Hans Sigg betreibt eine Schnupftabak-Manufaktur in Leutkirch
Leutkirch-Grimmelshofen – Er ist ein leidenschaftlicher Schnupfer, ein Schnupftabak-Hersteller mit Herzblut und eigenen Kreationen, und er hat einen kleinen privaten Schatz zu Hause: Einen Schrank voller Schnupftabak-Behältnissen, bis zu 120 Jahre alt. Ein Portrait von Hans Sigg mit bayrischen Wurzeln, viel Schnupf-Erfahrung und eigener Manufaktur bei sich zu Hause.
Schupftabakbehältnisse verschiedenster Art.
Als die Allgäuer Genussmanufaktur in Urlau 2019 eröffnet wurde, war er mit dabei als Schnupftabak-Hersteller. Seit zwei Jahren wohnt Hans Sigg mit seiner Frau Sabine Sigg in Grimmelshofen, Nähe Nannenbach, wo er seine ziemlich seltene Manufaktur betreibt. Das erste Schnupf-Erlebnis hatte er bereits im „Lausbubenalter“, als sein Onkel ihm eine Prise anbot. „I wollt itt blära, aber es war unangenehm und scharf“, lacht er heute darüber. In der Berufsschule hat der gelernte Zimmermann seine Lehrer schon zum Schnupfen animiert, später auch seine Bundeswehrkameraden, und so wuchs er ganz langsam in dieses Metier hinein.
“Schnupfa duad oifach guad”
„Schnupfen isch a ganz bsondres Erlebnis. Es macht die Nase und den Kopf freier und duat oifach guad“, sagt der gebürtige Immenstädter, der in Weitnau aufgewachsen ist und dort später als Zimmerer gearbeitet hat. Mit großer Begeisterung zeigt er seinen kleinen Schatz: Einen Schrank mit allerhand Schnupftabak-Behältnissen, darunter echte Kostbarkeiten für Sammler. Die älteste Dose ist gut 120 Jahre alt, aber auch Vor- und Nachkriegsmodelle finden sich viele. Sogar eine kleine Glasflasche aus China ist dabei, auch geschnitzte Holzdöschen, Fläschchen aus ganz Deutschland mit Sammlerwert.
Neben dem Museums-Schrank hat er seine Schnupftabakmaschinen in einer Vitrine und natürlich Schnupftücher im Standard-Maß 55 x 55 cm, in verschiedenen Farben. Wer sich ausstatten oder nur mal informieren will, findet alles bei Hans Sigg, auch eigene Kreationen wie „Grias Di, Senn“ mit feiner Kirsch-Note, eine Zirbenpris´ oder die Brennesselmischung, alle ohne Menthol, wie es bei handelsüblichen Sorten der Fall ist.
Schneuztücher für Schnupfer.
Schnupfen sei Kulturgut, meint Hans Sigg, und es dürfe nicht verlorengehen. Vorbild ist ihm unter anderen die Firma Bernard, die es von 1733 bis genau 2024 in der Nähe von Regensburg gegeben hat. Sie hat die bekannte Marke „Schmalzlerfranzl“ herausgebracht, bestens bekannt, nicht nur bayernweit. Vor 1945 waren es noch rund 300 Mitarbeiter, doch der Bedarf ging immer mehr zurück und letztendlich bedeuteten dieses Jahr neue EU-Gesetze das Aus für den renommierten Schnupftabak-Hersteller.
Schmalzlerfranzl-Plakat der Firma Bernard, Regensburg.
Brasilianische Tabakblätter werden fermentiert
„Durch meine Tätigkeit im Snuff-Store in Kempten von 2009 bis 20024 hab ich gute Kontakte zur Firma Bernard knüpfen können, wir haben Betriebsbesichtigungen gemacht und waren alle immer begeistert“, erinnert sich Hans Sigg an diese schöne Zeit. Im Snuff-Store hat er aufgehört, und sich in Grimmelshofen eine neue Existenz aufgebaut. Hier stellt er selber den Schnupftabak aus brasilianischen Tabakblättern her, die er bei einer bestimmten Temperatur und Zeit fermentieren lässt. Das ganze Geheimnis wird natürlich nicht verraten. Seine geliebte Ehefrau ist seine „End-Verkosterin“, eine Frau aus Gebrazhofen, die seine Liebe zum Schnupfen teilt.
Brasilianische Tabakblätter werden fermentiert.
„Wichtig ist mir das Regionale, das Selbstgemachte aus Zutaten aus der Region. Das Beste ist, wenn man regionale Zutaten verwenden kann, betont Hans Sigg, der auch begeisterter Heavy-metal-Fan ist. Bei einschlägigen Festivals ist er mit seinem Stand dabei, wie beim Rock am Schilf in Nannenbach und beim AAARGH-Festival in Uttenhofen. Man findet sein Angebot auch bei Musikfesten in der Region oder beim beliebten Büffelfest in Gebrazhofen. Ansonsten liefert er seine Produkte an den Einzelhandel und ist weitherum der einzige Schnupftabak-Hersteller.
Wichtig ist Hans Sigg auch die Frische-Garantie seiner Schnupftabaksorten, die 6 bis 7 Monate beträgt. Seit Kurzem hat er auch ein besonderes Holzgefäß mit Schraubverschluss für Schnupftabak, die ihm ein Mann aus Rohrdorf handgemacht liefert. „Ich hoffe, dass uns diese Kultur erhalten bleibt, dass es wieder mehr Schnupf-Freunde gibt und ich meine Manufaktur halten kann“, meint Hans Sigg und freut sich auf Besucher in seinem Geschäft in Grimmelshofen. www.schnupftabakmanufaktur.de
Text und Fotos: Carmen Notz
Rechts hölzerne Schnupftabak-Behältnisse aus hiesiger Produktion.