Musikkapelle Reute-Gaisbeuren feierte 150-jähriges Bestehen
Reute-Gaisbeuren – Mit vereinten Kräften stellte der Musikverein Reute-Gaisbeuren am 21. und 22. September ein Festprogramm auf die Beine, das allen Aktiven und Passiven unglaublichen Einsatz abverlangte. Die pfiffig präparierte Durlesbachhalle war Schauplatz zweier völlig verschiedener Events. Am Samstag war Party mit „2-Takt Brass“ unter Leitung des Reuteners Patrick Lang, einer Formation mit Musikern aus dem Schussental und dem Allgäu und mit DJ Max Waibel aus Osterhofen angesagt. Am Sonntag wurde das Jubiläum mit zehn befreundeten Musikvereinen zünftig gefeiert, unter anderem auch mit der mit Reute-Gaisbeuren seit langem eng verbundenen Harmoniemusik aus Eschen im Fürstentum Liechtenstein.
Perfekter Partysound
Bereits ab 19.00 Uhr am Samstagabend heizte DJ Max Waibel mit hochprofessionellem Soundmischequipment ein. Rhythmus und vibrierende Bässe brachten die Halle ins Schwingen. Erst nach und nach strömte das jugendliche Publikum aus nah und fern ein. Teils mittanzend, teils bei Cocktails oder anderen Getränken aus zwei Bars die Musik genießend, hatten die Besucher bei perfektem Partysound sichtlich großen Spaß. Fast drei Stunden ohne Pause begeisterte der DJ seine Fans, um dann auf der Bühne für den „2-Takt-Brass“ Platz zu machen.
Eine kurze Nacht
Die Brasser traten mit Tuba, Flügelhorn, Trompete, Posaune, Schlagzeug und mit dem einzigen „Holzer“ am Sax auf. Alle ihre Instrumente waren mit Mikro ausgestattet, so dass der bisherige Partysound weiter zu fühlen war. Die Gesangsrolle blieb Lara Engler vorbehalten. Die Live-Band, selbst in dauernder Bewegung, steckte die inzwischen zahlreichen jungen Gäste schnell an und sorgte für ausgelassene Stimmung. Erst gegen zwei Uhr wurden Mischpulte und Lautsprecher der beiden Gruppen abgeschaltet. Danach galt es, die Halle komplett zu reinigen, Biergarnituren aufzustellen und zu dekorieren, damit das Fest am folgenden Morgen mit ökumenischem Gottesdienst fortgesetzt werden konnte. So kam mancher Aktive des Vereins erst zwischen 4.00 und 5.00 Uhr morgens viel zu kurz ins Bett.
Der Sonntag begann mit einem ökumenischen Gottesdienst
Am Sonntag hatte auf der Bühne die Musikkapelle Reute-Gaisbeuren in Uniform Platz genommen, um unter Leitung ihres Vizedirigenten Martin Rebmann den ökumenischen Gottesdienst zu begleiten. Zelebrantinnen waren Pfarrerin Birgit Oehme und Gemeindereferentin Kathrin Bohnenberger. Pfarrerin Oehme hieß alle willkommen zum besonderen Gottesdienst ganz im Zeichen der Musik und gratulierte der Musikkapelle im Namen der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden zum 150-jährigen Bestehen. Sie begrüßte Aktive und Passive des Vereins, insbesondere die Vorstände Anja Rebmann, Rainer Möslang, Matthias Heine und Vizedirigent Martin Rebmann sowie Irmgard Jacob stellvertretend für die Ortschaft (Ortsvorsteher und OB waren anderweitig gebunden), Vertreter der örtlichen Vereine und die befreundeten Musiker. Sie dankte allen, die sich seit Jahrzehnten vor Ort für ein Leben in Gemeinschaft eingesetzt und so zum Wohl aller beitragen haben, aber der Dank gehe heute auch an unseren Gott. Er hat uns schließlich die Freude an der Musik als Schöpfungsgabe geschenkt. Diesem unserem Gott wollen wir danken und ihm zu Ehren wollen wir musizieren, singen und beten. Oehme las aus Psalm 150, in dem Gott bekanntlich für seine Taten mit Psalter, Harfen, Pauken, Saiten, Pfeifen und Zimbeln gelobt wird. Kathrin Bohnenberger las aus dem Markus-Evangelium, wo Jesus den Simon, Andreas, Jakobus und Johannes am See Genezaret zu Menschenfischern machte. In der Predigt ging Oehme auf das Gemeinsame beim Musizieren ein, das Freude und tolles Erleben als Teil eines großen Ganzen bereite und alle Altersklassen miteinander verbinde. Musizieren könne angesichts von Leid, Katastrophen, Vertreibung und Krieg ein Aufatmen in Gegenwart Gottes bedeuten. Die Zelebrantinnen trugen je zwei Fürbitten vor. Mit dem allen vertrauten Lied „Großer Gott, wir loben dich“ endete die ökumenische Morgenfeier. Die anschließende Kollekte galt der Solidarischen Gemeinde für eine Weihnachtsfeier mit einsamen Menschen.
Beim Frühschoppen spielte der Musikverein Molpertshaus auf
Den nun folgenden Frühschoppen gestaltete der Musikverein Molpertshaus in bekannt unterhaltsamer Weise unter souveräner Leitung Natalie Kiekopfs. Ihr Conferencier moderierte heiter nach dem Motto „Ein Tag mit Freunden“. Stellvertretend für alle anwesenden Musikvereine bat er den Präsidenten der Harmoniemusik Eschen Matthias Marxer auf die Bühne und stellte ihn unter dem Jubel aller Musiker aus dem Fürstentum vor. Marxer musste/durfte natürlich auch dirigieren und zwar den Wiesnhit „Ein Prosit der Gemütlichkeit“. Anschließend begrüßte Matthias Heine die inzwischen vollzählig anwesenden Musikvereine, also die Freunde, mit denen man gemeinsam feiern wolle. Der Höhepunkt der Jubiläumsfeier stand nach dem Mittagessen an, ein Sternmarsch aller zehn befreundeten Musikvereine unter freiem Himmel – und das bei Kaiserwetter!
Der Sternmarsch
Musikalisch eröffnet wurde der Sternmarsch vom Fanfarenzug Reute unter Leitung des ersten Zugführers Peter Leins. Matthias Heine kündigte jeden ankommenden Verein mit Bemerkungen zu den gewachsenen Verbindungen mit der eigenen Musikkapelle an. Die mit klingendem Spiel ankommenden Vereine waren: Harmoniemusik Eschen, Musikverein Bergatreute, Musikverein Michelwinnaden, Musikverein Tannhausen, Musikverein Baindt (den einst der Vater Siegfried Frommelts parallel zum damaligen Reutener Verein dirigierte), Musikverein Haisterkirch, Musikverein Alttann, Musikverein Berg und der Musikverein Molpertshaus. Der Musikverein Fronhofen bereitete sich unterdessen im Festzelt auf sein Konzertieren dort vor und nahm die hereinkommenden Vereine musikalsch in Empfang.
Namhafte Ehrengäste
Jeder Verein nahm Aufstellung vor der am Reutener „Esslinger“ errichteten Ehrentribüne, auf der prominente Gäste und die Organisatoren standen: Axel Müller MdB, Petra Krebs MdL, Raimund Haser MdL, Blasmusikkreisdirigent Markus Frankenhauser, der stellvertretende Vorsitzende des Blasmusikkreisverbands Klaus Wachter, darüber hinaus waren auch die ehemaligen Kreisvorsitzenden des Kreisverbands Josef Mütz und Reinhard Koppers sowie der langjährige Dirigent der Reute-Gaisbeurer Siegfried Frommelt und vier musikbegeisterte Ordensfrauen unter Führung ihrer Generaloberin zu Gast!
Petra Krebs betonte in ihrem Grußwort den hohen Stellenwert des ehrenamtlichen Engagements und das durch Musik Verbindende zwischen Jung und Alt. Sie selbst habe auf Wunsch ihrer Mutter als Einzelmusikerin das Orgelspiel erlernt und wisse von ihrem Bruder, der aktiver Tubist ist, wie lang und mühevoll der Weg in Ensembles ist. Axel Müller gratulierte herzlich zum Jubiläum und meinte, eine Ortschaft wie Reute-Gaisbeuren dürfe stolz sein auf das so vorbildliche Wirken der Musikkapelle. Er überbrachte die besten Grüße und Glückwünsche des Landesvorsitzenden der Blasmusikverbände Guido Wolf an die hier versammelten Blasmusiker. Er überbrachte auch die Grüße und guten Wünsche des Landtagsabgeordneten Raimund Haser, der wegen eines anderen Termins bereits zur Mittagszeit das Fest verlassen musste. Zugleich versprach er, sich für längst überfällige Erleichterungen einzusetzen wie beispielsweise Erhöhung der Ehrenamtspauschale, Bürokratieabbau bei GEMA-Vorschriften, beim Feiern von Festen oder bei Ausflügen. Er erinnerte auch an den leider verstorbenen hochgeschätzten Eschener Freund Anton Gerner. Auch Müller selbst ist der Meinung, dass aus gemeinsamer Musik Hoffnung und Zusammenhalt nach Krisen geschöpft werden können und schloss seine Ansprache mit den Worten: „Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an.“
Klaus Wachter schließlich hob am Tag mit Freunden den besonderen Stellenwert des Musikschaffens gerade in unserem Landkreis hervor. Immerhin gebe es im Kreis etwa 9000 Musikschaffende. Er lobte den Mut und das Engagement auch seines Vereins in der Kulturlandschaft Oberschwaben.
Der Gesamtchor
Nach den Grußworten wurden die angetretenen Musikvereine zum Musikantengruß aufgerufen: „Instrumente oben!“ Danach mussten sämtliche Musiker beweisen, dass sie hier auch spontan eine imponierende La-Ola-Welle vorzuführen in der Lage sind, was natürlich funktionierte. Nun war wieder Musik an der Reihe: Zuerst dirigierte Markus Frankenhauser den angetretenen Gesamtchor mit dem Titel „Laridah-Marsch“. Klaus Wachter dirigierte das Stück „Wir Musikanten“ und Martin Rebmann das „Lied der Deutschen“, in das auch die zahlreichen Gäste einstimmten.
Der Fahneneinmarsch
Es folgte der Fahneneinmarsch aller Vereine zurück in die Halle, wobei es beim Einmarsch der örtlichen Kapelle Konfettiregen als Geburtstagsgruß gab. In der Halle hatten mittlerweile die Fronhofener auf der Bühne Platz genommen und unterhielten die Gäste bei Kaffee und Kuchen mit populärer Blasmusikliteratur. Ab nun wurde ausgelassen gefeiert und viele hielt es nicht mehr auf den Bänken, man stand auf den Bänken und genoss den gelungenen Tag mit Freunden in vollen Zügen.
Peter Lutz
Viele Bilder in dem Beitrag „Bilder vom großen Jubiläum“, zu finden unter der Rubrik „Lesen Sie hierzu auch …“