Überraschung bei der Vernissage: Dorothea Schrade bekommt Hugo-Häring-Preis
Diepoldshofen – Am vergangenen Samstag, 11.11., öffnete Dorothea Schrade ihr Altes Pfarrhaus in Diepoldshofen für eine Vernissage ihrer Gemälde. Für die Überraschung des Tages sorgte ihr Sohn Tobias. Er brachte den Hugo-Häring-Preis für Schrades Strohballen-Atelier mit.
Der Frauenchor aus Bergatreute verzauberte die Zuschauerinnen grade noch mit Hildegard Knefs “Roten Rosen”, Dorothea Schrade begrüßte ihre Gäste, als Sohn Tobias mit seiner Frau Martha Strilic in die Gesellschaft platzte. „Meine Mutter hatte ja keine Zeit, deshalb mussten wir den Preis stellvertretend entgegennehmen.“ Verliehen wurde der Preis vom BDA Bund deutscher Architektinnen und Architekten Baden-Württemberg, Gruppe Bodensee, für das Strohballen-Atelier, das Dotothea Schrade als Bauherrin mit dem Architekturbüro Hochstrasser errichtete.
Was die Jury sagt
Hier die Würdigung der Jury: „Keine Showadresse. Das Atelier drängt nicht danach, gesehen zu werden. Unglück und Chance für Neues, wie nahe das beieinander liegt – und wie mutig diese Chance ergriffen wurde! Auf kleinem Raum, in stimmigen Proportionen, mit geringem und doch achtsam dimensioniertem Materialeinsatz, wurde große Atmosphäre geschaffen. Viel übereinstimmende Radikalität, zwischen Bauwerk und glücklicher Bauherrin, kommt hier zum Ausdruck. Vollkommenheit war dabei nicht Ziel, auch nicht die Schaffung eines Kunstwerkes. Künstlerische Haltung wird hier auf anderer Ebene sichtbar. Der Mut zum gelungenen, aber auch entwicklungsfähigen Experiment hat so viel Reibungsfläche wie Zukunft. In diesem Sinne ist das entstandene Atelier nicht nur Erlebnis, sondern ebenso prozesshafte Forschungsstation. Mit den Worten Hugo Härings: Eine polierte Metallkugel ist zwar eine phantastische Angelegenheit für unseren Geist, aber eine Blüte ist ein Erlebnis.“ Der Würdigungstext stammt von Nikolaus Kernbach.
Das Alte Pfarrhaus
Das Alte Pfarrhaus, in das man zur Vernissage geladen war, ist ein überaus passender Hort für Schrades Gemälde. Bleiben wir bei Härings Worten: Eine Blüte ist ein Erlebnis. Dorothea Schrade gönnte ihren Besuchern viele Erlebnisse. Vom roten Klatschmohn über Ansichten aus ihrem Garten bis zum Blumenkasten am Fenster. Dorothea Schrade malt mit kräftigem, sicheren Duktus und bringt dem Betrachter in den alltäglichen Motiven das Erlebnis Natur vor die Augen. Beeindruckend auch die großformatigen Bilder von Kühen. Eine für das Allgäu typische Ansicht, der man überall begegnet. Grasende Kühe, liegende Kühe, Dorothea Schrade findet im Alltäglichen das Besondere.
Ein familiäres Ereignis
Die Vernissage war ein ganz persönliches, familiäres Ereignis. Viele Besucher kannten die Künstlerin persönlich und wurden so auch begrüßt. Persönlich auch der Rahmen, denn das Alten Pfarrhaus ist kein Atelier, sondern die Wohnung Schrades. In einem Zimmer stand der Schreibtisch, ein antiker Schrank enthielt Aktenordner, das Bett trug eine Tagesdecke.
Wer sich an den Gemälden sattgesehen hatte, konnte auch den Magen füllen. In der Guten Stube im Erdgeschoss gab es Kaffee und Kuchen. Von fleißigen Helfern in der Küche frisch aufgebrüht und angeschnitten. Eine Spende dafür wurde gerne angenommen.
Viele Gemälde Schrades sind zu groß für die heimischen vier Wände. Bei anderen, die vom Format passen könnten, ist der Preis für manchen ein Hindernis. Aber da beweist sich Dorothea Schrade als clevere Geschäftsfrau und bietet Ratenzahlung an. Wie wäre es, mit einem „haltbaren“ Blumenstrauß in Öl auf Leinwand? Bezahlen können Sie noch im nächsten Jahr.
Text und Bilder: Erwin Linder
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