Skip to main content
200 Jahre Schmidsfelden

Alte Handwerkskunst, neu belebt



Foto: Hans Reichert
Glasbläser und Schutzherr: Stefan Michaelis (rechts) mit Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle, der zusammen mit der Heimatpflege Leutkirch für das Gedeihen des ganz besonderen Museumsortes Schmidsfelden Sorge trägt.

Schmidsfelden – Seit zweihundert Jahren wird in Schmidsfelden Glas hergestellt.  Vor zwei Jahrzehnten drohte der Verfall der Glashütte Schmidsfelden, aber die Heimatpflege Leutkirch hat für Wiederbelebung gesorgt. Leute wie Manfred Thierer, Georg Zimmer, Rudi Dentler und viele fleißige Hände mehr beendeten den Dornröschenschlaf dort. Der Glasmacher Stefan Michaelis ist zum Glücksfall für dieses Industriedenkmal geworden. Die Anerkennung durch die UNESCO beweist die Bedeutung der Anlage: Glaskunst in Schmidsfelden ist jetzt eingetragen als immaterielles Kulturerbe der Welt.

So sah früher die Arbeit in der  Glashütte Schmidsfelden aus.

ANZEIGE

Oberbürgermeister Hansjörg Henle sieht dies als ein eigentliches Wunder, weil doch das Holzgebäude vor zwanzig Jahren kurz vor dem Einstürzen war. „Wenn nicht der Input und das Herzblut der Gründergeneration der Heimatpflege gewesen wäre, hätte Leutkirch nicht diesen Anziehungspunkt für Besucher; wir gehören jetzt zu den ganz großen Playern im Tourismus; wir haben sozusagen ein Triple: das Bockmuseum, das Leprosenhaus und hier diese museumspädagogische wertvolle Anlage.” So das hohe Lob des Oberbürgermeisters bei einem Festakt am 10. Mai zum 200-jährigem Bestehen des Glasmacherdorfes

Stefan Michaelis hat neben der Arbeit mit der Schmelze immer viele Fragen bekommen „Was ist eigentlich Glas?“ Jetzt sind die Erklärungen verständlich aufbereitet und auch kindgerecht dargestellt: Vier Baumstämme braucht es plus Pottasche und Quarz, um ein Kilo Glas herzustellen. Und was bedeutet „Scherben bringen Glück?” Oder „Wer ist die Regina mit Weitblick?“ All das wird in der sehenswerten Ausstellung beantwortet.

ANZEIGE

1898 kam das Ende der Glasherstellung

Im Jahr 1898 hörte die Glas-Herstellung in Schmidsfelden auf. In anderen Teilen Deutschlands war die Energiequelle Kohle ergiebiger als das Holz in der Adelegg. Statt aus Steinen den Quarz zu gewinnen, war Quarzsand woanders das günstigere Ausgangsmaterial. Julius Christmann, Nachfolger der Glasbarone, hatte den Plan, mit einer Papierfabrik weiterzumachen. Daraus wurde nichts, sein Sägewerk arbeitete aber bis in die 1960er-Jahre.

Alle diese Fakten aus der Geschichte kennt Stefan Michaelis (Bild). Schmidsfelden ist seine Heimat geworden und er kann viel erzählen. Von Anfang an, seit er vor zwanzig Jahren gekommen ist, hat er sich hier wohlgefühlt, Franz Dörner und Bettina Kahl ließen ihn heimisch werden und ein wertvoller Berater in finanzieller Hinsicht war die ganze Zeit über immer Rudi Dentler.

ANZEIGE

Michael Waizenegger, Vorsitzender der Leutkircher Heimatpflege, zeigt eine Plakette, die für die Förderung durch das EU-Programm LEADER steht.

Über Geldsummen wollte am Eröffnungsabend niemand so genau sprechen. Den Initiatoren ist es durch viel bürokratischen Aufwand gelungen, an die Fördertöpfe des EU-Programms LEADER zu kommen. Damit soll Lebensqualität im ländlichen Raum gesichert werden. Silvia Ulrich ist mit ihrem Büro für die Bearbeitung der Anträge zuständig. Von der Glasfabrik Verallia in Bad Wurzach kam eine Art Patenschaftsspende. Jürgen Waizenegger, Bruder des Vorstands der Heimatpflege, und Marc Brandner vom gleichnamigen Gestaltungsbüro sind weitere Väter des Erfolgs. Und die Stadt Leutkirch hält ihre schützende Hand über das Projekt.

ANZEIGE

Alphorn-Klänge zum 200-Jahr-Jubiläum.

Am Samstag und Sonntag wird im gesamten Glasmacherdorf Schmidsfelden viel Glaskunst und Kunsthandwerk geboten. Es ist das beliebte Markttreiben. Außerdem bietet die Landschaft viele Anregung für ausgedehnte Spaziergänge. Die Adelegg ist ja wieder ein großes zusammenhängendes Waldgebiet. Zur Zeit der Glasmacher waren die Wälder als Energiequelle genutzt und abgeholzt.  
Text und Fotos: Hans Reichert

Viele Bilder vom Jubiläumsabend in unserer Galerie

ANZEIGE

Glas-Produkte aus der Jetztzeit des Glasmacherdorfes Schmidsfelden.

Aus der Geschichte des Glasmacherdorfes Schmidsfelden

Der Glasherr Johann Balthasar von Schmidsfeld muss bis Georgi 1825 sein Dorf mit Hütte, Häusern und Kapelle in Alt-Eisenbach räumen. Wochenlang fahren die Karren, beladen mit Hab und Gut talauswärts, zur „Ratzensäge“, wo die Herren von Schmidsfeld vorsorglich Grundstücke erworben hatten. Dort entsteht ein neues Dorf mit Namen Schmidsfelden. 

ANZEIGE

Am höchsten Punkt entsteht das „Oberhaus“, in dem die „Hüttenmeister“ Schmid (seit  1752 von Schmidsfeld, später Christmann) fortan residieren. Im niedriger gelegenen „Platzdorf“ wohnen und arbeiten die einfacheren „Leut“. 

1898 wird die Hütte stillgelegt, die Glas-Zeit in der Adelegg findet ihr Ende. Der Ingenieur Julius Christmann heiratet ein und führt wie sein Sohn Julius und sein Enkel Heinz Christmann in Schmidsfelden ein Sägewerk und einen Gutsbetrieb fort. 

Um 1990 ist Schmidsfelden nahezu menschenleer, der Glashütte droht der Verfall. Dann aber beginnt mit der Initiative der Heimatpflege Leutkirch ein erstaunliches Comeback, der Glas-Weiler belebt sich, in der Glashütte arbeitet wieder ein junger Glasbläser.
Aus der Webseite der Heimatpflege Leutkirch



BILDERGALERIE

Fotos: Hans Reichert

NEUESTE BEITRÄGE

Leutkirch
14.00 Uhr

“rotis und otl aicher” – Heute Führung durch die Ausstellung im Bock

Leutkirch – Die Heimatpflege bietet am heutigen Sonntag, 24. November, eine Führung durch die Otl-Aicher-Ausstellung an (14.00 Uhr). Die Führung macht Marc Brandner, ein profunder Aicher-Kenner.
Leserbrief

Das Deutschlandticket bedeutet Freiheit

Zum Leserbrief „Erhebliche Defizite im ÖPNV der Region“ (DBSZ vom 22. Novemer)
von Lukas Häfele
veröffentlicht am 24. November 2024
Am Montag, 2. Dezember

Sitzung des Gemeinderates der Großen Kreisstadt Leutkirch

Leutkirch – Öffentliche Einladung zur Sitzung des Gemeinderates der Großen Kreisstadt Leutkirch im Allgäu am Montag, 2. Dezember, um 18.00 Uhr im Sitzungssaal des Verwaltungsgebäudes Gänsbühl. Nachstehend die Tagesordnung:
Leserbrief

Erhebliche Defizite im ÖPNV der Region

Zur Verkehrssituation in Oberschwaben
von Peter Schön
veröffentlicht am 22. November 2024
Preise im Gesamtwert von mehr als 10.000 Euro

Aktion Isnyer Treuepass vom 23. November bis 18. Dezember

Isny – Neue Runde, neues Glück: Am 23. November startet die diesjährige Aktion Isnyer Treuepass. Unter dem Motto „Wer weiter denkt, kauft näher ein“ lädt sie auch heuer wieder zum Stempel sammeln und gewinnen ein. Erstmals locken Preise im Gesamtwert von mehr als 10.000 Euro. Die Chance, zu gewinnen, hat jeder, der im Aktionszeitraum (23.11. bis 18.12.) in Isny einkauft und einkehrt und mit dem Treuepass Stempel sammelt.

MEISTGELESEN

Leutkirch
Hauerzer Bürger machen Druck wegen der Hochwasser-Problematik

Bau eines Dammes gefordert

Hauerz – Für Montagabend, 18. November, ab 19.00 Uhr steht sie im Kalender: die nächste Gemeinderatssitzung der Stadt Bad Wurzach im Haus „Maria Rosengarten“. Dort geht es unter anderem um das „Starkregenrisikomanagement”. Konkret: um „Starkregengefahrenkarten” für die Gemeinde. Dass darauf ein Dorf auf jeden Fall stehen muss, gilt dort jetzt schon als ausgemacht: Hauerz. Beschwerden aus dessen Bevölkerung häufen sich. 
Leserbrief

„Dann gilt rechts vor links“

Zum Kommentar „Hastig und hochmütig“ (DBSZ vom 16. November)
von Rita Schnitzler
veröffentlicht am 20. November 2024
Wirtschaftsmagazin „Capital“ stuft Härle-Geschäftsführerin unter „Top 40 unter 40“ ein

Hochrangige Auszeichnung für Esther Straub

Leutkirch – Die Brauerei Clemens Härle freut sich, bekanntzugeben, dass Esther Straub, die die Brauerei neben Gottfried Härle in fünfter Generationen leitet, von dem renommierten Wirtschaftsmagazin Capital in die Liste der „Top 40 unter 40“ aufgenommen wurde. Die Auszeichnung würdigt junge Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, die mit innovativen Ansätzen und nachhaltigen Strategien ihre Branchen prägen.
Kommentar

Die Bürger vor Schaden bewahren

An den 3. August 2021 werden in Ellwangen noch viele jahrelang denken. Da ging in und um den Teilort von Rot an der Rot heftig Regen nieder. Und zwar so reichlich, dass das Dorf teils bis zu über einem Meter unter Wasser stand. Ein Mann, der dort lebte, entkam dem treibenden Nass nicht mehr. Er ertrank.
von Julian Aicher
veröffentlicht am 18. November 2024
Leserbrief

Erhebliche Defizite im ÖPNV der Region

Zur Verkehrssituation in Oberschwaben
von Peter Schön
veröffentlicht am 22. November 2024

TOP-THEMEN

Leutkirch
Leutkirch – Die Brauerei Clemens Härle freut sich, bekanntzugeben, dass Esther Straub, die die Brauerei neben Gottfri…
Leutkirch – In einem feierlichen Rahmen ehrte die Stadt Leutkirch am 14. November im Schwörsaal 49 engagierte Bürgeri…
Die Ampel ist zwar ausgeschaltet. Aber wir haben nach wie vor eine rot-grün-gelbe Mehrheit im Bundestag; der kann noc…

Einzelhandel, Dienstleistungen und Handwerk in Allgäu-Oberschwaben

VERANSTALTUNGEN

Bad Wurzach