Alte Dorfschule mausert sich zum zeitgemäßen Dorfgemeinschaftshaus
Rötenbach – Eine Gemeinschaft unerschütterlicher Idealisten und tatkräftiger Ehrenämtler waren am 23. Juni am Ziel ihrer ursprünglich fast unrealistischen Vision: dem Umbau der alten Dorfschule (1908 errichtet). Ganz Rötenbach darf nun mächtig stolz sein auf einen äußerst attraktiven Ort der Begegnung und des Zusammenseins in seinem Dorfgemeinschaftshaus. Gleich mehrere Vereine haben nun ihre Heimat und Räumlichkeiten in der Dorfmitte. Es sind dies die Dorfjugend (Landjugend), das Bauerntheater Rötenbach, die Narrenzunft „Hundsknochen“, der Musikverein Rötenbach und der Verein Dorfgemeinschaft Rötenbach. Im großen Saal mit 150 Sitzplätzen darf künftig öffentlich oder privat gefeiert werden, dürfen Theateraufführungen, Konzerte, Bälle, Dorffeste, Kurse, heitere oder ernste Begegnungen oder Sitzungen etc. stattfinden. Zur Ausstattung des großen Saals gehören auch Warmhalteküche, Spülbereich, Getränkekühltheke und WC-Anlage.
Bei einer persönlichen Führung durch Walter Rogg vom Bauerntheater, früher selbst Schüler der alten Dorfschule, durfte der Verfasser erfahren, wie liebevoll und zweckmäßig die Räumlichkeiten der eingangs erwähnten Vereine gestaltet wurden. Alle haben eine Teeküche mit Spüle, Besprechungs- bzw. Proberäume. Das Bauerntheater kann künftig einen Materialaufzug aus dem Fundus direkt zur Bühne nutzen und hat einen schmucken Proberaum im Kellergewölbe. Sogar eine Duschmöglichkeit für die Vereine durfte nicht fehlen! Dass der Proberaum des Musikvereins gar schallgedämmt ist, ist ansonsten sicher nicht Standard. Auch der neu gestaltete Innenhof mit alter Linde und Kinderspielplatz gehört zur wohldurchdachten Umplanung der alten Schule.
Entsprechend würdig, heiter und stolz war die Einweihung des neuen alten Dorfmittelpunkts. Dazu gab es einen Gottesdienst, zelebriert von Pfarrer Klaus Stegmaier in der gegenüberliegenden Kirche St. Jakobus. Angeführt vom Musikverein (Bild), verließen die Festbesucher das Gotteshaus, um in einer Art Prozession zum Dorfgemeinschaftshaus hinüberzuwechseln, unter ihnen die Verwaltungsspitze Wolfeggs, Fürst Johannes von Waldburg-Wolfegg zu Waldsee, Raimund Haser MdL und Axel Müller MdB. Empfangen wurde man mit Sekt. Schnell war der Saal voll besetzt und der Musikverein hatte seinen ersten Auftritt auf der großzügigen Bühne. Pfarrer Stegmaier mit Ministranten segnete und weihte das Haus und freute sich auf eine künftig gute Nachbarschaft mit einem Haus der Begegnungen für die Rötenbacher und für auswärtige Gäste.
Pfarrer Stegmaier erbittet Gottes Segen für das Dorfgemeinschaftshaus.
Peter Hirscher (Bild), Vorstand des Fördervereins Dorfgemeinschaftshaus Rötenbach, begrüßte die zahlreich erschienen Gäste und berichtete über den Werdegang des nun vollendeten Projektes mit allen Höhen und Tiefen und würdigte die 19.000 (!) geleisteten Arbeitsstunden der Rötenbacher und ihrer Unterstützer. Er erwähnte auch die inzwischen 204 „Spendenbrettchen“.
Dekorative Spendenbrettchen
Allen Spendern wurde aus dem Parkettboden der alten Schule ein Stück poliert und deren Name eingraviert. Diese Spendenbrettchen sind nun dekorativ an den Wänden des Saales angebracht!
Bürgermeister Peter Müller (Bild) beglückwünschte die Rötenbacher zu ihrem neuen Dorfmittelpunkt und dankte herzlich allen, die zum Gelingen beigetragen haben.
Hasers Einsatz
Raimund Haser (Bild) gratulierte den Rötenbachern zu ihrer bewundernswerten Gemeinschaftsanstrengung und ihrem Durchhaltewillen. Er erkannte von Anfang an den besonderen Stellenwert der Projektidee und unterstützte bereits als neu gewählter MdL das Vorhaben. In launigen Erinnerungen schilderte er seinen Einsatz. Schließlich gelang es ihm, die damalige Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch sich für die Idee zu interessieren. Der gemeinsame Besuch Rötenbachs war schließlich für die Staatssekretärin überzeugend. Gurr-Hirsch war auch sehr angetan von den Menschen hier und förderten so die anstehende Entscheidung. Mit ihrem Satz, „lieber eine Trauerfeier in Bad Waldsee als Fasnet in Heilbronn“, habe sie deutlich gemacht, dass das Anliegen bei ihr angekommen war, sagte Haser in Erinnerung an den Besuch der Staatssekretärin. 440.000 Euro konnten aus dem ELR-Topf locker gemacht werden für die Umgestaltung der alten Schule. „Ein guter Grundstein“, so Haser.
Das alte Sparbuch
Weitere Wort-Beiträge kamen unter anderem von der Vorsitzenden des ehemaligen Dorftreffs für Frauen in der ehemaligen Lehrerwohnung. Man habe noch ein altes Sparbuch gefunden mit mehr als 700 Euro. Das Sparkonto wurde aufgelöst und der gesamte Betrag zur Eröffnung als Geschenk überreicht.
Johannes Kempter zieht Bilanz
Johannes Kempter (Bild) vom Bauerntheater schloss in ihm typisch heiterer Weise die Redebeiträge. Er beschrieb die Einsätze, die Höhen und Tiefen und die nun entstandenen Möglichkeiten für die Vereine. Immerhin handelt es sich hier um ein Projekt in einer Höhe von weit über eine Million Euro, die zum erheblichen Teil von den Vereinen aufgebracht werden mussten und müssen. Zu den 19.000 Arbeitsstunden seien noch 450 Kilo Wurstsalat, 10 000 Leberkäswecken, 5000 belegte Brötchen, 3000 Liter Wasser und 5000 Liter „Hopfentee“, bilanzierte Kempter rückblickend.
Text und Fotos: Peter Lutz
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