Skip to main content
ANZEIGE
Diskussion über Energieversorgung in der Region am 25. September im „Bock“-Saal

„Die ganze Stadt Leutkirch locker heizen”



Foto: Julian Aicher
Diskussion über Energie-Fragen. Am Tisch saßen (von links nach rechts): Stefan Kesenheimer (IHK), Michael Maier (Milei), Gottfried Härle (Moderator), Siegfried Sgier (Myonic). Text / Fotos: Julian Aicher

Leutkirch – Wäre es möglich, Leutkirchs Kernstadt (ohne Ortschaften) mit der Milei-Abwärme aus Adrazhofen komplett zu beheizen? Zumindest mit 25 Grad Celsius. Diese Vorstellung ließe sich durchaus in Wirklichkeit verwandeln, sagte Adrazhofens Milei-Chef Michael Maier am 25. September im „Bock“-Saal. Dorthin waren rund 40 Interessierte der Einladung des Energiebündnisses und anderer Veranstalter gefolgt.

Nachdem IHK-Mann Stefan Kesenheimer (links, mit Gottfried) einen Eingangsvortrag gehalten hatte, schilderten Unternehmer auf dem Podium im Bocksaal ihre energetischen Bemühungen.

ANZEIGE

„Stromversorgung in der Region”. So der Titel des Abends. Was bedeutet das konkret? Stefan Kesenheimer von der Industrie- und Handelskammer (IHK) erläuterte das zunächst in einem Impulsvortrag. Kesenheimer grundsätzlich: „Wir müssen von einem Energiesystem reden.” Also von einem Netzwerk aus Kabeln, Leitungen und Energiequellen wie Gas, Holz und Strom.

„Wir brauchen die Erneuerbaren Energien schnell”

Das Angebot heimisch hergestellter elektrischer Kilowattstunden habe sich seit Abschaltung aller Atomkraftwerke „verringert”. Allerdings: „In der Gesamtheit heißt das nicht, dass wir zu wenig Strom haben.” Seither fließe davon dann mehr aus dem Ausland. Allerdings steige die Strom-Nachfrage stark. Daher seien mehr landeseigene Kraftquellen anzuzapfen. IHK-Mann Kesenheimer: „Wir brauchen die Erneuerbaren Energien schnell.”

Kesenheimer forderte dabei auch einen hurtigeren Netzausbau. Von etwa 10.000 notwendigen Kabel-Kilometern seien gerade mal 2000 in Deutschland verlegt. Tempo fordert Stefan Kesenheimer da vor allem für Baden-Württemberg. Der Südwesten habe zwar „schon immer als Importland” gegolten, brauche aber in Zukunft 60 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr – statt 20 Milliarden heute.

Stefan Kesenheimer fasste seine Ausführungen zum Strom in sieben Punkten zusammen.
Erstens: ein schneller Netzausbau.
Zweitens: mehr klimafreundliche Kraftwerke – und damit vor allem deutlich höhere Erträge aus Erneuerbaren Energien. Dieser Ausbau komme „hoffentlich voran”.
Drittens: schnellere Genehmigungsverfahren.
Viertens: wesentliche Vereinfachung besonders beim Ausbau von Sonnenstromkraftwerken.
Fünftens: „Quartierslösungen” – also einfache Stromlieferungen vom Kraftwerk auch über die Straße zur Nachbarschaft.
Sechstens: stabilere Förderpolitik – mehr Verlässlichkeit.
Siebtens: weniger „Dokumentationsaufwand”. Dazu Stromfachmann Stefan Kesenheimer: „Ich habe neulich Formulare angeschaut – ich bin nicht mitgekommen.”

ANZEIGE

Elekrolyseure im Altdorfer Wald? 

Zum genannten Energiesystem zählte IHK-Mann Kesenheimer auch Gas. Nicht zuletzt Wasserstoff. Dieser werde aus Ulm Richtung Lindau kommen. Dabei sei nicht rasch zu erwarten, „dass die Haushalte angeschlossen werden”. Falls ja, dann schon eher mehrere Gebäude in „Quartierslösungen”. Außerdem lasse sich Wasserstoff „auch hier dezentral erzeugen”. Zum Beispiel im Wasserstoffwerk Aitrach.

Gefragt, wie er den Ausbau der Windkraft zwischen Bodensee, Donau und Iller bewerte, wies Kesenheimer auf die Arbeiten des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben. „Mehr geht nicht”, meinte er. Bei der anschließenden Fragerunde schilderte ein Biogasbauer aus Bad Wurzach seine Eindrücke von Gesprächen mit dem Bundeswirtschaftsministerium. Dort herrschten „zwei Drittel Ideologie und ein Drittel Sachverstand” vor. 

Gefragt, was er davon halte, dass hierzulande Erneuerbare-Energie-Kraftwerke zerstört oder blockiert werden, antwortete IHK-Mann Kesenheimer: „nichts”. Zu nahen Wasserkraftanlagen erklärte er: „Solche braucht man”. Und zwar zur „sicheren Stromversorgung”. 

Elektrolyseure erzeugen mit Strom Gas. Also auch mit Elektrizität aus erneuerbaren Energiequellen. Auf die Frage Gottfried Härles, ob sich Kesenheimer Elektrolyseure nahe der geplanten Windtürme im Altdorfer Wald vorstellen könne, antwortete Kesenheimer: Elektrolyseure gelten rechtlich als „Störfallanlagen”. Und er glaube nicht, dass dafür am oder im Altdorfer Wald Flächen freigegeben werden würden.

Gottfried Härle fragte nochmal nach Nutzungsmöglichkeiten von Windkraftwerken. Diesmal von denen, die offenbar im „Ringleswald” zwischen Ottmannshofen und Rotis stehen sollen. Diesmal antwortete Michael Maier. Er dient der Milei in Adrazhofen als Betriebsleiter. Dabei sei er während der letzten Jahre auf Energie-Fragen „wie die Jungfrau zum Kind” gekommen. Inzwischen habe Maier gelernt: „Sich hinzusetzen an den Schreibtisch und ein Konzept zu entwicklen – das funktioniert heute nicht mehr”. Dagegen eher schon Ideen „wie Puzzleteile hin und her zu schieben”. Etwa mit Überlegungen zu einer denkbaren Biogasanlage. Um den  gesamten Milei-Wärmebedarf mit Holz-Hackschnitzeln herstellen zu wollen, müsste ein Prozent der Wälder Baden-Württembergs umgesägt werden. Hergefahren mit 40 LWK pro Tag. Dann schon lieber Biogas. Bereits bisher entstehe bei Milei eine Menge Abwärme. Mit bis zu 25 Grad plus. Maier: „Damit können wir die ganze Stadt Leutkirch locker heizen.” Zumindest deren Kern – ohne Ortschaften. Oberbürgermeister Henle zeige sich da schon recht interessiert und mühe sich „sehr aktiv” darum.

„Dass wir klimaneutral werden wollen”, scheint für Siegfried Sgier von Myonic ausgemacht. Die Firma decke ihren Strombedarf „zu 100 Prozent aus Wasserkraft”. Sgier hofft, dass das Unternehmen noch im Oktober an das neue Fernwärmenetz Leutkirchs angeschlossen wird. Dann verursache die Heizung bei Mynoic „90 % weniger Treibhausgase”. Wenig Einfluss habe der Betrieb dagegen auf den Berufsverkehr seiner Beschäftigten. Immerhin 40 % der Luftbelastungen bei Myonic. Sgier: „Sie werden bei uns keinen dazu kriegen, dass er mit dem Zug zu uns herfährt.” Denn der Bahnhof Leutkirch liege vom Firmensitz nahe „Kaufmarkt” zu weit entfernt.

„Mehr Tempo, weniger Bürokratie”

Wie lässt sich also die Stromversorgung im schwäbischen Oberland „klimaneutral” und sicher bewerkstelligen? Gottfried Härle als Moderator des Abends benannte die wichtigsten Wegmarken dorthin so: „Mehr Tempo, weniger Bürokratie.”
Text und Fotos: Julian Aicher

ANZEIGE

Etwa 40 Interessierte befassten sich mit dem Thema „Stromversorgung in der Region”.


NEUESTE BEITRÄGE

Leutkirch
Am Freitag, 29. November

Gemütliche Führung rund um das Leutkircher Weihnachtsdorf

Leutkirch – Die Leutkircher Touristinfo bietet in diesem Jahr eine Führung zum Weihnachtsmarkt am Freitag, 29. November, um 17.00 Uhr an. Besucher, Gäste und Interessierte sind herzlich eingeladen, sich auf einem eineinhalbstündigen Spaziergang von der Geschichte Leutkirchs und ihrer historischen Gebäude inspirieren zu lassen und Wissenswertes übers Städtle zu erfahren.
„Hoffentlich!“ – das war das Motto

Konfirmanden gestalteten Buß- und Bettagsgottesdienst

Leutkirch/Aitrach/Kißlegg – Mittlerweile ist es zu einer schönen Tradition geworden, dass die Konfirmanden der Verbundkirchengemeinde Leutkirch-Aitrach-Kißlegg miteinander den Gottesdienst an Buß- und Bettag in der Leutkircher Dreifaltigkeitskirche gestalten. Das hat sich auch schon im Distrikt Allgäu herumgesprochen – zum Gottesdienst am 20. November kamen nicht nur Menschen aus unserem Verbund, sondern etwa auch die Konfirmanden aus Alttann und Bad Wurzach als Besucher.
Am Donnerstag, 28. November

Sitzung des Ortschaftsrates Diepoldshofen

Diepoldshofen – Öffentliche Einladung zur Sitzung des Ortschaftsrates Diepoldshofen am Donnerstag, 28. November, um 20.00 Uhr im BHD Bürgerhaus Diepoldshofen, Zur Brunnenstube 18, „Sitzungsraum“ (Zutritt über Eingang Ortsverwaltung). Nachstehend die Tagesordnung:
Kommentar erntet Widerspruch

OB Henle: „Wir sind in der Solarbundesliga beim PV-Strom vorne dabei“

Leutkirch (dbsz) – Der Kommentar unseres Reporters „Da geht noch was“ (DBSZ vom 20.11.) erfährt Widerspruch. Julian Aicher hatte kritisiert, dass der in der Großen Kreisstadt Leutkirch verbrauchte Strom nur zu einem Teil regenerativ erzeugt werde; im Vergleich zu Nachbargemeinden habe Leutkirch „noch Luft nach oben“. Das lässt der OB so nicht stehen und verweist auf die Erfolge der Großen Kreisstadt beim European Energy Award (EEA).
Wirtschaftsmagazin „Capital“ stuft Härle-Geschäftsführerin unter „Top 40 unter 40“ ein

Hochrangige Auszeichnung für Esther Straub

Leutkirch – Die Brauerei Clemens Härle freut sich, bekanntzugeben, dass Esther Straub, die die Brauerei neben Gottfried Härle in fünfter Generationen leitet, von dem renommierten Wirtschaftsmagazin Capital in die Liste der „Top 40 unter 40“ aufgenommen wurde. Die Auszeichnung würdigt junge Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, die mit innovativen Ansätzen und nachhaltigen Strategien ihre Branchen prägen.

MEISTGELESEN

Leutkirch
Hauerzer Bürger machen Druck wegen der Hochwasser-Problematik

Bau eines Dammes gefordert

Hauerz – Für Montagabend, 18. November, ab 19.00 Uhr steht sie im Kalender: die nächste Gemeinderatssitzung der Stadt Bad Wurzach im Haus „Maria Rosengarten“. Dort geht es unter anderem um das „Starkregenrisikomanagement”. Konkret: um „Starkregengefahrenkarten” für die Gemeinde. Dass darauf ein Dorf auf jeden Fall stehen muss, gilt dort jetzt schon als ausgemacht: Hauerz. Beschwerden aus dessen Bevölkerung häufen sich. 
Leserbrief

„Dann gilt rechts vor links“

Zum Kommentar „Hastig und hochmütig“ (DBSZ vom 16. November)
von Rita Schnitzler
veröffentlicht am 20. November 2024
Kommentar

Die Bürger vor Schaden bewahren

An den 3. August 2021 werden in Ellwangen noch viele jahrelang denken. Da ging in und um den Teilort von Rot an der Rot heftig Regen nieder. Und zwar so reichlich, dass das Dorf teils bis zu über einem Meter unter Wasser stand. Ein Mann, der dort lebte, entkam dem treibenden Nass nicht mehr. Er ertrank.
von Julian Aicher
veröffentlicht am 18. November 2024
Wirtschaftsmagazin „Capital“ stuft Härle-Geschäftsführerin unter „Top 40 unter 40“ ein

Hochrangige Auszeichnung für Esther Straub

Leutkirch – Die Brauerei Clemens Härle freut sich, bekanntzugeben, dass Esther Straub, die die Brauerei neben Gottfried Härle in fünfter Generationen leitet, von dem renommierten Wirtschaftsmagazin Capital in die Liste der „Top 40 unter 40“ aufgenommen wurde. Die Auszeichnung würdigt junge Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, die mit innovativen Ansätzen und nachhaltigen Strategien ihre Branchen prägen.
Kommentar

Hastig und hochmütig

Die Ampel ist zwar ausgeschaltet. Aber wir haben nach wie vor eine rot-grün-gelbe Mehrheit im Bundestag; der kann noch bis zum letzten Sitzungstag der ablaufenden Legislaturperiode Gesetze beschließen – also bis Anfang, Mitte Februar.  
von Gerhard Reischmann
veröffentlicht am 16. November 2024

TOP-THEMEN

Leutkirch
Leutkirch – Die Brauerei Clemens Härle freut sich, bekanntzugeben, dass Esther Straub, die die Brauerei neben Gottfri…
Leutkirch – In einem feierlichen Rahmen ehrte die Stadt Leutkirch am 14. November im Schwörsaal 49 engagierte Bürgeri…
Die Ampel ist zwar ausgeschaltet. Aber wir haben nach wie vor eine rot-grün-gelbe Mehrheit im Bundestag; der kann noc…

Einzelhandel, Dienstleistungen und Handwerk in Allgäu-Oberschwaben

VERANSTALTUNGEN

Bad Wurzach