Was regionale Lichtbildner zum Thema Nostalgie zu sagen haben
Bad Waldsee – Seit Sonntag, 9.6., hängt in der Säulenhalle des Bad Waldseer Heimatmuseums eine Fotoausstellung. Zehn Fotografen haben sich mit dem Begriff „Nostalgie“ auseinandergesetzt.
Gruppenbild mit Dame: Acht der zehn ausstellenden Fotografen waren bei der Eröffnung anwesend (von links): Roland Rasemann, Ferdinand Josten, Wynrich Zlomke, Steffen Dietze, Alexandra Pflug, Ernst Fesseler, Markus Leser, Veith Hämmerle.
Hubert Leißle (Bild), Vorsitzender des Museumsvereins, konnte zur Vernissage nicht nur acht der ausstellenden Fotografen und eine Schäferin, Protagonistin einer Ausstellungsstrecke, sondern auch ca. 160 Besucher, darunter OB Matthias Henne, Bürgermeisterin Monika Ludy, Altbürgermeister Rudolf Forcher, Altkämmerer Alfons Fiegel mit Gattin, die Organisatorin der Ausstellung und Vizevorständin Brigitte Hecht-Lang sowie den Koordinator der Ausstellung Axel Otterbach, ebenfalls mit Gattin, begrüßen.
Fotoausstellung, lohnt sich das?
Wolfgang Mach, der als Laudator die Ausstellung eröffnete, hatte sich schlau gemacht und rausbekommen, wie viele Milliarden und Billionen Fotos vor allem via Smartphone weltweit täglich geknipst und in irgendwelchen Clouds gespeichert werden. Wir alle haben ein Smartphone in der Tasche und wenn uns was über den Weg läuft, an das wir uns erinnern oder das wir mit anderen „teilen“ wollen – zack, Handy raus und abgeschossen. Ein Klick weiter und es landet bei Facebook, Insta, Tiktok usw.
Lohnt sich bei dieser Bilderflut ein Gang ins Museum, um Fotos anzuschauen? Unbedingt, ist die Antwort. Und dafür gibt es viele gute Gründe:
Erstens: Das Bildformat. Es ist schon ein Unterschied, ein Bildchen im Handy-Mäusekino anzuschauen oder im großen Format an der Wand. Alleine der Eindruck, den ein Bild in diesem Format auf den Betrachter macht, hat eine ganz andere Wucht. Und die Details, die man plötzlich sieht. Jede Falte im Gesicht. Jede Macke auf der Karosserie. Jede Spinnwebe im Winkel. Alles da.
Mehr als 160 Personen waren zur Vernissage gekommen, darunter auch die Stadtspitze.
Zweitens: Das Betrachten. Ein Museum ist ein Ort der Muße. Außer bei der Vernissage am Sonntag, es waren etwa 160 Personen gekommen, ist es im Museum ruhig. Meist ist man alleine. Kann sich in aller Ruhe vor den Bildern aufbauen. Kann sie von ganz nah, von weiter weg, von allen Seiten in aller Ruhe anschauen. Die eigenen Gedanken zu den Bildern kommen von ganz alleine. Ohne das ständige Hintergrundrauschen des Alltags.
Drittens: Die Motive. Zahn Fotografen haben sich auf ihre ganz eigene Weise mit dem Begriff Nostalgie auseinandergesetzt. Auch Hubert Leißle, der rührige Museumsmann, bei seiner Begrüßung und Wolfgang Mach bei seiner Einführung. In Zeiten der Veränderung, der Verunsicherung, wie es die Klimakatastrophe mit sich bringt, erinnert man sich gerne zurück an eine heile Welt. Dabei spielt uns unsere Erinnerung einen Streich: Wir erinnern uns besser an Schönes als an Unangenehmes. Was die Sichtweise der Fotografen bei aller Unterschiedlichkeit der Herangehensweise an das Thema eint, ist die Ästhetik der Fotos. Egal, ob es sich um den Raddampfer Hohentwiel, ein Matchbox-Spielzeugauto, um die Portraits Über-80-Jähriger, aufgelassene Wirtschaften oder alte Koffer auf der Bühne handelt.
Viertens. Das Formale. Ist man erst mal soweit, dass man sich die Bilder in Ruhe betrachtet, auf sich wirken lässt, Zwiesprache mit ihnen hält, wird der künstlerische Aspekt der ausgestellten Fotos im Gegensatz zu unseren Handy-Knips-Bildchen deutlich. Kein Bild wurde zum Zufall überlassen. Erst entstand im Kopf des Fotografen eine klare Vorstellung dessen, was er zeigen wollte. Dann sucht er sich den besten Blickwinkel. Das richtige Objektiv. Weitwinkel, Tele. Mal muss er einen weiten Horizont, mal Dichte einfangen. Nicht einfach nur drauflos knipsen.
Nostalgie. Rückbesinnung auf ein besseres Leben? Eine Bilderserie an der Wand ist nur scheinbar nostalgisch. Zeigt das Leben einer Schäferin mit ihren 800 Schafen. Eindringliche Bilder. Aber doch aus der Jetztzeit.
Für die Musik bei der Ausstellung sorgte Andi Merk mit nostalgischen Klängen aus dem Saxophon, der Querflöte, den Percussion-Trommeln und seiner Kehle.
Öffnungszeiten
Das Museum im Kornhaus ist immer freitags, samstags und sonntags von 13.30 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet. Die Ausstellung hängt noch bis 4. August.
Text und Fotos: Erwin Linder
Andi Merk mit der Querflöte.
Andi Merk, Percussion
Das Ausstellungsplakat.
In unserer Bildergalerie Fotos von Exponaten