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Bad Waldsees Multi-Künstler zum 90.

Museums- und Heimatverein feierte René Auer



Foto: Peter lutz
Das Ehepaar Auer studiert den Text von Barnys Kanon.

Bad Waldsee – Am 16. August lud der Museums- und Heimatverein Bad Waldsee seine Mitglieder zu einer Feier zu Ehren seines Mitglieds René Auer ein. Auer durfte vergangenen Juli seinen 90. Geburtstag bei bester Gesundheit und ungebrochener Schaffenskraft feiern. Die zahlreich erschienenen Gäste füllten die Pfeilerhalle im Kornhaus bis auf den letzten Platz.

Brigitte Hecht-Lang (Bild), stellvertretende Vorsitzende des Vereins, begrüßte einige Prominente, unter ihnen Bürgermeisterin Monika Ludy, die Erste Bürgermeistervertreterin Sonja Wild, Alt-MdL Helmut Kiefl mit Gattin, die Pfarrer Bucher und Bertl, ehemalige und amtierende Stadträte und Ortsvorsteher, den Ehrenvorsitzenden Roland Schneider mit Gattin und das Saitenmusikensemble „Salteris“. Sie erinnerte daran, dass gerade heute auch der 83. Geburtstag des unermüdlichen „Kümmerers“ des Museums, Klaus Neher, hätte gefeiert werden können. Leider verstarb er vor wenigen Tagen völlig unerwartet und hinterlasse eine riesige Lücke im Verein. Der heute (16.8.) zu feiernde Jubilar René Auer sei seit 1983 Mitglied des Vereins, mit ihm eng verbunden und habe immer wieder gestaltend mitgewirkt.

Blick in die vollbesetzte Pfeilerhalle des Waldseer Kornhauses.

„Ein Ausnahmetalent“

Bürgermeisterin Monika Ludy (Bild) sprach ein Grußwort stellvertretend für den urlaubenden Oberbürgermeister Matthias Henne. Sie zählte die verschiedenen Rollen und Kompetenzen des Jubilars auf: Maler, Künstler, Grafikdesigner, Bildhauer, Airbrusher, Schauspieler, Zauberer, Turner, Karikaturist, sogar Surfer und vieles mehr. So vieles in Bad Waldsee erinnere an ihn und präge die Stadt. Als Beispiel nannte sie den Federlebrunnen, der von Kindern gerne erklommen werde, und den Waldsee-Schirm, Verkaufsschlager der Stadt, der selbst einen Regentag bunt erscheinen lasse. Auer habe bekanntlich auch die Gestaltung der neu geschaffenen Bürgermedaille der Großen Kreisstadt übernommen. Erster Träger dieser Auszeichnung ist René Auer selbst – seit Anfang 2023. Ludy nannte Auer liebevoll, heimatverbunden und ein Ausnahmetalent, was auch für Ehefrau Gertrud gelte, die ihn von Anfang an tatkräftig unterstützt und inspiriert habe. Die Stadt dürfe stolz auf das Ehepaar sein, das innerhalb nur eines Jahres Diamantene Hochzeit und ihre 90. Geburtstage feiern durfte. Ludy wünschte beiden weiterhin beste Gesundheit und dankte dem Museumsverein für die würdige Ausrichtung des 90. Geburtstags des Künstlers.

Die drei Musikwünsche des Jubilars

Die Salteris trugen anschließend drei Musiktitel nach den Wünschen des Jubilars vor: „Oh, mein Papa“, den Waldseer Narrenmarsch und „Auf der Schwäbsche Eisebahna“.

Barny Bitterwolf führt Geburtstagskanon an

Barny Bitterwolf übernahm nun die Moderation. Zunächst wurde ein bis dato unbekanntes Geburtstagslied mit dem Publikum einstudiert, der Kanon „Geburtstag ist ein großes Fest“, der dann von allen Besuchern vierstimmig gesungen wurde.

René erinnert an seinen Vater Sepp Auer

Barny interviewte zunächst Auer, der erklären musste, warum gerade diese Lieder gewählt wurden. „Mein Papa, der Sepp Auer, war Maler und Posaunist im damaligen Kurorchester.” Er hat ihm wohl einiges mitgegeben und schließlich habe er auch den Fasnetstrauergesang ,Oh jerum, die Fasnet hot a Loch‘ hier eingeführt.“ In dem Interview wurde deutlich, was René Auer alles zur Waldseer Fasnet beigetragen hat, wie auf der Fahne, beim Federlebrunnen oder bei Faselhannes und Narro zu sehen sei. Und als Mitglied des Bähnlevereins-Durlesbach hat er das Denkmal am Originalbahnhof im Auftrag von Alfons Walz gestaltet.

Barny fragte natürlich auch nach dem Kennenlernen des späteren Ehepaars Auer. Der Jubilar dazu: Er und sein Stuttgarter Kumpel hätten beim Rundgang um den Stadtsee zwei ebenfalls spazierende Freundinnen getroffen, mit denen man schließlich ins Café ging. Dort habe der Freund mit Gertruds Freundin unter dem Tisch „gefußelt“, worauf er mit Gertrud „gehandelt“ habe und sie sich schließlich eingehandelt habe, sein späteres „Muckelefu“.

Drei Wegbegleiter

Als nächste waren drei wichtige Wegbegleiter des Jubilars an der Reihe, zuerst Vetter Wolfgang Lachmann (Bild, Mitte). Der erinnerte sich an Renés turnerische Leistungen wie seine atemberaubenden Übungen am Barren, am Pferd  und Reck, womit er natürlich auch die Bewunderung der weiblichen Fans genießen konnte. Auch ein erster Atelierbesuch gehöre zu den frühesten Erinnerungen des deutlich jüngeren Vetters Wolfgang. Auch Wolfgang ist sicher, René habe insbesondere seine Vielseitigkeit vom Vater Sepp geerbt. Natürlich musste noch eine – tierische – Anekdote zu Gehör kommen. Im Haus der Auers lebte bis ins höchste Katzenalter die Minka. Leider hatte sie am Ende ihrer Tage nur noch einen einzigen Zahn. Dennoch brachte Minka eine gefangene Maus ins Haus und schaute den Katzenliebhaber fragend an. René nahm die tote Maus, zerschnitt sie in kleine Teile, denn Minka konnte ihren Fang nur noch so genießen!

Der Freund Nico von Heuduck (Bild) war nächster Interviewpartner. Er kenne René so lange er denken kann. Auch er bewunderte seine turnerischen Leistungen in so vielen verschiedenen Disziplinen und seine Präsenz in der Zeitung. Er, Nico, wohne in Ulm und man treffe sich alle zwei Wochen in der Waldsee-Therme, wo es ein witziges Begrüßungsritual gebe, das natürlich vorgeführt wurde.

„Er passt in keine Schublade“

Schließlich war Wolfgang Mach (Bild) aufgerufen. Er bekannte zunächst, kein Eingeborener zu sein, erst seit 1973 lebe er hier und habe sich im Haus Liebel mit Werbegrafik unter anderem für die damalige Firma Fahrzeugbau-Hymer befasst. Mach berichtete dann von der 50er-Geburtstagsfeier von Erwin Hymer. Dort erklang unter anderem das Lied von der „Schwäbsche Eisebahna“. Dabei stand René an einem Flipchart und zeichnete in Windeseile zu jeder Strophe den darin besungenen Vorgang. Zu Renés Zaubereien meinte Mach, Uri Geller habe sicher viel von ihm gelernt! Auf die Frage, was für ein Mensch ist denn René, meinte Mach, er sei ein Schöpfer, der keine Grenzen kenne, ein Gestalter mit imponierenden Perspektivansichten, ein bescheidener, liebenswürdiger und sympathischer Mensch, ein Schalk obendrein und ein Künstler, der in keine Schublade passe. Mit ihm könne es nie Streit geben und die Philadelphiatorte seiner Gertrud sei einmalig! Abschließend trug Mach ein selbst verfasstes Gedicht vor, das man getrost als gelungene Laudatio für den Jubilar verstehen konnte.

Der Vaterstadt immer treu geblieben

Barny nochmal zu Auer: Überall in der Welt hätte er doch mit seinen vielseitigen Talenten Fuß fassen können, sicher auch in Paris oder New York, was habe ihn bewogen, hier in Bad Waldsee zu bleiben? Renés Antwort: diese liebe Stadt, der Stadtsee, das Urschwäbische und die Menschen hier. Und wem habe er sehr zu danken? Natürlich seiner Gertrud stets hinter den Kulissen, seinen Freunden und seiner Familie und natürlich seinem Stuttgarter Professor.

Barny Bitterwolf, auch er ein Tausendsassa.

Abschließend las Wolfgang Lachmann eine Geschichte beziehungsweise einen Traum vor: „Die Kunst am Baum“, die wohl zum 75er des Jubilars entstanden ist. Darin geht es um einen Baum, der mit einem Glaskasten um sich wächst und immer größer wird. Eine Bildfolge dazu findet sich in Auers Retrospektive, die bis zum 6. Oktober im Kornhaus zu sehen ist.

Mit weiteren anspruchsvollen musikalischen Beiträgen der Salteris endete der offizielle Teil der Geburtstagsfeier für den sympathischen Waldseer Künstler. Nun wurde mit spannenden Austauschen zünftig und noch lange weitergefeiert.
Text und Fotos: Peter Lutz



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