren (Initiative B 30)