Die Bürger werden getäuscht
Zur Diskussion um Windkraft
Mit viel Akribie ist der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben (RVBO) seinem Auftrag von hoher politischer Stelle zur Ausweisung von 2 % der Fläche in unserer Region für den Bau von Windanlagen (1,8%) und Freiflächen-Photovoltaik (0,2%) nachgekommen. Mit Unterstützung von Marketingagenturen wird derzeit in den Gemeindesälen unserer Region um breite Zustimmung zum Ergebnis geworben. Denn die Inkraftsetzung des Planes muss jetzt schnell geschehen, damit der Region vor Ort wenigstens ein demokratisches Mitspracherecht bleibt. Ansonsten hat das Habeck-Ministerium über ein „Ermächtigungsgesetz“ festgeschrieben, dass bei fehlender Regionalplanung grundsätzlich überall 300 m hohe Windgiganten oder große Solarfelder gebaut werden können. Der Haken: Mit der Ausweisung von 2 % der Landesfläche wird uns Bürgern von Politik und Behörden vorgetäuscht, dass wir so einen großen Schritt zur Klimaneutralität machen, etwas Gutes tun und unser Klima-Gewissen beruhigen können. Das soll die Akzeptanz beim betroffenen Bürger in der Region fördern.
Schnell nachgerechnet die Wahrheit
Auf 1,8 % der Fläche von Baden-Württemberg lässt sich mit Wind der Strom von 1,5 Kernkraftwerken gewinnen und auf 0,2 % der Fläche von Baden-Württemberg lässt sich mit Freiflächen-Photovoltaik der Strom von 0,75 Kernkraftwerken gewinnen (siehe die beiden beigefügten Schaubilder). Da Wind und Sonne keinen verlässlichen Strom liefern, müssen zusätzlich noch Gaskraftwerke gebaut werden mit gleicher Leistung (aber CO2-Emissionen), um den unzuverlässigen Wind- und Sonnen-Strom zu gesichertem Strom mit erheblichen Zusatzkosten zu veredeln (später soll die Speichertechnik über Elektrolyse zu Wasserstoff die Gasversorgung übernehmen). Mit dem geplanten 2-%-Ausbauprogramm holen wir somit nur das nach, was wir mit dem Abschalten von zwei Kernkraftwerken an CO2-freiem Strom verloren haben. Für das Klima haben wir dann noch nichts getan.
Mit dem ausgerufenen Ziel einer CO2-freien Energieversorgung ist das 2-%-Flächenziel eine
Täuschung: Denn entweder belassen wir es bei den 2 % und bewirken damit unter dem Strich nichts für das Klima oder die 2 % sind nur der Einstieg in die flächendeckende Industrialisierung mit 300 m hohen Schwachwindanlagen und vielen Solarfeldern in unserer Heimat, mit einer viel größeren
erforderlichen Flächenbelegung als 2 %, wo am Ende für Mensch, Tier, Natur und Landschaftserleben
kein Platz mehr bleibt. Und diese großflächige Zerstörung unserer Natur- und Lebensräume
verschweigt man dem Bürger.
Mit beigefügtem Schreiben vom 2. August 2023 habe ich den verantwortlichen Vertretern unserer Region in Behörden und Politik ihr Mitwirken bei dieser Täuschung vorgeworfen, leider ohne Reaktion.
Wenn man noch etwas Zivilcourage hat, so muss man sich doch in verantwortlicher Stelle einem
derartigen Vorwurf stellen. Es kann doch nicht schwer sein, mit Sachargumenten den von mir
geschilderten Vorwurf entweder zu entkräften oder einzugestehen, dass der Vorwurf der Täuschung
von uns Bürgern berechtigt ist.
Dr. Wolfgang Hübner, Bad Wurzach
Anlagen:
– Berechnung für 1,8 % Flächenbelegung mit Wind.
– Berechnung für 0,2 % Flächenbelegung mit Solar.
– Schreiben vom 2.8.23 an die Verantwortungsträger unserer Region